Mit einem Hinweis auf „einen Rekord, den wir gar nicht mehr wahrnehmen“, eröffnete Bürgermeister Franz Feigl seine Rede zum Neujahrsempfang der Stadt: „80 Jahre ohne Krieg in Deutschland. Ein einmaliger Vorgang in der Geschichte Mitteleuropas.“ Doch seit fast drei Jahren werde in der Ukraine wieder versucht, Grenzen in Europa gewaltsam zu verändern. Feigl begrüßte einen Gast, den das unmittelbar betrifft: Oberst Jürgen Schönhöfer, Kommodore des taktischen Luftwaffengeschwaders 74 in Neuburg/Donau, dem seit zehn Jahren auch der Flugplatz auf dem Lechfeld untersteht. Seine Eurofighter-Piloten tragen dazu bei, den Luftraum über den baltischen Staaten abzusichern. Das sei durchaus einen Applaus wert, so Feigl.
Etwa 200 Gäste kommen zum Empfang ins Rathaus
Zum traditionellen Neujahrsempfang am Dreikönigstag waren wieder etwa 200 Gäste ins Rathaus gekommen – die Landtagsabgeordneten Maximilian Deisenhofer (Grüne) und Anton Rittel (Freie Wähler), stellvertretende Landrätin Sabine Grünwald, Bürgermeister aus der Region, Führungskräfte von Feuerwehr und Polizei, Vertreter aus Behörden und Firmen, von örtlichen Vereinen und regionalen Körperschaften sowie engagierte Bürgerinnen und Bürger. Sie erlebten zum Auftakt sechs Sternsinger, die mit Pfarrer Bernd Leumann ihre Segenswünsche überbrachten und Spenden für Kinder in aller Welt sammelten.
Nur mit wenigen Sätzen sprach der Bürgermeister internationale und nationale Themen an, ausführlicher ging er auf bewegende Ereignisse in der Stadt ein. Zuvorderst natürlich auf den Starkregen von Ende Mai, der durch einen enormen Anstieg des Grundwassers rund 560 Anwesen, fast dreimal so viel wie in früheren Jahren, betroffen habe. Er dankte der Freiwilligen Feuerwehr und den Stadtwerken für ihr großes Engagement. Spontanen Applaus gab es, als er die Hilfen zwischen Nachbarn in diesen Tagen ansprach. „Nur gemeinsam sind wir Menschen stark“, so sein Resümee. Eine schnelle, sichere Abhilfe könne er nicht in Aussicht stellen, so Feigl, schließlich seien im Kiesboden unter Königsbrunn „unglaubliche Wassermassen“ unterwegs. Erstes Ziel der Stadt sei, den Bürgern über eine App örtlich detaillierte Infos über den Grundwasserstand zu bieten, auch um bei Regen unnötige Sorgen einzudämmen.
Für Fördergelder ziehen Kommunen an einem Strang
Zusammen aktiv werden, das sei auch eine wichtige Richtschnur für die Kommunen in der Region, so der Bürgermeister. 13 haben sich im Begegnungsland Lech-Wertach zusammengetan, um Projekte anzuschieben und Fördermittel zu erhalten. Mit dem Regionalwerk Lech-Wertach-Stauden wollen die Kommunen ihre Chancen im Rahmen der Energiewende nutzen. Statt sich gegenseitig Konkurrenz zu machen um rare Fachkräfte und ausgebuchte Dienstleister, ziehe man hier an einem Strang.
Mit Stichpunkten zählte Feigl in der etwa 45-minütigen Rede auf, was den Stadtrat und die Verwaltung im neuen Jahr beschäftigt. Etwa die Umsetzung der Grundsteuer-Reform, die geplante Bebauung am Europaplatz und immer noch das Baugebiet im Südosten, für das heuer erste Erschließungsverträge unterzeichnet werden sollen.
Bürgermeister nennt Haushaltslage „eine Katastrophe“
Zum städtischen Haushalt für 2025 stünden noch Entscheidungen an. Der Bewertung „eine Herausforderung“ wolle er sich nicht anschließen, so Feigl. „Ich sage: eine Katastrophe.“ Die Ausgaben auf allen drei kommunalen Ebenen – Bezirk, Landkreis sowie Städte und Gemeinden – würden dramatisch steigen. Der Spielraum zum Sparen sei gering. Beim Bezirk fehlen etwa 220 Millionen Euro im Budget von rund einer Milliarde. Er müsse sich das Geld von den Landkreisen holen, die wiederum über eine höhere Kreisumlage die Kommunen zur Kasse bitten. Königsbrunn könnte das mit bis zu 1,5 Millionen Euro zusätzlich belasten. An die beiden Landtagsabgeordneten hatte er vor allem einen Wunsch: „Schützen Sie uns vor weiteren Aufgaben!“
Die Rede des Stadtoberhaupts hatte viele Aspekte. Otto Müller, lange Jahre Vorsitzender der Königsbrunner AWO, hielt den Hinweis auf den Zusammenhalt in der Bevölkerung für besonders wichtig. „Offenbar ist die Mehrheit doch nicht so zerstritten, wie es manchmal erscheint.“ Marliese Rossel, Ehrenamtliche beim Königsbrunner Hilfsfonds und frühere Leiterin der Mittagsbetreuung an der Grundschule Nord, war von den Informationen zu Investitionen in Schulen und Kitas beeindruckt – und davon, dass in der Stadt Menschen aus 110 Nationen zu Hause sind. Oberst Schönhöfer freute sich über die Wertschätzung für die Bundeswehr, die im Applaus zum Ausdruck gekommen sei. Beeindruck habe ihn auch die Darstellung der schwierigen Finanzlage von Kommunen, Landkreis und des Bezirks, sagte er unserer Redaktion. Das sei ihm so deutlich nicht bewusst gewesen.
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