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Landkreis Augsburg: Stand-Up-Paddling auf der Wertach ermöglicht eine ganz neue Perspektive

Landkreis Augsburg

Stand-Up-Paddling auf der Wertach ermöglicht eine ganz neue Perspektive

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    Wackeliger Start: Wer zum ersten Mal auf ein Stand-up-Paddle-Board steigt, tut gut daran, sich anfangs kniend auf das Paddeln zu konzentrieren.
    Wackeliger Start: Wer zum ersten Mal auf ein Stand-up-Paddle-Board steigt, tut gut daran, sich anfangs kniend auf das Paddeln zu konzentrieren. Foto: Andreas Lode

    „Du hast wirklich noch nie auf einem Stand-up-Paddle-Board gestanden?“ Nein, ich habe noch nie auf einem „Stehpaddel-Brett“ gestanden, geschweige denn gekniet. „Stell’ dich darauf ein, dass du anfangs ein paar Mal ins Wasser fallen wirst“, wurde mir prophezeit, als ich von meinem Vorhaben erzählte: mit dem Stand-up-Paddle (kurz: SUP)-Board auf der Wertach entlangzufahren. Und zwar zwischen der Ufererweiterung bei Großaitingen und jener bei Wehringen.

    Bevor ich mit meinem neuen aufblasbaren Fahrzeug einsteige, prüfe ich, wie hoch der Wasserstand ist, indem ich hineingehe: Wasser bis zum Hals. Sollte reichen. Selbstverständlich habe ich mich auch informiert, wo ich am Ufer der Wertach gut rein und auch wieder raus komme.

    Sobald das Paddeln kniend gut klappt, kann man versuchen, stehend die Welt erkunden.
    Sobald das Paddeln kniend gut klappt, kann man versuchen, stehend die Welt erkunden. Foto: Andreas Lode

    Das sei absolut wichtig, wie Max Markmiller, Vorsitzender der Kreiswasserwacht Augsburg Land, erklärt: „Die Vorbereitung ist das A und O. Man sollte auch wissen, wie stark die Strömung ist und wo sich auf der Strecke technische Anlagen, Wehre und Kraftwerke befinden.“ Denen sollte man nämlich nicht zu nahe kommen. Markmiller rät, einen Abstand von 200 Metern bei mittelgroßen Anlagen nicht zu unterschreiten.

    Wie Wackelpudding fühlt sich mein ganzer Körper an, als ich das erste Mal auf dem Brett knie. Und diese Wackeldackel-Endlosschleife dauert auch etwas an – mit der Zeit wissen meine Muskeln aber, was sie tun müssen, und ich werde ruhig. Auch das Aufstehen klappt dann problemlos. Die Strömung tut ihr Übriges und ich komme gut voran. „Zum Steuern mit dem Paddel immer schön ein umgekehrtes Y formen“, geht mir durch den Kopf. Ein Tipp, den ich für mein erstes Mal mitbekommen habe. Also ziehe ich das Paddel an mir vorbei – erst gerade nach hinten und dann am Ende nach links, wenn es nach links gehen soll, und umgekehrt. Das ist aber gar nicht so einfach.

    Unterwegs mit dem Stand-up-Paddle-Board auf der Wertach

    Wer ungeübt ist, sollte laut Max Markmiller in Fließgewässern Vorsicht walten lassen und am besten nur in Begleitung unterwegs sein. Und sich außerdem nicht überschätzen: „Sportler gelangen durch die SUP-Nutzung gerade in Flüssen in Bereiche, aus denen sie im Notfall mit ihren eigenen Kräften nicht mehr eigenständig schwimmend ans Ufer gelangen können“, sagt Markmiller. Dies gilt insbesondere für Ältere und Kinder. Das Tragen einer Schwimmweste sei ebenfalls wichtig und mindere einige Gefahren, wie sich zu stoßen oder gar zu versinken. „Eine umfassende Sicherheit bieten sicherlich professionelle Westen, wie sie etwa bei uns für Einsätze zum Zug kommen“, sagt der Kreiswasserwacht-Vorsitzende.

    Majestätisch gleite ich auf dem Brett durch das sanfte Wasser und fühle mich geradezu erhaben. Für jemanden wie mich, die sonst viel schwimmt, ist das eine ganz neue Perspektive – als stünde ich über den Dingen. Links und rechts von mir dringt fröhliches Vogelgezwitscher aus dem Gebüsch.

    Flussaufwärts ist ein deutlicher Widerstand spürbar: Jetzt wird‘s sportlich.
    Flussaufwärts ist ein deutlicher Widerstand spürbar: Jetzt wird‘s sportlich. Foto: Andreas Lode

    Von der Uferweiterung bei Großaitingen bis zur Ufererweiterung bei Wehringen fließt die Wertach auf knapp fünf Kilometern, für Geübte gut mit dem Stand-up-Paddle-Board zu bewältigen. Ich dagegen entscheide mich, irgendwann wieder umzudrehen. Die breiten Ufererweiterungen bieten einen bequemen Einstieg ins Flachwasser. Sie seien aber auch wertvoll für die Wasserbewohner, wie Johannes Meyer vom Wasserwirtschaftsamt weiß. „Insgesamt sind mehrere Projekte in Planung, um die Wertach naturnaher zu gestalten. Dazu gehören auch Uferrenaturierungen, die, wie in diesem Fall, in den vergangenen zehn bis 15 Jahren von Menschenhand geschaffen wurden.“ In Verbindung mit weiteren Maßnahmen unterstützen sie zum einen die ursprüngliche Fließcharakteristik, bieten zum anderen einen natürlichen Lebensraum für Jungfische und sorgen auch dafür, dass Menschen wieder besser ans Ufer kommen.

    Fünf Kilometer am Stück kann man mit dem SUP über die Wertach gleiten

    Etwas nördlicher, von der Staustufe Inningen bis zum Ackermannwehr, wurde der Fluss im Rahmen des Projekts „Wertach vital“ seit Anfang 2000 umgestaltet. Die grundsätzlichen Ziele von „Wertach vital“ seien laut Wasserwirtschaftsamt Hochwasserschutz, Sohlstabilität, Verbesserung des ökologischen Zustands sowie der Erholungsfunktion beziehungsweise der Zugänglichkeit für die Bevölkerung.

    Ausgepowert und erholt zugleich komme ich von meiner „SUP“-Premiere zurück.
    Ausgepowert und erholt zugleich komme ich von meiner „SUP“-Premiere zurück. Foto: Andreas Lode

    Warum man das Stand-up-Paddling als eine Sportart bezeichnet, verstehe ich, als ich mich drehe und entgegen der Strömung fahre. Ich bewege mich kaum vom Fleck – nur mit viel Kraftaufwand komme ich dem Widerstand bei und bewege mich langsam vorwärts. Da ich sonst eher der Typ bin, der Action sucht, war ich zugegebenermaßen skeptisch, ob mir diese Art der Fortbewegung etwas gibt. Und wurde positiv überrascht. Mein Fazit: Stand-up-Paddling ist eine angenehme Art, Erholung und sportliche Betätigung zu vereinen. Durch die Ruhe auf dem Wasser kann ich runterkommen und mit der Natur eins werden. Gleichzeitig ist der Körper gefordert, Balance zu halten. Übrigens: Ich bin nicht ins Wasser gefallen.

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