Frischgepresster Birnensaft, süffiger Apfelmost, saftige Getränke vom eigenen Quittenbaum: Im Augsburger Landkreis sind dieser Tage wieder die hochmodernen Obstpressen angelaufen – und dies mit großer Erfolgszuversicht, wie es die zuständigen Vereine mitteilen.
„Wir freuen uns, wieder Obst aus den Stauden zusammenzutragen, um den leckeren Apfelsaft und Mischsäfte aus einheimischem Obst, den Staudensaft, herstellen zu können“, heißt es etwa seitens der Interessengemeinschaft Streuobstwiese Stauden dazu. Dort werden am 31. August unter anderem die Saftpressen in Fischach und Aletshofen anlaufen. Ziel und Zweck des Vereins sei es, die Pflege und Nutzung der landschaftsprägenden Streuobstwiesen zu fördern und damit die traditionell genutzten Bäume zu erhalten.
Für die Staudensäfte werden 30 bis 40 Tonnen Äpfel gut
Wie die Ernte heuer ausfällt? Noch steht die Obstpressen-Saison im Landkreis erst an ihrem Beginn, doch für Irina Ehlert von der Interessengemeinschaft zeichnet sich ein klares Bild ab: „Es ist jedes Jahr aufs Neue spannend. Aber die Ernte wird diesmal wesentlich besser als in den vergangenen zwei Jahren sein.“ Ehlert führt diese Tatsache unter anderem auf die diesmal ausgebliebenen Hageltage zurück. „Der Hagelsturm 2023 hatte alles kaputt gemacht. Wir hatten praktisch gar keine Äpfel.“ Und genau diese braucht die Interessengemeinschaft dringend, um auch die Basis für sämtliche andere Sorten ihrer regionalen Staudensäfte herstellen zu können. „30 bis 40 Tonnen wären schon super“, sagt Irina Ehlert hoffnungsvoll.
Auch beim Gartenbauverein Bobingen ist man nach dem alles vernichtenden Hageljahr 2023 zuversichtlich, was die nunmehr angelaufene Erntesaison anbelangt: „Wir haben schon das Gefühl, dass es diesmal besser wird“, meint Vorsitzender Peter Mannes. Und das ist fast noch etwas untertrieben dargestellt – denn schon der erste Presstag inmitten des alten Wasserturms war bereits vollständig ausgebucht. Man habe Mannes zufolge ein großes Einzugsgebiet an Kundinnen und Kunden, die sich von der Altersstruktur her als bunt gemischt erweisen würden. „Hier kommt einfach jeder her, der Obstbäume besitzt oder auch Verwandte und Bekannte mit Obstbäumen hat.“
Reiner Apfelsaft aus dem Bobinger Wasserturm
Und in der Tat ist das Gelände vor der historischen Kulisse derzeitig schon um sieben Uhr morgens komplett zugestellt mit ganzen Anhänger-Ladungen an Äpfeln in sämtlichen Farben, Formen und Größen. Auch im Wasserturm herrscht lautstarker Betrieb: Zwischen leuchtenden Laptops und bunten Lichtern laufen Rätzmühlen, Bandpressen, hochmoderne Kompressoren und sogenannte Schrägförderer auf Hochtouren, während die Mosterei-Helfer im Einsatz sind. Was am Ende des ganzen Obstdurchlaufs schließlich herauskommt, demonstriert Mitarbeiter Konrad Bobinger anhand einer aromatisch duftenden Flüssigkeit in einem Glas: „Das ist reiner Apfelsaft – ohne Fremdstoffe und chemische Zusätze.“
Beim Gartenbauverein Dinkelscherben hingegen stand das Anlaufen der Obstpress-Saison 2024 bis zuletzt auf Messers Schneide – allerdings keineswegs aufgrund fehlender Baumfrüchte wie im vergangenen Jahr, sondern weil das Hochwasser große Teile von Equipment und Maschinen des Mosterei unbrauchbar gemacht hatte. „Erst in der letzten Sekunde konnten wir den Mostbetrieb doch noch aufnehmen und die Pumpen zum Laufen bringen“, sagt Vereinsvorsitzender Arthur Ferber und ist nunmehr ebenfalls guter Dinge, was die diesjährige Saison anbelangt: „Heuer haben wir im Gegensatz zu den Jahren zuvor sehr viele Anfragen. Jetzt haben wir wahnsinnig viel Obst. Besser kann es eigentlich gar nicht werden.“ Überdies erkennt Ferber den Trend, dass zunehmend bei jüngeren Obstbaumbesitzern das Bewusstsein für Regionalität und Nachhaltigkeit gestiegen ist. So werden die Obstpressen voraussichtlich jeden Freitag und Samstag laufen.
Wer hat Lust auf einen Einsatz in der Dinkelscherber Mosterei?
Dass in der Dinkelscherber Mosterei nun ein solcher Ansturm herrscht, hat allerdings zu einem neuen kleinen Problem geführt, wie der Vorsitzende erklärt: Der Gartenbauverein sucht jetzt dringend neue Hilfskräfte, die gegen Bezahlung für etwa sechs bis acht Wochen die Mosterei mit ihrer Arbeitskraft unterstützen möchten. „Wir sind ein tolles Team. Man kann über uns sogar einen Kelterkurs absolvieren. Das ist wirklich eine interessante Materie“, wirbt Arthur Ferber dafür. Insgesamt herrscht unter den Landkreis-Mostereien eine äußerst positive Erwartungshaltung vor und vielerorts erinnert man sich deshalb sogar an die äußerst ertragsreiche Zeit vor der Corona-Pandemie zurück. So etwa heißt es seitens der IG Streuobstwiese: „Vor wenigen Jahren waren die Obstbäume unter der Last der Früchte fast zusammengebrochen – und wir im übrigen auch!“, erinnert sich Ehlert augenzwinkernd.
7,5 Tonnen Obst wurden am ersten Tag in Herbersthofen verarbeitet
In Herbertshofen bei Meitingen startete die Mostsaison heuer etwas später, weil die Presse des Obst- und Gartenbauvereins einen Defekt hatte. So kam es sogar zu einer Warteschlange. Doch der ehemalige Vorsitzende Günther Wünsch brachte das Gerät wieder in Gang. „Eine Zentrifuge für die der die Obstpresse hatte eine Drehzahlstörung und legte somit die Pressanlage lahm“, erläuterte Bernhard Härle. 7,5 Tonnen Äpfel und Birnen wurden bereits am ersten Tag gebracht und zu naturbelassenem Saft verarbeitet.
Während der Anfangsphase des Obstes packen neben den Vereinsmitgliedern auch viele andere Ehrenamtliche an: Eine Person beaufsichtigt während der Aktionen den Ablauf an der Saftpresse, mehrere Helferinnen und Helfer betätigen sich mit dem Abfüllen des Saftes in umweltfreundliche Verpackungen oder Flaschen und sind mit der Beseitigung der gepressten Obstrückstände beschäftigt. Günter Wünsch freut sich: „Die Anmeldungen zum Saften nehmen heuer wieder zu, somit spricht alles für eine gute Obstsaftsaison.“ (mit peh)
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