Das Provisorium Bürgermeister-Wohlfarth-Straße hat lange durchgehalten: 2003 wurde der Bereich zwischen Ulrichs- und Johanneskirche nach 35 Jahren Vierspurigkeit auf zwei Spuren verkleinert. Betonbauteile grenzten die Straßenführung ab, kleine Bäume sollten für grüne Tupfer am Straßenrand sorgen. Nun geht es diesem Erscheinungsbild und der mittlerweile an vielen Stellen maroden Straße endgültig an den Kragen: Am 22. Februar beginnen die Arbeiten zur lang diskutierten und geplanten Umgestaltung der Königsbrunner Verkehrsader im Zentrum mit dem Bereich zwischen Markt- und Gartenstraße.
Die ersten Arbeitsschritte dienen der Vorbereitung des Umbaus. Die Bauteile des Provisoriums werden entfernt. Zudem werden die Fassaden der Häuser entlang der Wohlfarth-Straße erfasst und dokumentiert. So soll festgestellt werden, ob auftretende Bauschäden durch die Arbeiten verursacht wurden oder bereits vorher vorhanden waren. An der Verkehrsführung soll sich nach Auskunft der Stadt nur wenig ändern: Während der kompletten ersten Bauphase soll die Wohlfarth-Straße in beide Richtungen befahrbar und die anliegenden Häuser und Geschäfte erreichbar bleiben, maximal soll es kurze Einschränkungen geben.
Königsbrunner Zentrumsumbau beginnt im Untergrund
Die großen Bauarbeiten finden in den kommenden Monaten im Untergrund statt. Schrittweise werden die Leitungen am Rand der Straße neu verlegt: Rohre für Wasser, Abwasser und Gas werden erneuert und neue Telekommunikationsleitungen verlegt. Los gehen diese Arbeiten am 22. März. Für die dadurch wegfallenden Stellplätze wird ein Ersatz geschaffen. Die ehemalige Autowerkstatt hinter dem Eiscafé Pia wird abgerissen und auf dem Areal ein Parkplatz gebaut, der über die Von-Eichendorff-Straße erreichbar ist.
Wenn alle Leitungsarbeiten abgeschlossen sind, geht es an die Erneuerung der Fahrbahn sowie des Geh- und Radwegs. Der Stadtrat hat sich für eine Pflasterung des zentralen Bereichs zwischen Markt- und Gartenstraße entschieden. Diese Arbeiten beginnen nach derzeitigem Stand der Planung im Jahr 2022. In dieser Zeit werden dann auch Sperrungen der Bürgermeister-Wohlfarth-Straße anstehen. Gleichzeitig zu der Erneuerung des Belags im zentralen Bereich beginnen zwischen der Marktstraße und dem Kreisverkehr bei St. Ulrich, sowie zwischen der Gartenstraße und dem Kreisverkehr im Süden die Spartenarbeiten. Dort folgen 2023 schließlich die Straßenbauarbeiten. Im Frühjahr 2024 soll die Umgestaltung abgeschlossen sein.
Die neue Straße durchs Königsbrunner Zentrum kostet 12,2 Millionen Euro
Durch die Pflasterung wird der zentrale Bereich, der unter dem Namen "Neue Mitte" firmiert, der teuerste Teil der Umgestaltung. Allein 7,2 Millionen Euro sind hier an Baukosten eingeplant. 4,05 Millionen davon bezahlt der Freistaat Bayern als Zuschuss. Insgesamt wird die neue Verkehrsader nach aktueller Schätzung voraussichtlich 12,2 Millionen kosten - und damit etwa zwei Millionen Euro weniger als in früheren Aufstellungen. Man habe durch einige Änderungen bei den Planungen deutliche Einsparungen erzielt, sagte Bürgermeister Franz Feigl in der aktuellen Bauausschusssitzung.
Abgeschlossen sind die Planungen für das Großprojekt indessen noch nicht: In den Bereichen nördlich und südlich des ersten Bauabschnitts sind noch einige Fragen zu klären. Beispielsweise diskutierten die Bauausschussmitglieder jetzt angeregt über die Frage, wie man auf Höhe der Kirche St. Johannes den Radweg und die geplante Bushaltestelle möglichst sinnvoll in Einklang bringe. Mit dem Vorschlag des Planungsbüros Steinbacher Consult konnte sich Verkehrsreferent Jürgen Göttle (Freie Wähler) jedenfalls überhaupt nicht anfreunden.
Risiko für radelnde Schüler: Jürgen Göttle kritisiert Plan für Bushalt bei St. Johannes
Die bisherigen Planungen sehen vor, den Radweg fast direkt nach dem Kreisverkehr wieder auf die Fahrbahn zu führen. Der dortige Schutzstreifen endet allerdings nach wenigen Metern, weil dort eine Bushaltestelle vorgesehen ist. Göttle fürchtet, dass gefährliche Situationen heraufbeschworen würden, wenn die zahlreichen radelnden Jugendlichen morgens dem Schulweg auf den Berufsverkehr und anfahrende Busse treffen. Dass alle Radler vorschriftsmäßig hinter den Bussen warteten bis diese wegfahren, könne man vergessen, sagte Göttle: "Da fahren mit Sicherheit einige auf die Fahrbahn. Das gibt ein Chaos."
Bessere Möglichkeiten der Verkehrsführung drängen sich nach den Worten der Planer aber nicht auf: Entweder geht der Platz für andere Verkehrsteilnehmer aus oder die neue Variante birgt neue Unsicherheiten. "Solche Konstellationen gibt es in anderen Städten bereits und es funktioniert", sagte der zuständige Mitarbeiter. "Das mag funktionieren, wenn man sich eine Stadt aus Legosteinen baut. Aber ich stehe jeden Tag als Schulweghelfer an der Stelle und bin sicher, dass das in der Praxis niemals funktionieren wird", hielt Göttle dagegen. Eventuell könne man über einen Bushalt südlich des Kreisverkehrs nachdenken. Die Mehrheit der Ausschussmitglieder ließ sich davon nicht überzeugen. Mit 9:4 Stimmen wurde entschieden, diese Planungsvariante weiter zu verfolgen.
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