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Eurofighter Fliegerhorst Lechfeld: So funktioniert die Luftraum-Überwachung

Die sogenannte Alarmrotte überwacht den süddeutschen Luftraum und muss binnen 15 Minuten in der Luft sein.
Lagerlechfeld

Eurofighter auf dem Lechfeld: Im Notfall geht es auch nachts in die Luft

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    Der Alarm kann jederzeit schrillen. Dann müssen zwei Eurofighter-Piloten innerhalb von 15 Minuten in der Luft sein. Sie sind Teil der sogenannten Alarmrotte, die den süddeutschen Luftraum überwacht. Die Kampfjets des Taktischen Luftwaffengeschwader 74 operieren derzeit vom Lechfeld aus. 

    90.000 PS bringen die Eurofighter im Ernstfall auf Überschallgeschwindigkeit.
    90.000 PS bringen die Eurofighter im Ernstfall auf Überschallgeschwindigkeit. Foto: Marcus Merk

    In Neuburg, der Heimatbasis des Geschwaders, wird bis 17. Mai die Startbahn saniert. Deshalb sind die Eurofighter nach Schwaben umgezogen. Vormittags und nachmittags wird trainiert, teilweise auch in der Nacht. Das hat einen besonderen Grund. 

    Nachtflüge sind für die Piloten wichtig

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    Je länger die Tage im Sommer werden, desto schwieriger wird es für die Piloten, Nachtflüge zu üben. Doch die seien wichtig, erklärt der neue Kommodore des Geschwaders, Jürgen Schönhöfer. "Wir sind genau in der Übergangsphase zum Sommer. Für uns ist das die letzte Möglichkeit für Übungen in der Dunkelheit." Der Chef des Geschwaders kann verstehen, wenn es wegen der Nachtflüge Fragen gibt. "Ab nächster Woche ist es dann aber vorbei. In den nächsten vier bis fünf Monaten finden dann keine Nachtübungen mehr statt." 

    Obertsleutnant Jürgen Schönhöfer ist neuer Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74, das derzeit auf dem Lechfeld stationiert ist.
    Obertsleutnant Jürgen Schönhöfer ist neuer Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74, das derzeit auf dem Lechfeld stationiert ist. Foto: Marcus Merk

    Die Alarmrotte muss rund um die Uhr aufsteigen. Sie besteht aus zwei Eurofighter-Jets, den Besatzungen und der Mannschaft am Boden. Die Rotte auf dem Lechfeld ist für den süddeutschen Luftraum zuständig. Eine zweite kontrolliert derzeit von Rostock-Laage aus den Norden. Wenn die Deutsche Flugsicherung Probleme hat, weil sich zum Beispiel ein Luftfahrzeug nicht meldet, vom Kurs abweicht oder ein Notfall eintritt, dann kommen die Eurofighter ins Spiel. Ganz einfach ausgedrückt: Sie schauen nach, was am Himmel los ist. Konkret heißt das: Die Piloten nehmen in der Luft Kontakt mit einem fremden Flugzeug auf, zu dem zum Beispiel kein Funkkontakt besteht. Das passiert immer wieder. 

    Vor jedem Flug findet ein umfassender Test statt. Die letzte Prüfung unmittelbar vor dem Abheben heißt "last chance" – die letzte Chance, um doch am Boden zu bleiben.
    Vor jedem Flug findet ein umfassender Test statt. Die letzte Prüfung unmittelbar vor dem Abheben heißt "last chance" – die letzte Chance, um doch am Boden zu bleiben. Foto: Marcus Merk

    Russische Aufklärer abgefangen

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    Vor wenigen Wochen stieg die Alarmrotte im Norden auf, weil russische Aufklärer den sogenannten Transponder, eine Art Funkgerät im Flugzeug, abgeschaltet hatten und damit nicht mehr klar war, in welcher Höhe und mit welcher Geschwindigkeit sie sich bewegten. Das übliche Szenario sieht vor: Wenn kein Funkkontakt mehr besteht, fliegt Alarmrotte heran und kommuniziert mit den Piloten mittels international standardisierter Sichtzeichen. Ist der Fehler behoben, kehren die Eurofighter zu ihrem Stützpunkt zurück. 

