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Königsbrunn: Schmerzen, die sich lohnen

Königsbrunn

Schmerzen, die sich lohnen

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    Heute tut es weh: Christian Eckl arbeitet hart an seinem Ziel, 60 Kilo abzunehmen. 
    Heute tut es weh: Christian Eckl arbeitet hart an seinem Ziel, 60 Kilo abzunehmen.  Foto: Adrian Bauer

    Christian Eckl hat eine harte Entscheidung getroffen: Der Bauch muss weg. Weil die vier Stockwerke von der Tiefgarage in seine Wohnung sich nicht mehr wie eine Weltreise anfühlen sollen. Weil er nicht mehr bei jeder kleinen Anstrengung schweißgebadet sein will. Und weil ihn seine Mutter immer gebeten hat, besser auf sich achtzugeben. Diese Bitte und der Tod der Mutter Anfang 2016 gaben das letzte Stück Motivation, um die große Aufgabe anzugehen. Von einst 146 Kilogramm sollen in den nächsten anderthalb Jahren 60 verschwinden – das ist das Ziel des 32-Jährigen.

    Dafür hat er seine Ernährung umgestellt, dafür schwitzt er dreimal die Woche im Fitness-Studio. Seine Fortschritte dokumentiert er bei Facebook, die Reaktionen sind für ihn ein Ansporn. „Today it hurts, tomorrow it works – Ein Pfundskerl nimmt ab“ lautet der Wahlspruch auf seiner Seite: Heute tut es weh, morgen funktioniert es.

    „Ich war eigentlich immer dick“, sagt Christian Eckl. Nach der Schulzeit nahm er richtig zu. Schuld waren schlechte Gewohnheiten, sagt er heute. Mittags aß er zum ersten Mal, abends gab es Tiefkühlpizzas oder Fastfood und danach noch Chips oder andere Knabbereien. Er hat schon mehrfach versucht, seine Essgewohnheiten zu ändern, um dem Bauch zu Leibe zu rücken. Mit Hilfe der Weight Watchers und seiner Eltern drückte er vor etwa zehn Jahren sein Gewicht schon einmal auf 100 Kilo. Doch irgendwann fühlte er sich einfach nicht mehr wohl: „Das war mir letztlich zu sehr wie eine Selbsthilfegruppe.“

    Anfang 2015 schloss er mit seinen Arbeitskollegen bei MAN einen Vertrag: Er wollte 2016 beim Augsburger Firmenlauf starten. Und er stellte seine Trinkgewohnheiten von Cola auf Wasser um. Die Erkrankung seiner Mutter machte erste Fortschritte aber zunichte: „Das hat mich völlig aus der Bahn geworfen.“ Er fiel zurück in alte Muster, bekämpfte Frust und Angst um die Mutter mit Essen. Die Kilos, die er durch den Verzicht auf Cola verloren hatte, waren schnell wieder drauf. „Ich war immer ein emotionaler Esser. Das habe ich immer wieder kurz bereut, dann aber Entschuldigungen für mein Verhalten gefunden und einfach weitergemacht. Heute kann ich sagen, dass ich fresssüchtig war“, sagt Eckl. Im Januar 2016 verlor die Mutter den Kampf gegen ihre kurze, schwere Krankheit. Ihr Tod war aber auch der Anstoß für das Umdenken.

    Auf Bitten des Vaters ging er zum Arzt und ließ sich durchchecken. Das Ergebnis: Abgesehen von dem massiven Übergewicht und einem Körperfett-Anteil von mehr als 50 Prozent ist Christian Eckl kerngesund. Das wollte er sich nicht wegnehmen lassen. „Ich habe bei meiner Mutter gesehen, wie schnell es gehen kann. Man hat die Natur nicht in der Hand, aber die Dinge, die man selbst für seine Gesundheit tun kann“, ist seine Erkenntnis. Auch sein Arzt bestärkt ihn in dem Entschluss.

    Als Starttermin suchte er sich den 1. Oktober aus, den Geburtstag der Mutter. Ein guter Freund stellte ihm das Königsbrunner Fitness-Studio „Fitz“ vor. Dort trainiert Eckl, der mittlerweile in Haunstetten wohnt, seit Anfang Oktober nun regelmäßig dreimal pro Woche. Auch seine Ernährung hat er umgestellt. Fastfood, Chips und Cola sind vom Einkaufszettel gestrichen. „Er ist sehr fokussiert und arbeitet hart an sich“, sagt Trainerin Angela, die mit ihm ein Trainingsprogramm entworfen hat.

    Zuletzt war nur noch ein Einkauf im Internet möglich

    Wichtig ist beiden: Das Gewicht soll langsam, aber stetig nach unten gehen. 500 Gramm pro Woche lautet die Zielsetzung. Große Sprünge, wie bei der Fernseh-Show „The Biggest Loser“ wollen beide vermeiden: „Das ist mir zu sehr auf der Drillinstructor-Schiene. Ich mache mir keinen Zeitdruck“, sagt Eckl. Die ersten Erfolge sind sichtbar, von 146 ist er mittlerweile auf 130 Kilo heruntergekommen. Auch bei den Klamottengrößen geht es erfreulich bergab. „Zuletzt konnte ich nur noch im Internet einkaufen, weil es meine Größe in normalen Geschäften nicht mehr gab“, sagt Eckl.

    Mit dem schwindenden Gewicht kommen auch andere erwünschte Nebenwirkungen, sagt Christian Eckl. Spaziergänge an der frischen Luft mit Frau Tanja waren ihm früher zu anstrengend, mittlerweile geht er gerne nach draußen. Dazu hat sich ein Kumpel motivieren lassen, auch an seinem Gewicht zu arbeiten und will ihn künftig zum Training begleiten. Und auch die öffentliche Wahrnehmung treibt ihn an: Mehr als 320 Menschen verfolgen bei Facebook seine Fortschritte. „Das macht mir ein bisschen positiven Druck, weil ich in ein paar Monaten nicht sagen will: Ich hab’ es doch nicht durchgezogen“, sagt Christian Eckl.

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