Das Handwerk im Landkreis Augsburg ist derzeit gut im Fernsehen vertreten: Drei Männer zeigen in unterschiedlichen Formaten, was ihre berufliche Leidenschaft zu bieten hat. Die besonderen Einblicke zeigen auch: Handwerk ist auch große Kunst.
Cyclekarts aus Biburg bei SWR-Serie Handwerkskunst
Das wird besonders bei Frank Bankonin deutlich. Der Biburger baut motorisierte Edel-Seifenkisten. „Cyclekarts“ nennt er die Fahrzeuge, die meistens Oldtimern nachempfunden sind. Der gelernte Konditor hat bereits Dutzende „Cyclecarts“ gebaut und in alle Welt verkauft. Sie sind Unikate, echte „Luxusspielzeuge“, wie Bankonin in der Sendung sagt. Die Wagen bestechen durch ihre Form, Lack und viele Details. Bankonin braucht keine Baupläne, um die „Spielzeuge für Erwachsene“ entstehen zu lassen. Er schaut sich ein Foto an und hat dann den Plan sofort vor Augen. Wie er ein „Cyclekart“, einen Bugatti T35, baut, zeigt er Schritt für Schritt in der Sendung Handwerkskunst im SWR.
Die Zuschauer erfahren in dem Format, was Handwerk alles kann. Und wie im Fall von Frank Bankonin aus einer Grundplatte und einem Gestell mit viel Liebe und Leidenschaft ein originalgetreuer kleiner Oldtimer entsteht. Da wird gemessen, gebohrt, gesägt, geschweißt, gehämmert und geschliffen. Alle Arbeitsschritte werden in einem ruhigen Ton erklärt. Bankonin ist Automechaniker, Karosseriebauer und Konstrukteur in einer Person. Alles begann mit einem Seifenkistenrennen in Biburg. Bankonin nahm mit einer etwas gehobeneren Seifenkiste teil, die er anschließend bei einem Online-Auktionshaus verkaufte. Die Nachfrage war enorm. So wurde aus einem Hobby ein Beruf.
Handwerker aus Scherstetten in der ARD-Mediathek zu sehen
Auch Frank Schnitzler brennt für sein Handwerk. In einer Folge Handwerkskunst, die in der ARD-Mediathek abrufbar ist, verlegt vor seinem Haus in Scherstetten mit Wasser und Sand eine Naturpflaster-Fläche. Es geht um die Optik, Nachhaltigkeit und die Bedürfnisse der Bewohner. „Sie sollen immer Freude damit haben“, sagt Schnitzler. Die gepflasterte Lebensfreude sitzt auf einem soliden Unterbau. Damit beginnt die Arbeit von Schnitzler, der anschließend die Fläche mit Schnüren abspannt und das Gefälle einberechnet. Mit Großpflaster wird der Rahmen gesetzt.
Mit drei bis fünf Hammerschlägen „pflanzt“ er anschließend kleinere Steine in den Sand. Seine ersten „Pflanzversuche“ unternahm Schnitzler mit sieben Jahren. Über 40 Jahre später schwärmt er immer noch fürs Naturpflaster: Steinsetzer versuchten in die Unruhe der Steine Ruhe zu bringen. Das erde. In seinem Beruf könne er von der Planung bis zur Umsetzung Hand selbst anlegen - das sei ein großartiges Gefühl. Die Sendung Handwerkskunst habe ihm viel Zuspruch eingebracht. Auch Anfragen für ein Praktikum erreichten ihn. Schnitzler freut sich, dass der Beitrag sein Handwerk wieder in Erinnerung gerufen hat.
Bei Georg Rindle entstehen Skulpturen aus einem Holzblock
Eine etwas andere Leidenschaft hat Georg Rindle aus Langerringen. Der Gärtnermeister hat sich einem modernen Kunsthandwerk verschrieben - er schnitzt mit der Motorsäge. Jüngst nahm er an der zweiten Staffel der „Motorsägen-Masters“ teil. In der Sendung treten Frauen und Männer gegeneinander an. Es zählen Kreativität, Ausdauer, Strategie und der präzise Umgang mit schweren Maschinen. In festgelegten Zeitfenstern müssen die Motorsägen-Künstler Holzskulpturen aus Baumstämmen schnitzen. Bewertet werden die Arbeiten von einer Experten-Jury. Rindle schnitzte in 20 Minuten einen Oscar für Schauspieler Edin Hasanovic, dem Spezialgast der Folge.
Eine Figur für den neuen Tatort-Kommissar
Hasanovic wird der neue Tatort-Kommissar in Frankfurt und spielte in „Im Westen nichts Neues“ mit. Die Verfilmung wurde in Hollywood mit einem Oscar prämiert. Doch Hasanovic war bei der Verleihung nicht anwesend. Dafür erhielt er von den Schnitzkünstlern kleine Oscars. Das Exemplar von Georg Rindle gefiel ihm am besten. Trotzdem reichte es am Ende nicht für den Langerringer - er schied in der ersten Runde aus. Die Jury sah bei der Ausarbeitung der Anatomie seiner Figur noch Spielraum nach oben. Von seinen Mitstreitern wurde Rindle in den Arm genommen. Traurig sagte er: „Einer muss als Erster gehen. Es ist jetzt so. Aber es war eine super Zeit und man kann mit einem guten Gefühl wieder heim.“
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