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Landkreis Augsburg: Alles wird teurer im Augsburger Land: Bleibt der Einkaufswagen jetzt leer?

Landkreis Augsburg

Alles wird teurer im Augsburger Land: Bleibt der Einkaufswagen jetzt leer?

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    Durch die Inflation sind viele Konsumenten beim Einkaufen zurückhaltend.
    Durch die Inflation sind viele Konsumenten beim Einkaufen zurückhaltend. Foto: Dpa / Hendrik Schmidt

    Brot, Butter, Milch und Fleisch - alles ist teurer geworden. Viele Menschen fangen an, den Cent zweimal umzudrehen, bevor sie ihn ausgeben. Die Zurückhaltung der Konsumenten und die steigenden Preise für Rohstoffe und Energie macht vielen Händlern im Landkreis zu schaffen.

    "Wir merken deutlich, dass die Kunden länger überlegen, ob sie einfach mal so ein Buch mitnehmen", sagt Ingrid Wenger vom gleichnamigen Schreibwarengeschäft in Schwabmünchen. Trotz allem fehle es der Buchhändlerin bislang nicht an reger Kundschaft: "Viele Schulkinder kaufen ihr Material auch weiterhin bei uns ein."

    Steigende Preise: "Das Kilo Butter liegt nun fast bei zehn Euro"

    Über weniger Kundschaft kann sich die Königsbrunner Chocolaterie ebenfalls nicht beschweren. "Uns macht vielmehr die enorme Teuerung und die verzögerte Lieferung der Rohstoffe zu schaffen", berichtet Inhaber Peter Müller. Besonders auf Milch und Sahne muss der Betrieb länger warten. Laut Müller liegt das hauptsächlich an Engpässen in der Verpackungsbranche. Dadurch stand kurzzeitig sogar das Weihnachtsgeschäft auf der Kippe: "Ende Juni haben wir gerade noch rechtzeitig einen Lieferanten für unsere Weihnachtsverpackungen gefunden." Dafür betrage die Lieferzeit momentan sechs bis acht Monate.

    Dazu kommt, dass die Preise für die Rohstoffe immer noch weiter ansteigen. "Das Kilo Butter liegt nun fast bei zehn Euro", sagt Müller. "Wenn wir unsere Produktpreise nicht auch erhöht hätten, gäbe es uns wohl gar nicht mehr." Im Hinblick auf die gestiegenen Energiepreise kritisiert der Konditor auch die Bundesregierung: "Anders als die Industrie bekommen Bäcker, Konditoren und Metzger keinerlei Energiezuschüsse, das kann nicht sein."

    Gewerbeverband Königsbrunn setzt auf gegenseitige Unterstützung

    Auch die Vorsitzende des Gewerbeverbands Königsbrunn bekommt von vielen Unternehmern mit, wie sehr der regionale Handel unter dem zögerlichen Kaufverhalten und den steigenden Energiepreisen leidet. Carmen Strehle-Schuler setzt vorerst auf die Zusammenarbeit und die gegenseitige Unterstützung der Verbandsmitglieder: "Wir planen gerade eine gemeinsame Werbeaktion, die nach den Ferien starten soll." Außerdem laufe momentan eine bayernweite Umfrage des Dachverbands über den Status quo in den einzelnen Betrieben. "Ich hoffe, dass dadurch weitere Maßnahmen zur Unterstützung der Unternehmer getroffen werden können", sagt Strehle-Schuler. Anfang September sollen ihr die Ergebnisse der Umfrage vorliegen.

    Auch dem Geschäftsführer von "Spiel und Freizeit" und "Babywelt" in Gersthofen bereiten die steigenden Energiepreise große Sorgen. "Momentan kommen wir damit noch zurecht, aber ich habe die Befürchtung, dass das im kommenden Jahr anders werden wird", sagt Karl-Hans Pfleger. Der Geschäftsführer ist froh, dass immerhin die Kaufkraft in seinen beiden Märkten relativ stabil bleibe. "Wir geben unser Bestes, nicht alle Preissteigerungen an die Kunden weiterzugeben, aber in gewisser Hinsicht sind auch uns die Hände gebunden", berichtet Pfleger. Heuer musste das Unternehmen die Preise bereits um durchschnittlich drei bis sechs Prozent erhöhen.

    Bioläden im Landkreis Augsburg leiden besonders unter der Krise

    Diese Möglichkeit hat Rainer Gruber in seinem Bioladen Siebenfrisch in Leitershofen nicht. "Das lässt der Markt nicht zu", sagt er. Dabei müssten auch die Bio-Lebensmittelgeschäfte jetzt die Preise erhöhen, um zu überleben. Die Mindestlohnerhöhung, gestiegene Energiekosten und Preiserhöhungen einiger Hersteller müssten auf die Kunden umgelegt werden. Die tragen das aber nicht mit. Schon jetzt würden weniger Kunden in das Bio-Lebensmittelgeschäft kommen, erzählt der Marktinhaber. Oft haben sie auch noch weniger im Einkaufswagen als früher. Dabei seien die Preise allenfalls moderat gestiegen, weil viele Produkte aus der Region kommen und somit beispielsweise nicht von Lieferkettenproblemen betroffen sind.

    Trotzdem geben viele Menschen jetzt weniger Geld für gutes Essen aus. Rainer Gruber vermutet, dass sie lieber zum Discounter gehen, damit sie beispielsweise auf die Urlaubsreise in diesem Jahr nicht verzichten müssen. Ob sie sich nächstes Jahr wieder einen Urlaub leisten können, wissen viele nicht. Die Kaufzurückhaltung sei also vielmehr mit der Sorge um die Zukunft zu begründen als mit der tatsächlichen Inflation, beobachtet Rainer Gruber. Seit 30 Jahren ist er im Geschäft, aber so eine Situation hat er noch nicht erlebt. "Es betrifft alle Bioläden", sagt er. Die ganze Bio-Branche arbeite derzeit wohl eher aus Idealismus als aus wirtschaftlichen Gründen. Er kann nur hoffen, dass sich die Lage wieder verbessert.

    Konsumenten verschieben große Investitionen lieber auf unbestimmte Zeit

    Neben der Lebensmittelindustrie trifft die Krise auch die Autobranche besonders hart. "Es ist verdammt ruhig", sagt Alexander Pfanner, Mitarbeiter beim Autohaus Eberhard in Schwabmünchen. "Die Leute horten ihr Geld momentan lieber und verschieben große Investitionen wie den Kauf eines Autos häufiger auf unbestimmte Zeit." Pfanner schätzt, dass die Kaufkraft gar um 30 bis 40 Prozent eingebrochen ist.

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