Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schwabmünchen
Icon Pfeil nach unten

Königsbrunn: Wie viel Klimaschutz soll man Bauherren in Königsbrunn vorschreiben?

Königsbrunn

Wie viel Klimaschutz soll man Bauherren in Königsbrunn vorschreiben?

    • |
    Westlich der Lechstraße rechts im Bild und rund um das städtische Wasserwerk wird derzeit das neue Königsbrunner Baugebiet geplant.
    Westlich der Lechstraße rechts im Bild und rund um das städtische Wasserwerk wird derzeit das neue Königsbrunner Baugebiet geplant. Foto: Karl Rosengart

    Die Planungen für das neue Baugebiet am östlichen Stadtrand Königsbrunns sind weit fortgeschritten. Zur Energieversorgung schwebte der Stadt lange Zeit ein dezentrales Wärmenetz. Dieses hat sich jetzt aber als wirtschaftlich stark risikobehaftet erwiesen. Und damit steht der Stadtrat nun vor einem Problem: Einerseits will man Königsbrunner Familien über das Einheimischenmodell möglichst günstigen Wohnraum ermöglichen, andererseits muss die Stadt auch auf die Erfüllung von Klimazielen achten. Dabei gehen im Stadtrat und sogar in der Verwaltung selbst die Meinungen über den richtigen Kurs weit auseinander.

    Bürgermeister Franz Feigl resümierte bei der jüngsten Sitzung des Bauausschusses die Bemühungen um ein kleines Fernwärmenetz, die sich über ein ganzes Jahr gezogen haben. Bei einer ersten Ausschreibung waren die Angebote schlicht zu teuer. In einer zweiten Runde brachten sich Bayernwerk und die Stadtwerke Augsburg stark ein und zeigten realistischere Möglichkeiten auf. Allerdings stieß man auch hier auf Stolpersteine, sagte Feigl: "Für einen wirtschaftlichen Betrieb hätten 70 Prozent der Gebäude sich an das Netz anschließen müssen. Das ist ohne Zwang kaum zu schaffen."

    Stadt Königsbrunn fürchtet wirtschaftliche Risiken bei Wärmenetz

    Zudem hätte die Stadt vor enormen wirtschaftlichen Risiken gestanden: Denn die Leitungen müssten von der Kommune selbst verlegt und dann an einen Betreiber verpachtet werden. Die Abschreibungen blieben somit bei der Stadt. Sie an den Betreiber weiterzugeben, würde höhere Kosten für die Bewohner bedeuten, weil dieser das Geld auch wieder erwirtschaften müsste. "Und falls es technische Neuerung gäbe, stünden wir vor dem Problem, dass wir nachrüsten müssten, ohne dass das bestehende System abfinanziert ist", sagte der Bürgermeister.

    Nach Gesprächen mit einer Vielzahl an Experten sei man von der Idee einer zentralen Wärmeversorgung abgerückt. Das Energieteam um den Energieberater im Rathaus, Harro von Dunker, bevorzugt Häuser mit niedrigem Energieverbrauch. Doch das wirft neue Fragen auf: Was ist eine sinnvolle Vorschrift, um Klimaziele und Bezahlbarkeit bestmöglich unter einen Hut zu bringen? Verzichtet man bei der Erschließung auf Leitungen für den fossilen Brennstoff Gas? Wenn ja, was ist dann mit Biogas, das es auch in der Umgebung gibt?

    Werner Lohmann legt dem Königsbrunner Bauausschuss Beschlussvorschlag vor

    Werner Lohmann als Leiter der Stadtplanung legte im Bauausschuss die Ergebnisse entsprechender Nachforschungen vor: ein 20-seitiges Gutachten einer Hamburger Anwaltskanzlei zu den rechtlichen Möglichkeiten, sowie einen 27-seitigen Katalog des Energie- und Umweltzentrums Allgäu (eza) zu den verschiedenen Baustandards und Energie-Effizienzklassen. Hinzu kam ein Beschlussvorschlag: Demnach sollte der Effizienzstandard KfW-40 für alle Gebäude festgelegt und bei der Erschließung keine Gasleitung berücksichtigt werden. Lohmann entschuldigte sich für die kurzfristige Informationsflut: "Mir ist klar, dass das sehr spät kommt. Aber wir wollten eine möglichst belastbare Vorlage liefern."

    Claudia Günther, die Kollegin von Harro von Dunker im Rathaus, wies darauf hin, dass der KfW-40-Standard angesichts der bereits geforderten Baustandards relativ leicht und durch eine hohe Förderung auch kosteneffizient erreichbar sei. Helmut Schuler (Freie Wähler) fragte nach, wie sich das zum 1. November in Kraft getretene Gebäude-Energiegesetz auf die Planungen auswirke. Zudem wandte er sich dagegen, Biogas von vornherein auszuschließen.

    Ist die Planung fürs neue Baugebiet in Königsbrunn schon zu weit fortgeschritten?

    Verena Schön von der Bauverwaltung wies darauf hin, dass die Arbeiten zum Bebauungsplan bislang auf einer ganz anderen Grundlage gelaufen seien. Der städtebauliche Vertrag, der mit allen 92 Grundstücksbesitzern abgeschlossen werden muss, sei bereits jetzt 20 Seiten lang. Würde man die jetzt geforderten Klimaschutzauflagen einarbeiten, würde er noch länger und komplizierter: "Wir sind für dieses Verfahren eigentlich schon zu weit." Dem hielt Doris Lurz (Grüne) entgegen, dass Bebauungsplanverfahren grundsätzlich ergebnisoffen seien. Natürlich sei es schwierig, doch wenn man sich immer vor rechtlichen Hürden fürchte, könne man die Klimaziele nie erreichen.

    Alwin Jung (Grüne) sah sich außerstande, sofort einen Beschluss zu fällen, ohne sich vernünftig in die Thematik und die unterschiedlichen Standards einarbeiten zu können. Dem schloss sich auch Nicolai Abt (SPD) an: "Es würde der Ernsthaftigkeit der Sache nicht gerecht, wenn wir heute entscheiden." Bürgermeister Feigl erklärte, das Thema werde vertagt, möglicher Termin ist die Stadtratssitzung am 15. Dezember.

    Gleichzeitig appellierte er an alle Beteiligten, die Diskussion nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Klimaziele müssten vernünftig erreichbar sein, die Häuslebauer dürften bei ihrer Planung nicht vor einem Klimadiktat stehen. Er legte allen Ausschussmitgliedern Werner Lohmanns Kompromissvorschlag wärmstens ans Herz und riet von Maximalforderungen ab: "Alle 92 Grundstückseigentümer müssen mitziehen und den städtebaulichen Vertrag unterschreiben. Wir haben im Rathaus nicht drei Jahre lang uferlos Arbeit in dieses Baugebiet investiert, damit man es jetzt daran scheitern lässt."

    Lesen Sie auch:

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden