Straßenbahn-Beschluss, Zentrumsplanungen , Thermenabriss – die Stadt Königsbrunn hat in den vergangenen sechs Jahren durchaus große Umwälzungen durchgemacht. Wir blicken zurück und nach vorne auf die Entwicklungen, die der neue Stadtrat anschieben muss.
Die Amtszeit von Bürgermeister Franz Feigl hatte zwei frühe Paukenschläge zu bieten. Der Positive: Nach 40 Jahren loser Gespräche gelang Ende 2015 der entscheidende Durchbruch zur Verlängerung der Straßenbahnlinie 3 nach Königsbrunn. Seitdem wurde viel geplant und beschlossen. Die Stadt kam dabei den Anwohnern der Trasse, die zwischen Augsburger Straße und Königsallee durch ein Wohngebiet führt, entgegen. Auf Kosten der Stadt werden begrünte Schallschutzwälle und die leiseste Gleisvariante errichtet. Zwei Anwohner haben gegen den Planfeststellungsbeschluss geklagt. Die Arbeiten gehen trotzdem weiter, da die Klagen keine aufschiebende Wirkung haben. Ende 2021 sollen nach dem Wunsch der Planer die ersten Bahnen rollen. Gespräche soll es noch zur Tarifgestaltung geben, da im bisherigen System drei Streifen für eine Fahrt zum Königsplatz fällig würden und die Tram somit eine sehr teure Alternative zum Auto wäre.
Das Ende der Königstherme war der negative Paukenschlag in Königsbrunn
Der Paukenschlag im negativen Sinn passierte schon einige Monate zuvor: Ende Juli 2015 meldete der Eigentümer der Königstherme , Uwe Deyle , Insolvenz an – das Bad wurde geschlossen. Der Unternehmer wollte die sanierungsbedürftige Therme an die Stadt verkaufen, der Stadtrat lehnte dieses Ansinnen letztlich ab. Deyle wurde später wegen Insolvenzverschleppung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Die Stadt kaufte das Thermenareal , eine millionenteure Sanierung des Bades wurde als nicht wirtschaftlich befunden. Im Spätsommer 2018 begann der Abriss.
Das Ende der Therme macht das Areal zu einer der vielen Baustellen für das zukünftige Stadtzentrum. Die Idee der Stadtplaner ist ein zentraler Bereich mit hohem Freizeitwert zwischen Ulrichshöhe und Rathaus. Die Umsetzung ist allerdings sowohl kostspielig als auch umstritten. Beschlossen ist die Umgestaltung der Bürgermeister-Wohlfarth-Straße . In der „Neuen Mitte“ um die Rathauswiese herrscht Stillstand, weil einige Grundstücksbesitzer derzeit nicht verkaufen möchten. Bei einem Architektenwettbewerb wurden für das Thermenareal Konzepte für einen Multifunktionsbau mit Stadthalle und ein neues Museum präsentiert. Die Planungen sind im Stadtrat umstritten; die Umsetzung wird auf sich warten lassen.
Während die Baumaschinen rollen muss schon weiter geplant werden
Denn die Neugestaltung der Bürgermeister-Wohlfarth-Straße und die laufende Sanierung zweier Königsbrunner Grundschulen binden derzeit viele Mittel. Der Haushalt und die Finanzplanung bis 2023 sind verabschiedet und ebnen den Weg für große Kredite. Es bleibt kaum noch Spielraum für weitere Baumaßnahmen. Während bei den Grundschulen, an der Tramtrasse und in absehbarer Zeit auf der Bürgermeister-Wohlfarth-Straße die Baumaschinen rollen, müssen die Stadträte aber schon die nächsten Maßnahmen planen.
Bei den Schulen steht die Sanierung und Aufstockung der Grundschule West an. Wenn das Schulhaus an der Römerallee nicht mehr als Ausweichquartier für Grundschüler gebraucht wird, soll es erweitert werden und dann alle Königsbrunner Mittelschüler aufnehmen. Die alte Mittelschule im Zentrum soll dann Platz für neue Wohnbebauung machen. Das bedeutet wiederum, dass bis dahin Lösungen für die Unterbringung der Sing- und Musikschule und des Lechfeldmuseums gefunden werden müssen.
Die Stadt Königsbrunn braucht Geld für die weiteren Bauprojekte
Für die Umsetzung dieser Projekte braucht die Stadt zusätzliche Einnahmen. Das neue Baugebiet im Südosten der Stadt bringt neue Bürger und damit auch mehr Geld aus der Einkommenssteuer. Die Grundstücksverkäufe dort werden aber kaum mehr als die Ausgaben decken. Denn die Stadt will über das Einheimischenmodell Königsbrunner Familien halbwegs bezahlbaren Baugrund anbieten, und verzichtet auf großen Gewinn. Daher wird wohl eine der Flächen im Zentrum an Investoren vermarktet. Hier sind bei den Parteien die unterschiedlichsten Ideen vorhanden: Die einen wollen das Areal der Mittelschule verkaufen, andere die Rathauswiese und wieder andere das Thermenareal . Das Ziel ist bei allen das gleiche: einen zweistelligen Millionenbetrag erwirtschaften, um damit Spielraum für die anstehenden Bauprojekte zu schaffen. Was mit dem eingenommenen Geld passieren soll – Stadthalle, Schwimmbad Schwimmbad, Museumsbau –, muss dann auch noch diskutiert werden.
Egal, wer nach den Wahlen auf dem Stuhl des Bürgermeisters Platz nimmt oder einen Sitz im Stadtrat bekommt – über zu wenig Arbeit und weitreichende Entscheidungen wird sich in den nächsten sechs Jahren niemand beklagen müssen. Sie Kandidaten stellen sich zur Wahl:
- Franz Feigl: Er will Bürgermeister bleiben
- Nicolai Abt: Das Thermenareal soll ein Stadtzentrum sein
- Andreas Nieß: Erstes Augenmerk gilt dem Sportpark
- Christian Toth: Erst die Frage klären, wohin wir wollen?
- Frank Skipiol: Neue Planung für das ganze Zentrum
- Kirsi Hofmeister-Streit: Sie will beschlossene Projekte umsetzen
- Helmut Schuler: Der Bürgersaal soll bald kommen
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