Seit im März die Entscheidung für die endgültige Schließung des Königsbrunner Real-Marktes fiel, stellte sich eine Frage: Gibt es eine Zukunft für den Gebäudekomplex mit der großen Supermarkt-Fläche und den kleinen Läden davor, sowie dem ehemaligen Möbelhaus? Nun vermelden die Immobilien-Entwickler der Saller-Gruppe aus Weimar, der das Areal gehört, positive Neuigkeiten: Der Umbau des ehemaligen Möbelhauses wird vorangetrieben und auch ein Nachfolger für Real ist konkret in Sicht.
Die ersten Anzeichen für Bewegung nach dem langen Stillstand gibt es seit Kurzem: An der Fassade des ehemaligen Möbelhauses wird gearbeitet: Zuerst verschwand der Real-Schriftzug im obersten Stockwerk, danach wurden Teile der Fassade bearbeitet, sodass der Schriftzug von Möbel Krügel sichtbar wurde, dem 2002 in die Insolvenz gegangenen ursprünglichen Betreiber des Hauses. "Derzeit sind wir dabei, das Gebäude zu entkernen", sagte Martin Foerder, der zuständige Projektentwickler der Saller-Gruppe, auf Anfrage unserer Redaktion. Seit dem Sommer laufen zudem Arbeiten am Parkplatz, die in dem kommenden Wochen wegen des Weihnachtsgeschäfts unterbrochen werden.
Ende Januar 2021 schließt die Königsbrunner Real-Filiale
Die Planungen des Unternehmens sehen vor, nach dem endgültigen Auszug von Real aus dem Markt mit umfangreichen Umbauarbeiten zu beginnen. Der Supermarkt stellt Ende Januar 2021 den Verkauf ein. Voraussichtlich ab April sollte der Auszug abgeschlossen sein, schätzt Martin Foerder. Auch die kleineren Imbisse und Ladengeschäfte vor den Realkassen sollen ihre Pforten schließen und ausziehen: "Wir müssen umbauen und ein Umbau in Abschnitten ermöglicht weder kostentechnisch noch in zeitlicher Hinsicht eine Weiterbetreibung." Mit nahezu allen Mietern stehe man aber in guten Verhandlungen für einen Wiedereinzug nach dem Ende der Baumaßnahmen.
Bei Imbiss-Feinkost-Döner „Imren“ setzt man weiter auf den Standort. „Wir machen erst mal sechs Monate Pause“, sagt die Chefin des Betriebs, die den Imbissstand zusammen mit ihrem Mann betreibt. Seit 22 Jahren sind die beiden hier aktiv, da sei jetzt ein bisschen Urlaub, ein bisschen Pause gar nicht schlecht. Von der Bäckerei Ihle sowie der China-Imbisskette Fu Loi waren keine Auskünfte über die Planung für die dortigen Filialen zu erhalten. Andere haben schon über den Umzug entschieden: So wird „Holland Blumen“ von Steef Verloop demnächst in das E-Center in Haunstetten umziehen.
Handyshop-Besitzerin ist ins Königsbrunner Zentrum gezogen
Umorientiert hat sich auch Heidi Sickert: 17 Jahre war sie mit ihrem XtraTel Handyshop an einem der beiden Eingänge des SB-Warenhauses präsent. Als der Verkauf der Real-Warenhäuser an eine russische Investorengruppe publik wurde, war für sie die Schließung in Königsbrunn abzusehen. Sie habe sich deshalb frühzeitig nach Alternativen umgesehen und konnte die Räume eines Blumenladens in den Kaufarkaden im Zentrum übernehmen, dessen Betreiberin aufhören wollte. Zwei Monate betrieb sie beide Standorte parallel, Ende Juni sagte sie dem Real Lebewohl.
Sie scheidet ohne Groll, betont sie. „Ich bin dem Real dankbar, dass ich dort mein Geschäft aufbauen konnte.“ Zu den Mitarbeitern der anderen Geschäfte seien die Kontakte immer sehr gut gewesen. Der Wechsel vom Einkaufszentrum ins Zentrum der Stadt habe für sie Vor- und Nachteile. Die Quadratmeter-Miete sei jetzt deutlich niedriger und sie habe ihr eigenes abgeschlossenes Geschäft, das sie betreten könne, wann sie wolle. Zwar fehle die Laufkundschaft, die der Real brachte, aber über die Jahre habe sie sich einen Kundenstamm erarbeitet, der ihr auch am neuen Standort die Treue halte. Die anstehende Umgestaltung der Bürgermeister-Wohlfarth-Straße bedrückt sie nicht. Zum einen sei da ja der große Parkplatz zwischen Kaufarkaden und Post und Norma, zum anderen ist sie überzeugt: „Die Königsbrunner sind sportliche Menschen, die fahren sehr viel mit dem Rad, die kommen schon ins Zentrum.“
Real Königsbrunn wird durch kleineren Supermarkt ersetzt
Das Konzept für das neue Einkaufszentrum mit dem Arbeitstitel "Das Kö" sieht als Nachfolger für den Real-Markt einen deutlich kleineren Supermarkt und weitere Ladengeschäfte vor. Mit einem namhaften Lebensmittelhändler stünden die Verhandlungen über einen Einzug kurz vor dem Abschluss. Martin Foerder hofft, zu Beginn des neuen Jahres endgültig Vollzug melden zu können. Namen werde man hier und bei den anderen Flächen erst nennen, wenn alles in trockenen Tüchern sei, sagt der Immobilien-Entwickler: "Viele Mietinteressenten sind derzeit noch im Jahresendspurt 2020. Aber wir sind in vielen guten Gesprächen."
Einen konkreten Zeitplan für die Umbauarbeiten gibt es noch nicht. Das hänge unter anderem auch davon ab, wie Corona die Geschäftsentscheidungen der kommenden Monate beeinflusse. Ein mögliches Zieldatum sei, dass Anfang 2022 auch im ehemaligen Möbelhaus wieder Leben einkehrt. Von dem Gesamt-Konzept mit einem kleineren Lebensmittelmarkt, weiteren Ladenflächen, sowie Büroräumen, Fitness und Gastronomie im ehemaligen Möbelhaus ist die Saller-Gruppe weiterhin überzeugt, sagt Foerder: "Es geht Stück für Stück vorwärts."
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