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Königsbrunn: Zehn Jahre Lech-Wertach-Orchester: Wie kam es dazu, Wolfgang Scherer?

Königsbrunn

Zehn Jahre Lech-Wertach-Orchester: Wie kam es dazu, Wolfgang Scherer?

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    Das Lech-Wertach-Orchester gibt es seit zehn Jahren. Der Königsbrunner Wolfgang Scherer leitet es.
    Das Lech-Wertach-Orchester gibt es seit zehn Jahren. Der Königsbrunner Wolfgang Scherer leitet es. Foto: Andreas Eser

    Vor zehn Jahren wurde das Lech-Wertach-Orchester gegründet: Wie kam der Stein ins Rollen?
    WOLFGANG SCHERER: 2012 fragte mich der damalige Königsbrunner Stadtdirektor Albert Teichner, ob ich Interesse an der Neugründung eines Lech-Wertach-Orchesters hätte. Ich bejahte freudig, da dies exakt in meine Ruhestandsplanung nach Jahrzehnten als Dirigent des Kammerorchesters Maria Stern und anderen Ensembles passte. Meine Heimatverbundenheit und das vorhandene Netzwerk zu jungen Musikerinnen, Veranstaltern, Sponsoren, Vertretern der hiesigen Kommunen, dem Landratsamt, der Regierung von Schwaben und der Staatsregierung und „Jugend musiziert“, wo ich über 50 Jahre Juror bin, waren beste Voraussetzungen, um nicht bei null beginnen zu müssen.

    Erinnern Sie sich noch an das erste Konzert?
    SCHERER: 2013 war der erste Auftritt mit dem neu gegründeten Orchester. Bis heute folgten über 90 weitere, zuletzt das große Jubiläumskonzert im ausverkauften Parktheater in Göggingen. Schnell wurde das Orchester im Augsburger Land und darüber hinaus bekannt: durch die beiden Königsbrunner Dreikönigskonzerte, mehrere Kinokonzerte im Cineplex Meitingen und

    Das ist das Lech-Wertach-Orchester. Die Mitglieder haben gerade erst den ersten Auftritt erfolgreich hinter sich gebracht. Rund 60 Jugendliche musizierten gemeinsam in Schwabmünchen.
    Das ist das Lech-Wertach-Orchester. Die Mitglieder haben gerade erst den ersten Auftritt erfolgreich hinter sich gebracht. Rund 60 Jugendliche musizierten gemeinsam in Schwabmünchen. Foto: Benjamin Früchtl (Archivbild)

    Zehn Jahre als Dirigent ist eine lange Zeit: Was sind die Herausforderungen eines Orchesters?
    SCHERER: Ein ganz wesentlicher Aspekt unterscheidet ein Schulorchester vom Lech-Wertach-Orchester: Da die meisten Orchestermitglieder inzwischen zum Studium oder auch schon fest im Beruf stehend weit über das Begegnungsland hinaus verstreut wohnen, sind wöchentliche Proben nicht möglich. Ich muss viel intensiver organisieren. Umso erfreulicher ist es, dass noch heute Gründungsmitglieder trotz ihrer weiten Anreise dabei sind. 

    Das spricht für sich.
    SCHERER: Wir sind zum Beispiel sehr stolz auf unseren Arrangeur, Felix Linsmeier, jetzt Dramaturg am Staatstheater Kassel, der alle Titel dem Orchester „auf den Leib“ schreibt. Dr. Michael Günther, Cellist der ersten Stunde, wurde zum Pathologen an das Innsbrucker Landeskrankenhaus berufen und fährt, wie seine Schwester Lisa-Maria, Konzertmeisterin an der Wiener Musikhochschule, als auch Antonia Mayr vom Jugendorchester „Attacca“ der Staatsoper München nach wie vor zu den Proben und Konzerten nach Großaitingen. Konzertmeisterin Lea Poljak war Jurymitglied beim Leopold-Mozart-Violinwettbewerb und ist von Beginn an dabei. It-Experten, Studenten der Psychologie und Medizin, Maschinenbauingenieure, ein Optikermeister aus Bobingen, ein Materialingenieur vom Fraunhofer-Institut, Lehrerinnen, Juristen, der Frontmann der Shootingband „Loamsiader“, Valentin Metzger, eine mittlerweile in Düsseldorf arbeitende Influencerin sowie Mitglieder der Großaitinger, Mittelneufnacher und Walkertshofer Musikvereine, des Augsburger Ärzte- und Uni-Orchesters und der Hochschule für Musik und Theater in München, wie Markus Göppel aus Schwabmünchen, sind treue Solisten und Stammspieler im Orchester.

