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Kommentar: Reformen in der Kirche sind längst überfällig

Kommentar

Reformen in der Kirche sind längst überfällig

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    Braucht die katholische Kirche Reformen? Die Meinungen darüber gehen auseinander.
    Braucht die katholische Kirche Reformen? Die Meinungen darüber gehen auseinander. Foto: Arne Dedert, dpa (Symbolbild)

    Die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche haben einen Reformprozess ausgelöst. Das allein hat noch keine Anerkennung verdient. Denn angesichts des Ausmaßes an sexualisierter Gewalt sollte es selbstverständlich sein, dass sich die Verantwortlichen den Vorwürfen stellen, sich um eine ehrliche Aufarbeitung bemühen und dafür sorgen, dass sich solche Taten nicht wiederholen. Doch das Münchner Gutachten hat einmal mehr offenbart, wie weiterhin systematisch geleugnet und vertuscht wird.

    Kein Wunder also, dass immer mehr Gläubige der Institution Kirche den Rücken kehren. Dabei geht es nicht nur um den Umgang mit den Missbrauchsfällen. Es geht auch um die Frage, welche Konsequenzen daraus gezogen werden. Seit zwei Jahren diskutieren Bischöfe, Laien und Kirchenvertreter, was sich in Lehre und Praxis ändern muss. Jahrhundertalte Grundsätze werden infrage gestellt - und das zu Recht.

    Entscheidungen werden an der hierarchischen Spitze in Rom getroffen

    Wenn die Kirche lebendig bleiben will, muss nicht nur die Art der Glaubensvermittlung modernisiert werden. Es braucht auch strukturelle Veränderungen. Frauen in Weiheämtern zuzulassen und Homosexuelle nicht mehr als Sünder anzusehen, sind keine radikalen Forderung einer vermeintlich linksliberalen Protestantisierungswelle, sondern sie folgen einem biblischen Grundsatz: Vor Gott sind alle Menschen gleich.

    Wenn es im Kern darum geht, die Botschaft Jesu zu verbreiten, sollten Geschlecht oder sexuelle Orientierung keine Rolle spielen. Erst seit 30 Jahren dürfen Mädchen ministrieren - manch ein Kleriker fürchtete damals um seinen patriarchalen Machterhalt. Heute machen sie die Mehrheit der Messdienenden aus. Eine kleine Veränderung, die zeigt, dass die Kirche immer wieder Reformprozessen unterworfen war. Ob der Synodale Weg in Deutschland tatsächlich etwas bewegen kann, ist fraglich. Denn die Entscheidungen werden an der hierarchischen Spitze in Rom getroffen - und dort stoßen die Forderungen bislang auf wenig Begeisterung.

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