Der Quantensprung von Alt nach Neu zeigt sich schon beim Blick auf die Königsbrunner Grundschule Nord von außen: Auf der einen Seite das althergebrachte Haus der Grundschule Nord mit seiner gelben Putzfassade, auf der anderen das neue Haus mit dem weißen Anstrich und den goldenen Fensterelementen. Während der Weihnachtsferien organisieren die Hausmeister der Königsbrunner Schulen den Umzug, der Wiedereinstieg der Kinder findet schon im neuen Gebäude statt.
Für Schulleiter Richard Sailer und die Lehrkräfte beginnt im Januar eine neue Herausforderung. Denn neben neuer, moderner Technik stehen ihnen auch noch die Möglichkeiten der Lernlandschaften offen. Die Klassenzimmer jeder Jahrgangsstufe sind um einen sogenannten Marktplatz herum angeordnet. Dort befinden sich verschiedene Sitzmöbel und Tische, ein kleiner Bühnenbereich mit Beamer und Leinwand, eine Litfaßsäule und mobile Stellwände. Was sie nicht sind, sagt Richard Sailer auch: "Man darf die Lernlandschaften nicht als Freispielfläche verstehen."
Lernlandschaften in Königsbrunn können nach Bedarf umgestaltet werden
Sie sollen stattdessen eine offene Ergänzung zum Klassenzimmer sein. Tische können für Gruppenarbeiten zusammengeschoben werden, mit den Sitzwürfeln lassen sich Stuhlkreise gestalten, an den Stellwänden können Klassen ihren Mitschülern ihre Werke präsentieren, der Bühnenbereich lässt sich für Präsentationen nutzen und sogar für kleine Schauspiele. Durch Fenster in den Klassenräumen können die Lehrer die Kinder weiterhin im Blick behalten.
"Die Lernlandschaften bieten viele Möglichkeiten für Kooperationen und Differenzierung", sagt Sailer. Zudem können die Lehrer den zusätzlichen Freiraum beim Lernen als Motivation für die Schüler nutzen: "Jemanden aus der direkten Kontrolle zu lassen, erfordert auch Vertrauen. Das müssen sich die Kinder auch verdienen." Der Blick in die Klassenzimmer sollte für die Schüler auch Erinnerung sein, sich auf den Gängen leise zu verhalten, wenn andere noch lernen. Sailer freut sich auf eine spannende Findungsphase.
Königsbrunner Lehrer bekommen keine festen Vorgaben zur Nutzung der Marktplätze
Feste Planungen, wie und wie oft die Lernlandschaften in den Alltag eingebaut werden sollen, gibt es nicht. Es habe zwar Workshops mit zahlreichen Anregungen gegeben, sagt Richard Sailer: "Aber wie sie bespielt werden, ist Sache der Kollegen vor Ort. Vorgefertigte Konzepte bringen da nichts." Die Lehrer müssten die Möglichkeiten so einsetzen, dass sie am besten zu ihrem Unterricht passen. Dazu gehört auch die Möglichkeit, die Dinge auszuprobieren.
Zu diesen Überlegungen kommen noch praktische Hindernisse. Beim Mobiliar gibt es derzeit Lieferschwierigkeiten. Die Einrichtungen der Zimmer werden zwar fertig, das Mobiliar der Lernlandschaften wird aber erst bis Ende Januar erwartet. Dafür hat die Schreinerei, die wegen eines Brandes in ihrer Werkstatt in Verzug gekommen war, den Rückstand aufgeholt. Die Hygieneregeln verhindern zudem, dass die Klassen gemeinsame Aktionen oder gegenseitige Präsentationen veranstalten. Bis alle Möglichkeiten der neuen Einrichtung ausprobiert werden können, wird es also einige Zeit dauern.
Hightech-Ausstattung der Königsbrunner Schule löst nicht nur Freude aus
So werden die Kinder voraussichtlich weiterhin überwiegend in ihren Klassenzimmern unterrichtet. Die für bis zu 24 Schüler konzipierten Räume bieten eine hochwertige Ausstattung. Statt einer normalen Tafel mit Kreide besteht das zentrale Element des Lehrers aus einem riesigen berührungsgesteuerten Bildschirm, auf dem man mit dem Finger schreiben und per Knopfdruck Diagramme, Bilder oder Zeichenprogramme aufrufen kann.
Auch wegen der modernen Technik sähen einige aus dem Kollegium dem Umzug mit gemischten Gefühlen entgegen, sagt Richard Sailer: "Das ist eine gravierende Veränderung. Da ist es normal, dass manche Menschen dem mit Vorfreude entgegensehen, andere mit Skepsis." Die fehlenden Schulungen im Umgang mit der Technik seien sicherlich für einige ein Problem. Wegen der Corona-Pandemie seien die Seminare vor Ort nicht möglich gewesen und finden nun zu einem späteren Zeitpunkt statt.
Der Schulleiter selbst freut sich auf das neue Haus. Es biete eine Menge Chancen. Die Akustik sei ein Traum im Vergleich zum alten Haus, sagt Sailer: "Lärm ist ein extremer Stressfaktor." Zudem freuen sich Lehrer und Kinder auf eine Rückkehr in den großen Pausenhof mit neuen Spielgeräten, nachdem während der Baustelle eher beengte Verhältnisse herrschten. Gleichzeitig muss die Schulfamilie weiter mit Baulärm zurechtkommen: Am 25. Januar beginnt der Abriss eines weiteren Altbauteils und die Sanierung des Horts. "Zunächst wird der Altbau entkernt, das sollte nicht so viel Lärm machen. Und ich hoffe, der Abriss der Mauern geht dann in einem erträglichen Zeitraum über die Bühne", sagt der Schulleiter..
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