Seit Kurzem bietet sich Anwohnern und Passanten an der Augsburger Straße in Königsbrunn ein ungewohntes Bild: Jenseits der vierspurigen Straße ist der einstmals blickdichte Buschgürtel zum Gewerbegebiet hin plötzlich durchlässig. Ob dies eine optische Verbesserung ist, ist Geschmackssache. Doch der Abbau der Büsche gibt den Blick frei auf das riesige ehemalige Gelände der Baufirma, das seit Jahren der Firma Globus gehört, die dort einen großen Verbrauchermarkt geplant hat. Ob die jetzigen Arbeiten ein Zeichen dafür sind, dass es nach jahrelangem Stillstand endlich losgeht, dazu äußert sich das Unternehmen nur knapp.
Seit mehr als zehn Jahren laufen schon die Diskussionen über das Areal an der Guldenstraße. Immer wieder waren die Pläne für ein großes Warenhaus Gegenstand von Gerichtsverfahren. Mehrfach wurden die Planungen geändert, um die Verkaufsfläche herunterzufahren. Als planerisch schließlich alle Knoten gelöst waren, gab es ein neues rechtliches Problem: Die 2011 erteilte Baugenehmigung war abgelaufen. Doch im März 2019 beschied der Königsbrunner Stadtrat mit den Stimmen von CSU, Freien Wählern und BbK eine Bauvoranfrage positiv und gab Globus damit die Zustimmung für einen weiteren Anlauf.
Einen Starttermin für den Bau in Königsbrunn nennt Globus nicht
Ob und wann es nun wirklich losgeht mit dem Bau, dazu schweigt sich Globus aus. Das Projekt befinde sich seit dem positiven Bauvorbescheid im vergangenen Jahr weiter in der Projektierungsphase, teilt Enrico Wilde, der Regionalleiter Expansion bei Globus auf Anfrage unserer Redaktion mit. Die aktuellen Arbeiten dienten aber nur der Grundstückspflege: "Nach Abstimmung mit den zuständigen Behörden sind wir derzeit dabei, die verwilderte Brachfläche zu roden und anschließend einzuebnen, um einem erneuten Zuwuchern entgegenzuwirken und das Grundstück auch im Sinne unserer Nachbarn ansehnlich zu halten."
Keinen Kommentar gab es von Globus zu Gerüchten, dass das Unternehmen noch im März einen Bauantrag einreichen möchte. Auch zu einem Zeitplan für die Umsetzung des Projekts äußert man sich nicht. Ein offenes Geheimnis ist jedoch, dass das Unternehmen an einer Übernahme des Real-Marktes in Augsburg Interesse hatte. Die rivalisierende Warenhaus-Kette hatte in der jüngeren Vergangenheit einige Märkte geschlossen, unter anderem den Real Königsbrunn. Besser laufende Filialen wurden an Konkurrenten abgegeben.
Globus hat bereits die Übernahme dreier Märkte in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen vermeldet. Das Bundeskartellamt hat dem Handelsriesen erlaubt, bis zu 24 Real-Filialen zu übernehmen. Sollte es mit einer Übernahme des Real-Standorts an der Reichenberger Straße klappen, dürfte ein Neubau in Königsbrunn wohl vom Tisch sein. Fragen nach dem Fortgang etwaiger Gespräche lässt Globus unbeantwortet.
Die Stadt Königsbrunn erhofft sich von Globus mehrere positive Effekte
Bei der Stadt Königsbrunn beobachtet man die Vorgänge nicht nur wegen der Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort genau. Durch Globus entstünden natürlich neue Arbeitsplätze in einem Segment, das durch die Schließung von Real gerade einen großen Rückschlag erlitten hat. Der Bau des Marktes würde aber auch in mehreren anderen Bereichen weiterhelfen: Dehner wünscht sich einen weiteren zugkräftigen Nachbarn und hätte mit der Entwicklung auch die Chance, die eigene Fläche zu erweitern, was den Standort Königsbrunn langfristig sichern würde. Auch die anliegenden Geschäfte können durch Globus auf höhere Kundenfrequenz hoffen. Und die Stadt bekäme auf dem Gelände nach dem aktuellen Stand der Planungen einen Park-and-ride-Parkplatz direkt an der Straßenbahnhaltestelle Guldenstraße. Eine klare Perspektive, ob diese Wünsche in Erfüllung gehen, gibt es weiterhin nicht.
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