    Als Entenflügel werden die vorderen Flügel am Cockpit des Eurofighters bezeichnet. Mit dem Querruder ermöglichen sie eine große Beweglichkeit in allen Geschwindigkeitsbereichen.
    Als Entenflügel werden die vorderen Flügel am Cockpit des Eurofighters bezeichnet. Mit dem Querruder ermöglichen sie eine große Beweglichkeit in allen Geschwindigkeitsbereichen. Foto: Marcus Merk

    Und wenn nicht? Die Eurofighter können fremde Flugzeuge durch den deutschen Luftraum eskortieren oder zu einer Landung zwingen. Im Notfall auch mit der Bewaffnung. "Das müsste schon ein Extremfall sein, den wir hoffentlich nicht in Deutschland haben", sagt Jürgen Schönhöfer. Das könnte zum Beispiel ein abzufangendes Flugzeug sein, das eine Gefahr für die Bevölkerung darstellt. Zum Abschuss müsste es aber eine ganz klare Entscheidung der Führungskette, auch durch die politische Führung, geben. "Wir sind nur das ausführende Organ", sagt Schönhöfer. Der deutsche Luftraum gehört immerhin zu den verkehrsreichsten der Welt und ist in über 80 Sektoren aufgeteilt. Die Fluglotsen der Flugsicherung sitzen in fünf Kontrollzentren in

    Zwei scharfe Einsätze im Monat

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    Ungefähr ein bis zweimal pro Monat steigt die deutsche Alarmrotte auf – meistens, weil der Funkkontakt zu zivilen Flugzeugen fehlt. Der 49-jährige Jürgen Schönhöfer hatte als neuer Kommodore des Neuburger Geschwaders noch keinen "scharfen Einsatz". Als Pilot, der selbst früher F4F-Phantom-Maschinen und heute im Eurofighter fliegt, kennt er die Probleme in der zivilen Luftfahrt: Die Kollegen hätten sehr viele Funkgeräte und seien im Cockpit oft sehr beschäftigt. "Oft stellen sie gar nicht fest, dass sie nicht auf dem Funk sind. Das ist der Normalfall. Es kann auch sein, dass wir alarmiert werden und dann 20 Minuten in der Luft sind und sich bis dahin schon alles geklärt hat. Man kann es aber nie wissen, deshalb ist es auch notwendig." 

    Die Alarmrotte auf dem Lechfeld

    Quick Reaction Alert: Für die Sicherheit im Luftraum stehen in Deutschland grundsätzlich zwei Alarmrotten bereit: im Norden in Wittmund und im Süden in Neuburg an der Donau. Alternativstandorte der Alarmrotte befinden sich in Nörvenich bei Köln und in Laage bei Rostock.

    Eurofighter: 2004 begann die Luftwaffe mit der Einführung dieses Waffensystems. Das knapp 16 Meter lange Kampfflugzeug mit einer Flügelspannweite von rund elf Metern kann eine Maximalgeschwindigkeit von über 2000 Stundenkilometer erreichen. Moderne Überwachungselektronik regelt viele Funktionen automatisch. Das Flugzeug besteht zu einem hohen Anteil aus Kohlefaserverbundwerkstoff. Das Kampfflugzeug wird seit 2006 beim Neuburger Geschwader eingesetzt. Die Flugstunde des Eurofighters kostet rund 70.000 Euro. Das war die Auskunft der Bundesregierung vor einigen Jahren.

    Flugplatz Lechfeld: Dem Luftwaffengeschwader 74 aus Neuburg an der Donau zugeordnet ist das Lechfeld als Ausweichflugplatz. 

    Anspannung herrsche unter den Piloten der QRA-Maschinen (Quick Reaction Alert) selten. "Wir trainieren alles und sind gut vorbereitet. Anspannung herrscht manchmal nur, wenn man nachts alarmiert wird oder wenn schlechte Wetterbedingungen herrschen", sagt Schönhöfer. In der Nacht zu fliegen, sei für die Piloten keine Herausforderung. "Aber es ist wie beim Autofahren. Man sieht weniger, die Sicht ist eingeschränkter. Das muss speziell geübt werden." 

    Im nächsten Jahr ist das Geschwader im Baltikum

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    Im nächsten Jahr bekommen Eurofighter des Neuburger Geschwaders eine besondere Aufgabe: Sie werden Teil der Luftraumüberwachung im Baltikum und sind für neun Monate sogar Leitverband. Erstmalig in Lettland und nicht wie sonst üblich in Estland. Seit vergangenem Jahr fliegen die Kollegen des Taktischen Luftwaffengeschwaders 71 Richthofen aus Wittmund zur Verstärkung des "Air Policing

    Spektakulärer Start: Mit dem Nachbrenner schießen die Eurofighter fast senkrecht in den Himmel.
    Spektakulärer Start: Mit dem Nachbrenner schießen die Eurofighter fast senkrecht in den Himmel. Foto: Marcus Merk
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