Dass die Digitalisierung der bayerischen Schulen mit sehr unterschiedlicher Geschwindigkeit vorangeht, wurde in den vergangenen Wochen häufig thematisiert. Die Königsbrunner Mittelschule nimmt nun gleich zwei große Schritte auf einmal. Einmal stehen nach längerer Wartezeit nun bald die ersten, von der Stadt Königsbrunn angeschafften Computer zur Verfügung, zum anderen hat die Schule durch eine Stiftung Geld erhalten, das sie nun für ein Pilotprojekt nutzt. Zwei Klassen werden mit sogenannten Chromebooks ausgestattet. Dabei handelt es sich um Mini-Laptops, die vor allem für die Arbeit im Internet und mit heruntergeladenen Lernprogrammen konzipiert sind.
Die Spender seien an die Schule herangetreten, mit dem Wunsch, ein digitales Projekt zu unterstützen, sagt Schulleiterin Gisela Ehrentreich. Die Lehrkräfte Natalie Pflugmacher und Alexander Häuser arbeiteten ein Konzept aus, wie solch eine Anschaffung nicht nur jetzt während des Distanzunterrichts, sondern auch später sinnvoll und nachhaltig in den Schulalltag integrieren ließe. Im Januar wurden für 7500 Euro genug Computer bestellt, um damit zwei kleinere Klassen auszustatten. Nun wurde ein Teil der Geräte geliefert.
Computerräume der Mittelschule Königsbrunn werden entlastet
Durch die Geräte könne die Schule mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen, erklärt Alexander Häuser. Einmal entlastet man die bestehende IT-Infrastruktur: Die Schule sei mit vier Computerräumen gut ausgestattet. Durch die beiden Klassen im Pilotprojekt entstehen weitere Freiräume bei der Raumplanung für alle. Die beiden Computerklassen können spontan entscheiden, ob sie mit den Geräten arbeiten oder mit den klassischen Unterrichtsmaterialien. Grundsätzlich sollen die Tablets immer bereitliegen, damit die Schüler bei im Unterricht aufgetauchten Fragen auch einmal schnell mit einer eigenen Recherche beauftragt werden können.
Für die Kinder bieten sich durch die neuen Geräte zusätzliche Lernchancen. Solange noch der Distanzunterricht herrscht, dürfen sie sie mit nach Hause nehmen. Danach verbleiben die Geräte meist in der Schule. Die Lehrkräfte können aus einem großen Pool an Programmen auswählen: "Durch Corona hat sich auf dem Markt für Lern-Apps viel bewegt, und wir hatten Zeit, uns eingehend damit zu befassen", sagt Natalie Pflugmacher. Sie haben bereits eine Liste zusammengestellt, was alles auf den Geräten installiert werden soll.
Lehrer können Schüler individueller betreuen und haben zusätzliche Möglichkeiten
Mithilfe der Computer können die Lehrer nun den Bedürfnissen der Schüler noch mehr Rechnung tragen. So hat der eine Schüler die Möglichkeit, sich ein Erklärvideo ein zweites Mal anzuschauen, während man dem anderen eine Zusatzaufgabe zur Lösung geben kann. Gruppenaufgaben wie Ideensammlungen können nun papierlos erledigt und dann in der Klasse präsentiert werden. Auch freuten sich die Lehrer auf die verstärkte Arbeit mit der bayerischen Lernplattform Mebis, sagt Alexander Häuser: "In den vergangenen Monaten gab es viel Kritik daran. Aber wenn alles funktioniert, ist das eine wirklich gute Plattform."
Für die Schule ermöglicht die Spende einen Blick in die eigene Zukunft: Es gibt ein Medienkonzept, das in den nächsten Jahren umgesetzt werden soll. Eine Voraussetzung dafür war die Ausstattung der Schule mit einem WLAN-Netzwerk, die die Stadt Königsbrunn mittlerweile geschaffen hat. Die beiden Klassen können dieses Konzept nun schon einmal erproben. "Aus meiner Sicht ist das einfach zeitgemäßes Lernen, das die Schüler aufs Berufsleben vorbereitet", sagt Natalie Pflugmacher. Auch wenn das Schreiben mit Stift und Papier nicht vernachlässigt werde, gehöre der sichere Umgang mit digitalen Hilfsmitteln einfach in vielen Berufen zum Alltag. Durch die Tastatur können die Schüler auch das Schreiben im Zehnfingersystem trainieren.
Mittelschule Königsbrunn schließt mit den Eltern Leihverträge
Bis die Geräte an die Schüler ausgegeben werden, dauert es noch etwas. Natalie Pflugmacher und Alexander Häuser richten die gelieferten Geräte selbst ein. Wenn das System steht, können die Lehrer Apps draufspielen oder Wartungsarbeiten erledigen, und die Schülergeräte laden sich die Veränderungen selbstständig herunter. Zudem werden Leihverträge mit den Eltern der Kinder abgeschlossen - welche Klassen die Ausstattung bekommen, wird noch intern kommuniziert - und es soll kleine Einführungsveranstaltungen geben, um die Grundprinzipien der Handhabung zu erklären.
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