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Landkreis Augsburg: Auch für Wildtiere sind Überschwemmungen gefährlich

Landkreis Augsburg

Auch für Wildtiere sind Überschwemmungen gefährlich

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    Für Rehkitze kann eine Überschwemmung zu einer tödlichen Falle werden.
    Für Rehkitze kann eine Überschwemmung zu einer tödlichen Falle werden. Foto: Matthias Balk, dpa

    "Alles, was kurze Beine hat, bekommt bei Hochwasser Probleme", sagt Roland Bock, Vorsitzender der Jägervereinigung Schwabmünchen. Vor allem für das Niederwild wie den Hasen, der ja ursprünglich ein Steppenbewohner ist, kann das Wasser in den Wiesen zum Problem werden. Aber auch Vögel seien betroffen. Hier werde es für die Bodenbrüter kritisch. In überschwemmten Gebieten seien viele Gelege verloren gegangen. "Kiebitze, Rebhühner, Feldlerchen und noch viele andere Arten sind gefährdet", sagt Bock. Wobei der Kiebitz eher in den Lechfeldgemeinden und in der Königsbrunner Heide lebe und weniger in den Stauden. Daher sei der Kiebitz diesmal eher glimpflich davongekommen. 

    Rehkitze könnten ertrinken

    Kritisch könne es durch das Hochwasser in Wiesen und Feldern auch für Rehkitze werden. "Die liegen im hohen Gras und haben noch keinen Fluchtreflex. Wenn dann das Wasser steigt, ertrinken sie." Doch das sei nicht die einzige Gefahr. Viele der bevorzugten Aufenthaltsgebiete stehen jetzt unter Wasser. Das heißt, die Tiere müssten sich neue Aufenthaltsgebiete suchen. Deshalb sei im Moment sehr viel Bewegung im Wildbestand. Das wirke sich natürlich auch auf die Straßen aus. Jäger Bock rät daher, im Moment in Waldgebieten und zwischen Feldern besonders vorsichtig zu fahren. Im Moment seien auch viele Jungfüchse unterwegs, die durch das Hochwasser etwas orientierungslos seien. 

    Spaziergänger sollten besonders rücksichtsvoll sein

    Bock habe in seinem Revier schon festgestellt, dass diese gerade vermehrt überfahren würden. Doch auch Spaziergänger sollten jetzt besonders rücksichtsvoll sein. "Senken im Wald und auf Wiesen, in denen sich immer noch Wasser hält, sollten unbedingt gemieden werden. Denn in diesen Gebieten könnten sich vermehrt Wildtiere aufhalten", sagt der Vorsitzende der Schwabmünchner Jägervereinigung. Auch sollten Hundebesitzer ihre Tiere unbedingt an die Leine nehmen. "Gerade jetzt kann es fatal sein, wenn geschwächte Wildtiere vor Hunden flüchten müssen", so Bock. 

    "Jungtiere in Ruhe lassen"

    Auch bei Jungtieren, die einem über den Weg laufen, sollte man zurückhaltend sein. "Die Chance ist groß, dass diese ihre Mütter wiederfinden. In der Regel brauchen sie keine Hilfe von Menschen." Tierärzte und Auffangstationen seien im Moment sowieso überlaufen und alles andere als glücklich, wenn ihnen noch Wildtiere gebracht würden. Am besten wäre es, der Natur in den nächsten Tagen einfach Ruhe zu gönnen und sich von den Rückzugsgebieten der Wildtiere fernzuhalten, meint Roland Bock. 

    Auch in der Fischerei sorgt das Hochwasser für große Probleme

    Probleme gibt es auch für die Fischbestände. Hochwasser, überspülte Deiche und gebrochene Dämme haben natürlich Einfluss auf die Fischpopulationen. In den vergangenen Tagen wurde vermehrt von Fischen in überschwemmten Wiesen berichtet. Bei Dammbrüchen werden sie einfach von der Flutwelle mitgerissen. Zunächst stelle das noch kein Problem dar, so Stefan Zott, Geschäftsführer des Fischereiverbandes Schwaben. Denn sobald das Wasser zurückgehe, würden natürlich auch die Fische zurückwandern. Anders sehe das aus, wenn sich das Wasser in Senken sammelt und dann die Verbindung zum ursprünglichen Gewässer abreißt. "Dann sind die Fische auf einer Wiese oder einem Feld gefangen", sagt Zott. Hier käme dann die sogenannte Fischnacheile zum Tragen. 

    Das Hochwasser gefährdet die Fische aus Paar und Ecknach. Denn die Fluten haben viele von ihnen aus ihrem Lebensraum gespült. Zwei Fischereivereine haben jetzt eine Rettungsaktion gestartet. Dabei werden Fische, die in entstandenen Tümpeln gelandet sind, in die Paar und die Ecknach zurückgebracht.
    Das Hochwasser gefährdet die Fische aus Paar und Ecknach. Denn die Fluten haben viele von ihnen aus ihrem Lebensraum gespült. Zwei Fischereivereine haben jetzt eine Rettungsaktion gestartet. Dabei werden Fische, die in entstandenen Tümpeln gelandet sind, in die Paar und die Ecknach zurückgebracht. Foto: Mike Couball

    Dabei sei gesetzlich geregelt, dass die Fischereiberechtigten, wie zum Beispiel Vereine oder Züchter, dann auf die Wiesen gehen könnten, um zu versuchen, die Fische dort zu retten. Das geschehe im Moment auch überall im Landkreis. Allerdings stelle das die Vereine, die ja hauptsächlich auf ehrenamtliche Hilfe angewiesen sind, vor große Herausforderungen. "Wir sind natürlich vom Ausmaß der Naturkatastrophe genauso betroffen wie viele andere auch. Und viele Mitglieder unserer Vereine sind zusätzlich auch bei der Feuerwehr oder dem THW aktiv", sagt Zott. Die gesetzliche Möglichkeit der "Fischnacheile" bestehe eine Woche lang. Nach diesem Zeitraum würden die Fische letztlich dem Grundstücksbesitzer gehören. Wenn ein Spaziergänger auf einer Wiese einen Fisch finde, sei es aber keine gute Idee, diesen einfach mitzunehmen. "Das erfüllt den Tatbestand der Fischwilderei", so Zott. 

    Aber den Fisch zu fangen und ihn wieder in den nahen Fluss zu bringen, sei natürlich jederzeit erlaubt. Was für Vereine schon schwierig sei, könne für Berufsfischer und Züchter schnell existenzbedrohend sein. "Ein Dammbruch bei einem Fischweiher, wie dem in Burgwalden, zieht natürlich einen immensen Schaden für den Züchter nach sich", erklärt Zott. Und vielerorts sei für die Tierbestände mit dem Ablaufen des Hochwassers noch nicht alles wieder in Ordnung. Denn es seien viele Verschmutzungen mit Fremdstoffen und Heizöl noch längere Zeit in den Gewässern vorhanden. Auch das könne für Fischbestände zum Problem werden. 

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