Wie war Fasching früher in Klosterlechfeld? In eine Musikerfamilie hineingeboren, kam Sonja Remmelmair bereits als junge Frau Anfang zwanzig zum Fasching und war sofort hellauf begeistert. Auf die Frage hin, wie sie die Faschingszeit bei sich in Klosterlechfeld damals denn erlebt hatte, fällt der heute 87-jährigen zunächst nur ein Wort ein: „Schön.“ Sie lacht. „Wir waren immer voll und ganz dabei, man hat alles angenommen.“

1969 gründete sie zusammen mit einigen anderen die Turnabteilung des Sportvereins TSV Klosterlechfeld und übernahm als Turnübungsleiterin sogleich die Führung. Bald darauf war es dann auch die Turnabteilung des TSV Klosterlechfeld, die, mit Remmelmair an der Spitze eines sechs- bis achtköpfigen Organisationsteams, bei den Faschingsvorbereitungen vor Ort die Regie führte. „Wir alle trafen Entscheidungen, aber ich war schon ein bisschen der ‚Oberboss‘“, führt sie aus und grinst verschmitzt.
Fußballer und Turnerinnen organisierten in Klosterlechfeld den Fasching
Die Stimmung anheizen, Lust auf Fasching machen, für die Teilnahme an den Faschingsumzügen des kommenden Jahres werben und Vorschläge hinsichtlich der anstehenden Paraden einbringen - das alles füllte sie in ihrer Rolle als selbsternannte „Antreiberin“ aus. Nachdem gelegentlich auch die Fußballabteilung des Sportvereins mit einem eigenen Wagen bei den Faschingsparaden vertreten gewesen war, nahmen die beiden Vereinsabteilungen auch organisatorische Hürden zunehmend gemeinsam. Sonja Remmelmair erinnert sich: „Tolle Frauen und Männer hatten wir immer“. Wobei die letzteren sich in aller Regel eher den „praktischeren Seiten“ des Faschingsunterfangens annahmen, wie etwa die Herrichtung der teilweise bis zu 60 Umzugswagen. Ausgelassen getanzt und gefeiert wurde dabei immer in den alten Gaststätten Grüner Baum und Postkeller. Die Gaststätte Postkeller hatte einen eigenen Saal, der zu diesem Zwecke dreimal in der Faschingssaison umdekoriert wurde.

Inzwischen hat Remmelmair ihr Amt vor mehr als zehn Jahren niedergelegt. Die Frage danach, ob ihr seitdem jemand in ihre ehemalige Position nachgefolgt wäre, lässt Wehmut aufkommen. Das erste Jahr hatte noch vielversprechend ausgesehen, so sagt sie, die beiden Folgejahre konnten diesen ersten Eindruck allerdings nicht bestätigen. Es stimmt sie nostalgisch und traurig zugleich, dass ihre damalige Gruppe sich diesen organisatorischen Herausforderungen nun nicht mehr annehmen kann – ein Großteil der Mitglieder sei inzwischen um die achtzig Jahre alt. Mittlerweile sind ihre drei Töchter sowie ihre Enkel und Urenkel im Fasching umtriebig. Von seinem damaligen Glanz sei laut Remmelmair heute jedoch nicht mehr viel übrig geblieben. Für den Rückgang des Faschingstrubels verantwortlich macht sie das Fehlen von Zeit. Die Leute bekämen Kinder, hätten eigene Sorgen und eigene Probleme.
Der Fasching war früher in ihrer Erinnerung politischer
Fasching vor mehr als 50 Jahren, eine Zeit, die Sonja Remmelmair als bunt und ausgelassen in Erinnerung hat. Aber auch als politisch motiviert. „Wir waren frei, wir waren jung. Alles war leichter und lockerer.“ Politische Themen jedoch wurden immer direkt angegangen. Der damals dringend benötigte Supermarkt in Klosterlechfeld wurde beispielsweise auf den Faschingsparaden durch einen Umzugswagen thematisiert, der einen eben solchen Supermarkt darstellte. Nachdem die damalige Tankstelle dem Bau der B17 weichen musste, wurde auch die Frage danach, wo die Klosterlechfelder künftig tanken sollten bei den Faschingsumzügen formuliert. Zu Remmelmairs Zeit bekamen für die Bürger zentrale Themen durch den Fasching das Licht politischer Aufmerksamkeit geschenkt.
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