    Wenn Sie die Zeit zurückdrehen würden: Was würden Sie gerne noch einmal erleben?
    SCHERER: Schöne Erinnerungen sind Konzertreisen auf die kroatische Insel Rab, Auftritte in Schwaben und Bayern, wie regelmäßig im Parkhotel Bad Bayersoien. Sie fördern den Zusammenhalt und stärken Freundschaften. Auch das Hagelunwetter im August, bei dem in Bayersoien alle Fahrzeuge des Orchesters zerstört wurden, hat uns eher zusammen geschweißt. Die musikalische Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen beseelt mich nach wie vor. Wenn wir zu Proben einladen, besorge ich ein opulentes Frühstück, das als Auftakt für von weit her Angereiste zum ersten Austausch unter Freunden mit Kaffeetasse und Butterbreze in der Hand animiert. Notenmappen bekommt jeder vorab. Mit besonders gestalteten Mitmach-Konzertprogrammen, die meine Frau Monika mit mir kreiert, versuchen wir bei jährlichen Konzertreisen nach Köln (Caritas-Jugendhilfe), Berlin (Jugendpsychiatrie der Charité ), Hamburg (Seniorenresidenz St. Elisabeth), auf Gut Morhard und im Ellinor-Holland-Familienhaus Freude zu machen und unseren Mitspielern, neben dem caritativen Erfolgserlebnis auch Land und Leute näherzubringen. Über 100 000 Euro konnten wir der „Kartei der Not“ spenden. Wir haben mehrere Brunnen in Äthiopien finanziert und Spenden an Hilfsaktionen im Ahrtal und für Kinderstationen in Kliniken übergeben.

    Um ein Orchester am Leben zu erhalten, ist nicht nur dauerhaftes Proben notwendig. Wie sieht es mit dem Nachwuchs aus?
    SCHERER: Wir freuen uns regelmäßig über junge Nachwuchskräfte, die bereits bei Wettbewerben erfolgreich teilgenommen haben. So konnten wir erst kürzlich Elias Guckert (15) aus Großaitingen als Schlagzeuger und Percussionist, Sina Warisch (11) als eine außergewöhnlich talentierte Bassgitarristin aus Lauterbach, die im Musikverein Wertingen mit ihrem Bruder Tizian (Schlagzeuger der Bläserphilharmonie Wertingen) spielt, sowie die erfolgreiche Kontrabassistin Katharina Walter und die vielfach ausgezeichnete Popsängerin Angelina Schneider aus Schwabmünchen gewinnen. Kris Karg, erster Preisträger beim „Landesgesangswettbewerb Jugend musiziert“, bereichert unsere Konzerte seit 2021 ebenso wie der Akkordeon-Weltmeister Philipp Oberparleiter aus München. Dass dem Orchester überregionale Musikgrößen wie Theo Kollross, Nico Weber, Elisabeth Fuchs oder Luisa Schilling, Gitarrensolistin entwachsen sind und Karriere machen, freut den Vorsitzenden des „Vereins zur Förderung junger Talente“, Grabens Bürgermeister Andreas Scharf, und mich sehr.

    26. Konzert junger Talente im Landkreis Augsburg,  rechts: Wolfgang Scherer
    26. Konzert junger Talente im Landkreis Augsburg, rechts: Wolfgang Scherer Foto: Andreas Lode (Archivbild)

    Was ist das Besondere in einem Orchester zu spielen? Welche Voraussetzungen benötige ich als Musiker?
    SCHERER: Überdurchschnittliche Beherrschung der Instrumente und schnelle Auffassungsgabe sind Voraussetzung. Das Lech-Wertach-Orchester bietet die Möglichkeit, Werke von der Barock- bis zur Popmusik in allen Stilrichtungen und Genres aufzuführen. So standen bei unserem Jubiläumsprogramm sowohl Telemanns Trompetenkonzert mit Ida König (Solistin der Bayerischen Band Akademie) als auch „Can´t fight the moonlight“ und „Skyfall“ gesungen von Luisa Mayr und Angelina Schneider, und der „Lechwalzer“ von Josef Hauber auf dem Programm. Wir freuen uns auf das nächste Konzert im Cineplex Meitingen am 25. Februar mit Blockbusters und Titelmelodien aus Batman, König der Löwen, Les Miserables, James-Bond-Filmen oder Westernhits.

    Zur Person

    Wolfgang Scherer, 1953 in Ulm geboren, studierte am Leopold-Mozart-Konservatorium in Augsburg und an der Hochschule für Musik in München. Es folgten Meisterkurse für Violine an der Royal Academy of Music in London bei Sir Yehudi Menuhin und an der Brigham Young University in Provo, Utah, USA, bei Sir William Primrose (Viola). 2012 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. In der Region Begegnungsland Lech-Wertach ist er vor allem durch sein Wirken als Leiter des Orchesters des Gymnasiums Maria Stern bekannt. Er leitet das Lech-Wertach-Orchester.

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