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Königsbrunn: Königsbrunner Campus: Ein Forscher hilft Computern beim Autofahren

Königsbrunn

Königsbrunner Campus: Ein Forscher hilft Computern beim Autofahren

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    Autohersteller wie BMW testen selbstfahrende Autos. Professor Sebastian Altmeyer arbeitet daran, die Prozessoren für diese Technik noch besser zu machen.
    Autohersteller wie BMW testen selbstfahrende Autos. Professor Sebastian Altmeyer arbeitet daran, die Prozessoren für diese Technik noch besser zu machen. Foto: Matthias Balk/dpa

    Herr Altmeyer, Sie forschen zum Thema "eingebettete Systeme". Beim Königsbrunner Campus sprechen Sie über "Unsichtbare Computer – Wie Science-Fiction Realität wird". Wie viel Alltag steckt in Ihrer Forschung?
    PROF. DR. SEBASTIAN ALTMEYER: Eingebettete Systeme betreffen schon heute jeden von uns. Im besten Fall verbessern sie das Leben und werden nicht bemerkt. In einem Auto sind Hunderte Prozessoren verbaut, die zum Beispiel ABS-Systeme, Navigationsgeräte oder Spurhalte-Assistenten steuern. Jede Straßenbahn enthält verschiedenste Computer. Tatsächlich forschen wir im Kernbereich der Informatik. Wir beschäftigen uns damit, dass diese versteckten, aber dennoch alltäglichen Computer möglichst korrekt, rechtzeitig und zuverlässig funktionieren.

    Welcher Teil Ihrer Arbeit ist heute noch Stoff für Science-Fiction?
    ALTMEYER: Science Fiction ist immer eine Frage des Standpunkts. Für die Fans von Raumschiff Enterprise waren selbstöffnende Türen Science-Fiction, heute sind sie Standard. In der TV-Serie "Knight Rider" gab es in den 80er-Jahren das erste selbstfahrende Auto zu sehen. An dieser Technik wird heute viel gearbeitet, das wird die nächste große Revolution. Viele technische Dinge, die uns heute begeistern, vom Smartphone bis zum sprachgesteuerten Kühlschrank, haben zwei Eigenschaften gemeinsam: Sie waren früher Science-Fiction und existieren heutzutage durch eingebettete Computer

    Professor Dr. Sebastian Altmeyer spricht beim Königsbrunner Campus über die Anforderungen an modernste Computer, zum Beispiel in selbstfahrenden Autos. 
    Professor Dr. Sebastian Altmeyer spricht beim Königsbrunner Campus über die Anforderungen an modernste Computer, zum Beispiel in selbstfahrenden Autos. 

    Was fehlt uns noch, damit überall auf den Straßen selbstfahrende Autos unterwegs sein können?
    ALTMEYER: Wir arbeiten daran, dass die Prozessoren möglichst korrekt und zuverlässig arbeiten. Der Standard, den man vom Laptop zuhause kennt, reicht da leider nicht. Wenn Sie mit 130 Stundenkilometern auf der Autobahn unterwegs sind, kann man nicht mal schnell den Computer neu starten, weil er abgestürzt ist. Genauso wenig als Pilot in einem Flugzeug. Das Problem dabei ist der Fortschritt der Technik: Die Prozessoren sind mittlerweile so komplex, dass das Messungen und reines Testen nicht mehr ausreicht, um zu prüfen, ob sie richtig funktionieren. Außerdem sind sie störanfälliger als ältere, größere Technik. Das ist ein Problem, weil man die Zuverlässigkeit nachweisen muss, um die Technik verwenden zu dürfen. Ältere Prozessoren zu verwenden geht auch nicht, weil man die Rechenleistung braucht und "größer" auch "schwerer" bedeutet – was bei Flugzeugen oder Raumschiffen sehr relevant ist. Zudem sind solche Systeme kaum zu bekommen, weil sie nicht mehr hergestellt werden.

    Was glauben Sie, wann die Technik marktreif ist?
    ALTMEYER: Genau ist das schwer zu prognostizieren. Ich denke aber schon, dass wir in einigen Jahren so weit sein werden, dass es als ungewöhnlich empfunden wird, wenn ein Mensch selbst sein Auto fahren möchte. Aus Informatiksicht ist das Problem teilweise gelöst, da mittlerweile genügend Rechenleistung zur Verfügung steht und die Algorithmen auch schon existieren. Problematisch sind noch ethische und rechtliche Fragen: Kann das Auto erkennen, ob es auf einen Menschen im Pelzmantel oder ein Tier zufährt? Einem Menschen müsste es ausweichen, einem Tier darf es nur ausweichen, wenn dadurch kein anderer Verkehrsteilnehmer gefährdet wird. Zudem kann man aktuell noch keine Garantie dafür geben, dass die Entscheidungen des Computers immer richtig sind und immer rechtzeitig berechnet werden.

    Wäre bei solchen Entscheidungen nicht einfach der Mensch gefragt?
    ALTMEYER: Bei vielen Entscheidungen, die man dem Computer überträgt, muss es schnell gehen. Wir arbeiten zum Beispiel an einem EU-Projekt mit, dass sich mit Radarsystemen auf Schiffen, der Kontrolle einer U-Bahn oder der Luftraumkontrolle beschäftigt. Das sind hochkomplexe Systeme, bei denen schnelle Entscheidungen nötig sind und der Computer nicht erst einen Menschen zur Hilfe holen darf.

    Was tragen Sie mit Ihrer Forschung an der Uni Augsburg dazu bei?
    ALTMEYER: Wir beschäftigen uns unter anderem mit der Frage, wie man moderne, komplexe Prozessoren in einem eingebetteten System zum Beispiel Fahr- oder Flugzeugen, sicher und korrekt verwenden kann. Wie kann man die Funktionalität und das Zeitverhalten analysieren? Kann man ihn anders bauen, um eine Analyse zu ermöglichen? Und wir beschäftigen uns mit der Frage, wie man ein System am Laufen hält, wenn Prozessoren oder Teile davon einmal ausfallen sollten.

    Zur Person

    Professor Dr. Sebastian Altmeyer (40) hat an der Universität Augsburg den Lehrstuhl für Embedded Systems an der Fakultät für Angewandte Informatik inne. Sein Vortrag beim Königsbrunner Campus beginnt am Donnerstag, 17. November, um 19 Uhr im Infopavillon 955. Der Eintritt ist frei.

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