Mit Trillerpfeifen, lauter Musik aus Lautsprechern und Plakaten hat sich die Belegschaft vor dem Firmengebäude der Ampack in Königsbrunn versammelt. „Jetzt wollen sie uns auch noch ans Urlaubs- und Weihnachtsgeld“, sagt Claas Meyer von der IG Metall Augsburg ins Mikrofon. Viele der Beschäftigten planten mit dem Gehalt und würden Rechnungen und Geschenke davon bezahlen. Vor der vierten Verhandlungsrunde am kommenden Montag erhöht die Gewerkschaft IG Metall mit zahlreichen Warnstreiks weiter den Druck auf die Arbeitgeber. Schon die ganze zurückliegende Woche streikten Mitarbeiter etwa bei MAN in Augsburg, Airbus oder SGL in Meitingen. Am Freitag wurde auch bei der Firma Ampack gestreikt. Rund 200 Beschäftigte kamen gegen elf Uhr vor dem Firmengelände zum Protest zusammen.
Forderungen von IG Metall und Arbeitgebern gehen auseinander
Die beiden Tarifparteien liegen mit ihren Forderungen weit auseinander: Die Arbeitgeber bieten nach neun Nullmonaten ab Juli 2025 eine Tariferhöhung um 1,7 Prozent und ab Juli 2026 um weitere 1,9 Prozent an – bei einer Vertragslaufzeit von 27 Monaten. Die IG Metall fordert dagegen sieben Prozent mehr Lohn. „Insbesondere die Leermonate sind skandalös“, sagt Meyer. Für Azubis habe man gar kein Angebot gemacht. Für Auszubildende fordert die IG Metall 170 Euro mehr Lohn. „Es gibt Branchen, die sind da an uns vorbeigezogen. Früher war die Metall- und Elektroindustrie ein Benchmark“, sagt Meyer. Noch immer sei sie die größte Industrie in Bayern.
Die Ampack wurde seit ihrer Gründung im Jahr 1973 schon mehrmals verkauft. Ein Angestellter im kaufmännischen Bereich hat den Wechsel 2012 der Gründerfamilie Ammann zu Bosch und später zu Syntegon miterlebt. Seit dem 1. August ist Ampack wieder selbstständig. „Mir geht es vor allem darum, für das Alter vorsorgen zu können“, sagt der Beschäftigte. Seit 18 Jahren ist er im Betrieb. Die vielen Wechsel führten zu Unsicherheiten in der Belegschaft. Schon jetzt sei die Empfehlung, sich woanders einen Job zu suchen. Ein Elektrokonstrukteur befürchtet, ohne Lohnerhöhungen bald noch mehr von der Inflation zu spüren. „Wenn man auf die Entwicklungen schaut, wären 15 Prozent mehr Lohn eigentlich angebracht.“ Sein jüngerer Kollege hat 2022 seine Ausbildung beendet. Auszubildende würden besonders von den Forderungen nach mehr Gehalt der IG Metall profitieren. „In der Ausbildung tut jeder Cent gut. Von 800 Euro im Monat kann keiner Miete und Fixkosten bezahlen ohne Unterstützung.“
Am Montag sollen die Streiks weitergehen. Seit dem 11. September verhandeln die Tarifparteien.
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