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Königsbrunn: Seit 100 Jahren gehört die Evangelische Gemeinschaft zu Königsbrunn

Königsbrunn

Seit 100 Jahren gehört die Evangelische Gemeinschaft zu Königsbrunn

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    Treffen und Bibelkreise fanden in früheren Jahren oft in Küchen oder Wohnstuben der Mitglieder statt. Solche kleinen Treffen möchte die Gemeinschaft wieder verstärkt fördern.
    Treffen und Bibelkreise fanden in früheren Jahren oft in Küchen oder Wohnstuben der Mitglieder statt. Solche kleinen Treffen möchte die Gemeinschaft wieder verstärkt fördern. Foto: Archiv Evangelische Gemeinschaft

    100 Jahre alt wird die Evangelische Gemeinschaft in Königsbrunn in diesem Jahr. Das Jubiläum soll im Herbst groß gefeiert werden. Viele geschichtliche Episoden werden in einer Ausstellung vorgestellt. Dazu gibt es eine Videoinstallation mit vielen Interviews mit Menschen aus den Reihen der christlichen Gemeinde in der Weißkopfstraße. Unter ihnen wird auch Marianne Wiedemann sein, das älteste Gemeindemitglied. Die ganzen 100 Jahre kann sie altersbedingt nicht abdecken. Doch sie erinnert sich genau, wie sie 1952 mit 14 Jahren "Jesus ihr Leben übergab", wie sie es nennt.

    "Wir waren mit unserer Jugendschwester Doris und der Jugendgruppe in Gunzenhausen auf einem großen Kongress", sagt Wiedemann. Bei einem Spaziergang zu zweit sei ihr Entschluss entstanden. Ganz leicht war diese Entscheidung nicht, denn die Gruppe wurde innerhalb der Evangelischen Gemeinde kritisch gesehen: "Meine Mutter meinte, ich solle dort nicht hingehen. Die normale Kirche sei gut genug." Dabei waren die Verbindungen damals noch deutlich enger. Die Mitglieder der Gemeinschaft besuchten genauso die Gottesdienste in St. Johannes. Heute sind Gemeinschaft und evangelisch-lutherische Kirche nur noch über einen gemeinsamen Dachverband verbunden.

    Der Königsbrunner Posaunenchor spielte zur Einweihung des runderneuerten Gemeindehauses.
    Der Königsbrunner Posaunenchor spielte zur Einweihung des runderneuerten Gemeindehauses. Foto: Archiv Evangelische Gemeinschaft

    Evangelische Gemeinschaft in Königsbrunn begann mit Bibelstunden

    Los ging das Gemeindeleben im Jahr 1921 als auf Initiative von Augsburger Christen neben dem normalen Gottesdienst zusätzliche Bibelstunden abgehalten wurden. Sechs Jahre nach der offiziellen Gründung wurde das erste Gemeindehaus in der Von-Eichendorff-Straße gekauft. "Im Saal dort hatten etwa 80 Menschen Platz, dazu gab es eine Garderobe und eine Toilette", sagt Anita Fischler, die Tochter von Marianne Wiedemann. Sie ist Kassenwartin der EVG und hat zum Jubiläum viel zur Geschichte recherchiert: "Es war ein Zusammenschluss von Menschen, die mehr wollten als den normalen Sonntagsgottesdienst." Bei den Geschichtsstudien stellte sie fest, dass auch ihr Opa schon für die Finanzen der Gemeinschaft zuständig war.

    Während des Krieges ruhte das Gemeindeleben weitgehend. Im Gemeindehaus wurden Soldaten einquartiert, die die Flak-Geschütze am Lochbach bedient hatten. Die jungen Männer, die den Großteil der Gemeindemitglieder ausmachten, wurden selbst zum Kriegsdienst eingezogen. Der Neustart nach dem Krieg sei eng mit der Diakonisse Schwester Doris verbunden, die mit anderen evangelischen Ordensschwestern in Königsbrunn wirkte, sagt Fischler.

    Die Diakonisse Schwester Doris (Zweite von links) spielte eine große Rolle beim Neustart der Evangelischen Gemeinschaft nach dem Zweiten Weltkrieg.
    Die Diakonisse Schwester Doris (Zweite von links) spielte eine große Rolle beim Neustart der Evangelischen Gemeinschaft nach dem Zweiten Weltkrieg. Foto: Archiv Evangelische Gemeinschaft

    Nach dem Krieg wurde das Gemeindezentrum in Königsbrunn renoviert

    In den Nachkriegsjahren wurde das Gemeindehaus renoviert, in den 60-er Jahren wurde ein Grundstück für ein Jugendhaus zugekauft. Marianne Wiedemann erinnert sich gerne an eine lebendige Jugendgruppe: "Wir haben Ausflüge mit dem Fahrrad gemacht und oft am Lochbach Würstle gegrillt. Das waren schöne Zeiten und ich habe dabei meinen Mann kennengelernt." Im Gemeindehaus fanden die Treffen aber streng getrennt in Mädchen- und Bubengruppen statt. Es wurde auch viel Musik gemacht. Marianne Wiedemann sang im Chor mit, der oft auch Gottesdienste in St. Johannes mitgestaltete. Auch ihre Hochzeit hat in der Kirche stattgefunden.

    Zum Bruch zwischen Kirchengemeinde und Gemeinschaft kam es in den 90-er Jahren, unter anderem wegen Fragen zum Thema Taufe, sagt Anita Fischler. In der EVG sollen die Kinder als Teenager selbst entscheiden, ob sie sich taufen lassen wollen, während in der Kirchengemeinde Säuglinge getauft werden. Die Gemeinschaft stellte eigene Prediger ein, ab 1993 gab es eigene Gottesdienste am Sonntagvormittag. Zuvor gab es immer sonntags um 19 Uhr eine Gemeinschaftsstunde.

    Neues Gemeindezentrum wurde im Jahr 2000 eingeweiht

    Den größten Schritt unternahm die Evangelische Gemeinschaft Ende der 90-er Jahre mit dem Bau des Gemeindezentrums in der Weißkopfstraße. Im Jahr 2000 wurde der Bau eingeweiht. Das Großprojekt war unter den Mitgliedern durchaus umstritten. Die Gemeinschaft finanziert sich aus Spenden, was den Bau zu einem finanziellen Wagnis machte. "Mein Mann gehörte zu denjenigen, die sehr auf den Bau gedrängt haben", sagt Marianne Wiedemann. Heute sei man froh, dass die Entscheidung zum Bau gefällt wurde, sagt Anita Fischler: "Das Zentrum ist so gut wie abbezahlt. Wir ärgern uns eher, dass wir das Haus nicht komplett unterkellert haben."

    Bei den Mitgliederzahlen waren die 90-er und 2000-er Jahre die Hochzeit der Gemeinschaft. Fünf Männer gründeten sie, nach dem Krieg zählte sie knapp 60 Mitglieder. Zur Hochzeit waren es etwa 250 Mitglieder, heute seien es etwa 150, sagt Anita Fischler: "Aber bei unseren Gottesdiensten kommen auch viele Menschen, die keine Mitglieder sind."

    Das Jubiläum feiert die Evangelische Gemeinschaft am 24. September um 18 Uhr mit der Eröffnung einer Ausstellung zur Geschichte im Gemeindezentrum. Am 25. September gibt es zudem einen Festgottesdienst.

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