Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schwabmünchen
Icon Pfeil nach unten

Kunst trifft Natur: Entdecken Sie die Ausstellung „Fingerbreit Erde“ in Bobingen

Bobingen

Wenn Artischockensamen tanzen und Holz spricht

    • |
    • |
    • |
    Auf der Ausstellungseröffnung führte die Kunsthistorikerin Johanna Haug in das Werk der Kunstschaffenden ein, auf dem Bild vor einem Objekt von Paul Reßl.
    Auf der Ausstellungseröffnung führte die Kunsthistorikerin Johanna Haug in das Werk der Kunstschaffenden ein, auf dem Bild vor einem Objekt von Paul Reßl. Foto: Petra Harenbrock

    Wenn Artischockensamen miteinander tanzen, wenn Holzstapel am Waldesrand eine ungeahnte ästhetische Tiefe entfalten und punktierte Wachsoberflächen von Rhythmus und Kraft erzählen, dann wirkt die besondere Kraft der Kunst.

    Die etwa 80 Gäste, die jüngst die Eröffnung der Ausstellung „Fingerbreit Erde“ in der Galerie im Unteren Schlösschen erlebten, ließen sich verzaubern, in Staunen und Schmunzeln versetzen und gerieten ins Nachdenken. Die Schau, die durchweg positive Resonanz fand, präsentiert noch bis Ende März Werke der Regensburger Kunstschaffenden Alois Achatz, Pauline Adler, Renate Höning, Paul Reßl und Lina Schobel. So unterschiedlich ihr Alter – die Jahrgänge der Beteiligten reichen von 1958 bis 1992 – so verschieden sind auch die Betrachtungswinkel auf die Verbindung zwischen Kunst und Natur.

    Feine Arrangements aus Pflanzensamen von Pauline Adler zeigen in der Ausstellung „Fingerbreit Erde“ im Unteren Schlösschen Bobingen die Poesie der Natur
    Feine Arrangements aus Pflanzensamen von Pauline Adler zeigen in der Ausstellung „Fingerbreit Erde“ im Unteren Schlösschen Bobingen die Poesie der Natur Foto: Petra Harenbrock

    „Auch wenn so ein Fingerbreit Erde im großen Weltgetöse nicht ins Gewicht fällt: Auf diesem Stückchen Erde lebt es“, sagte die Kunsthistorikerin Johanna Haug, die nach der Begrüßung durch Tanja Leodolter, der Vorsitzenden des Kunstvereins, fachkundig und sensibel in die Ausstellung einführte. Die Gäste folgten den Ausführungen der Leiterin des Schulmuseums Ichenhausen gern und entdeckten in den Werken immer wieder neue Parallelen zwischen künstlerischem Schaffen und der Natur.

    Stängel und Samen erhalten ein poetisches Eigenleben

    In Pauline Adlers Arbeiten formieren sich Stängel und Samen von Bocksbart, Clematis und Oleander zu filigranen Gruppen. Mit äußerster Behutsamkeit von der Künstlerin arrangiert, erhalten sie ein poetisches Eigenleben. Für viel Aufmerksamkeit sorgten auch ihre kostbar in Vitrinen präsentierten Objekte aus Kletten: Einmal verkettet sie die pieksenden Kugeln zu einem luxuriös drapierten Schal samt Designer-Logo, mal schreibt mit Kletten „alleshängtanmir“ auf eine Fußmatte.

    Alois Achatz setzt sich fotografisch mit Bäumen und Blüten auseinander. Ob Rindendetails, Holzstapel vor rauschenden Wäldern oder Liebstöckelstengel – seine Werke erhalten durch das aufwendige Verfahren der Heliogravüre eine besondere Tiefe. „Für mich ist es genau diese Schärfe und Klarheit, die es vermag, aus alltäglichen, oft übersehenen Szenen die Poesie herauszuschälen“, so Haug. Renate Hönings sinnliche Bilder entstehen aus tastenden Prozessen. Sie punktiert, näht, schichtet, setzt Akzente mit Zeichenkohle und überzieht viele ihrer fein austarierten Collagen mit einer Wachsschicht. Durch ihre vielschichtigen Techniken bewegen sie sich zwischen Abstraktion und greifbarer Materialität.

    Inspiriert vom Alltäglichen

    Lina Schobel findet Inspiration im Alltäglichen – selbst ein Brokkoli kann Ausgangspunkt für eine Serie sein. Farben und Formen analysiert sie präzise, entwickelt daraus Bilderserien und druckt sie mit einem Tintenstrahldrucker auf feine Papiere. Ihre MDF-Objekte brechen aus klassischen Bildformen aus und lassen Farbstrukturen über die Wand wandern. Paul Reßl baute schon als Kind gerne, damals mit Bausteinen. Als Künstler ersinnt er heute dafür neue Formen. Seine oft nur wenige Zentimeter kleinen Bauteile entwickelt er am Computer, druckt sie mit einem 3D-Drucker aus und bringt sie zum Ausstellungsaufbau in einer kleinen Pappschachtel mit – um daraus mit Hingabe direkt vor Ort größere Strukturen zu erschaffen, wie jetzt etwa das etwa ein Meter lange Objekt „Idealmatrix“. „Schlicht im Aufbau, intelligent in der Konstruktion, kompromisslos in der Umsetzung, großartig in der Wirkung“, sagte Haug. Vor ihrem inneren Auge wuchs das Werk der Ausstellung immer weiter, überspannte Singold und Wertach. „Ich träume, dass es Brücken schlägt zu anderen Welten. Dass es Verbindungen schafft, wo noch keine sind.“

    • Öffnungszeiten Die Ausstellung „Fingerbreit Erde“ ist bis zum 30. März in der Galerie im Unteren Schlösschen zu sehen. Geöffnet ist sie dienstags, mittwochs und sonntags von 14 bis 18 Uhr, der Eintritt ist frei. Am 30. März sind die Kunstschaffenden zugegen und offen für Gespräche.
    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden