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Königsbrunn: Nachbarschaftshilfe funktioniert in Königsbrunn auch trotz Corona

Königsbrunn

Nachbarschaftshilfe funktioniert in Königsbrunn auch trotz Corona

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    Hilfslieferungen mit Schlafsäcken und warmer Kleidung brachten die Mitglieder der Zeitbörse zur Obdachlosenhilfe des SKM nach Augsburg.
    Hilfslieferungen mit Schlafsäcken und warmer Kleidung brachten die Mitglieder der Zeitbörse zur Obdachlosenhilfe des SKM nach Augsburg. Foto: Eckhart Schäffer

    Wie bringt man Nachbarschaftshilfe zustande, wenn man sich nur sehr begrenzt sehen darf? Für die Königsbrunner Zeitbörse stellt sich diese Frage kaum. Zwar sind lieb gewonnene Traditionen wie der Warentauschtag oder das Sommerfest der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. Sich gegenseitig unter die Arme greifen kann man aber auch, wenn man dabei eine Maske tragen muss. Vorsitzender Jürgen Müller und seine Mitstreiter haben sich jedenfalls auch während der Lockdowns nicht abhalten lassen, sich gegenseitig und andere Menschen zu unterstützen.

    "Der erste Lockdown hat uns aber schon kalt erwischt", sagt Jürgen Müller. Doch nach einigen Tagen Schockstarre kamen neue Aktivitäten auf: Mitglieder meldeten sich zum Masken nähen, Ilse Schäffer organisierte eine kleine Massenproduktion und zahlreiche Fahrer verteilten die Stoffmasken an die Mitglieder und Senioren. Hilfsangebote und Anfragen wurden verstärkt über die Internet-Plattform Obelio ausgetauscht und koordiniert. Neben Einkaufshilfe gibt es vermehrt auch Angebote für Kinderbetreuung, um Eltern bei Bedarf aushelfen zu können.

    Seniorenfahrdienst bringt Königsbrunner auch ins Corona-Impfzentrum

    Sehr gefragt waren die Zeitbörsianer als ehrenamtliche Mitarbeiter des Seniorenfahrdiensts der Königsbrunner Freiwilligenagentur. Drei von vier Fahrern kommen aus dem Verein. Im März und April lieferte der Fahrdienst den Menschen die Lebensmittel an die Haustür. Doch die älteren Menschen fragten bald selbst nach, ob sie nicht wieder mitgenommen werden könnten, sagt Müller: "Für viele ist das eine der wenigen Gelegenheiten, unter die Leute zu kommen." So wurde ein Hygienekonzept organisiert. Die Senioren sitzen jetzt hinten im Fahrzeug, Fahrer und Fahrgast tragen Maske und die Autos werden häufiger gereinigt.

    Das Interesse hat sich in den vergangenen Wochen sogar erhöht, weil auch Fahrten zum Impfzentrum nach Gablingen angeboten werden. "Viele Angehörige haben nicht die Zeit, wochentags dort hinzufahren und zu warten, bis die Impfung erledigt ist", sagt Jürgen Müller. Hier könne man gerne entlasten. Mittlerweile gibt es den Fahrdienst auch in Bobingen und er wird auch dort immer besser angenommen.

    Für das Car-Sharing gibt es keine staatlichen Hilfen

    Weniger gut läuft es dagegen beim Car-Sharing, den Königsbrunner Autoteilern. Viele Mitglieder des Vereins nutzten die Autos für Fahrten zu Sonderveranstaltungen wie Konferenzen oder Konzerten. Solche Gelegenheiten sind mittlerweile rar, sodass nur selten Autos ausgeliehen wurden. Staatliche Hilfen gibt es für ehrenamtlich organisierte Angebote bislang nur in Baden-Württemberg. Doch weil die Autos auch für Fahrten des Seniorenfahrdienstes genutzt wurden, kann der Verein zumindest die Fixkosten bezahlen und sich durch die Krise retten. Die macht sich auch bei Neumitgliedern bemerkbar, sagt Müller: "Zwei Menschen sind zu uns gekommen, die ihr Auto verkauft haben, um ihre Ausgaben zu senken."

    Kompletter Stillstand herrscht seit dem vergangenen März bei der Fahrradrikscha, mit der Mitglieder normalerweise mit Bewohnern des AWO-Altenheims Ausflüge unternommen haben. Weil alle Altenheime weiterhin massiv abgeschottet werden, gab es im vergangenen Jahr keine einzige Fahrt. Müller hofft, dass durch die Impfung wieder eine gewisse Normalität einkehren kann: "Den Passagieren hat der soziale Kontakt mit unseren Piloten so viel Spaß gemacht, dass wir das Projekt nicht einschlafen lassen wollen."

    Kuchenbäckerinnen der Zeitbörse versorgen jetzt Augsburger Obdachlose

    Neu orientiert haben sich die Kuchenbäckerinnen des Vereins, die sonst das Generationen-Café und das Café Asyl mit Leckereien versorgen. Anneliese Baer nutzte Kontakte zum SKM, der sich in Augsburg um Obdachlose kümmert, um neue Aktivitäten zu organisieren. Sie organisierte Sammlungen für Schlafsäcke und Kleidung, die an die Menschen verteilt wurden. Die Bäckerinnen stellen zudem rund 20 Kuchen im Monat zur Verfügung, die dann an die Obdachlosen ausgegeben werden. Zu Weihnachten gab es Plätzchentüten. "Mittlerweile kommen die SKM-Mitglieder sogar zu uns, um die Lieferungen abzuholen", sagt Jürgen Müller.

    Die Bäckerinnen der Königsbrunner Nachbarschaftshilfe stellten vor Weihnachten eine große Plätzchenlieferung auf die Beine.
    Die Bäckerinnen der Königsbrunner Nachbarschaftshilfe stellten vor Weihnachten eine große Plätzchenlieferung auf die Beine. Foto: Eckhart Schäffer

    Schauen wie es weitergeht muss die Zeitbörse bei ihren Vereinsaktivitäten. Die Stammtische, zu denen normalerweise bis zu 80 Mitglieder ins Hotel Krone kamen, entfielen im vergangenen Jahr. Im September und Oktober konnte man sich mit Masken und Hygienekonzept immerhin im Saal des Trachtenheims treffen, sagt Müller: "Einerseits hat man gemerkt, wie sehr einem das Treffen fehlt. Andererseits war es komisch: Mit Maske und Abstandsregeln steht man einfach nicht so locker zusammen." Einen Warentauschtag, wird es in diesem Jahr sicher nicht geben. Beim Sommerfest oder dem Tag der Nachbarschaft warten die Zeitbörsianer ab.

    Doch auch wenn einige Unwägbarkeiten bleiben: Jürgen Müller freut sich, dass die gute Zusammenarbeit, die über 23 Jahre gewachsen ist, sich auch in der Pandemie bewährt hat.

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