Trotz der starken Konkurrenz durch das erste Fußballspiel der Europameisterschaft war die Matrix zur Premiere von „Geschlossene Gesellschaft“ gut besetzt. Nur wenige Plätze blieben im dunkel gestalteten Raum leer, als die überschaubare Zahl der Darsteller die hauptsächlich mit drei Sofas ausgestattete Bühne betrat. Jean-Paul Sartres 1944 in Paris uraufgeführtes Drama rund um die Problematik der menschlichen Existenz entfaltete sich Stück für Stück vor den Besucherinnen und Besuchern. Drei Personen werden von einem Kellner in ein seltsames Hotelzimmer geleitet, wo sich in der Folge Sympathie und Auseinandersetzung aneinanderreihen.
Joseph Garcin, ein skrupelloser Journalist, die nicht weniger intrigante Inès Serrano sowie die Kindsmörderin Estelle Rigault sind zum ewigen Aufenthalt in diesen vier Wänden verdammt. Die Tür ist verriegelt, stellt Garcin fest. Auch die kleine Glocke, mit der normalerweise jemand gerufen werden könnte, klingelt dummerweise nicht. Immerhin: „Strom ist bei uns umsonst“, verrät der Diener - ganz offensichtlich wurde „Geschlossene Gesellschaft“ oder „Huis clos“, wie der Originaltitel lautet, in günstigeren Energiezeiten geschrieben.
In Königsbrunn landet ein Trio in der Hölle
Das wider Willen zusammengesperrte Trio ergibt sich mangels Alternative in einen aussichtslosen Sprach-Wasserfall. Erst allmählich begreift die kleine Gruppe, dass sie alle das komplizierte Erdenleben hinter sich gelassen haben. Aus den persönlichen Verwicklungen, die sich im infernalischen Hotelzimmer entfalten, schält sich bald die berühmte Erkenntnis heraus: „L'enfer, c'est les autres“ - die Hölle, das sind immer die anderen.
Die Besetzung von „Geschlossene Gesellschaft“
Garcin: Remo Schweiger/Kenny Schuler
Inès: Lucia Matischok/Xenia Koval
Estelle: Ju Pischel/Elisabeth Caika
Kellnerin/Kellner: Nina Lindermeier/Romeo Fischer
Geboten wird hier keine leichte Kost, sondern ein weltbekanntes Werk, das zum Nachdenken einlädt. Die Theaterpädagogin Angi Klecker zeichnet für die Wahl des existenzialistischen Stücks verantwortlich.
Besucher der Premiere lobten die Inszenierung. So meinte etwa Katharina Slupik aus Haunstetten nach dem Ende der Aufführung: „Ich bin öfter in der Matrix, denn der Regisseur ist ein Freund meiner Tochter. Die Mitglieder von Dramalution zeigen viel Elan und Engagement, das Niveau der Aufführungen ist hoch.“ Tatsächlich fügt sich „Geschlossene Gesellschaft“ passend in die Reihe anspruchsvoller, das Publikum fordernder Werke, welche bisher von der Theatergruppe gezeigt wurden. Wie Darstellerin Lucia Matischok es nach dem stehenden Applaus formulierte, war die Produktion „schweißtreibend und sehr emotional“. Als Regisseur wählte Theaterpädagogin Klecker den 25-jährigen Fabian Heißerer. Weitere Aufführungen sind am 21., 22. und 23. Juni jeweils um 19.30 Uhr.