Ein Unwetter hat im südlichen Landkreis am Montagabend eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Am stärksten betroffen war Großaitingen. Dort riss der Orkan Bäume um und fegte Ziegel von den Dächern. Auch Telefon- und Stromleitungen wurden beschädigt. Der Gesamtschaden dürfte über 100.000 Euro liegen. Laut Polizei könnte es sich bei dem Sturm um einen Tornado gehandelt haben.
Nach der ersten Bilanz der Polizei wurde eine Frau leicht verletzt. Die 28-Jährige saß in ihrem Kleinwagen, als das Unwetter von Südwesten über die Gemeinde zog. In der Kaiser-Otto-Straße fiel gegen 16.20 Uhr ein großer Ast auf den Fiat. Die Frau wurde ins Krankenhaus nach Bobingen gebracht. Den Sachschaden schätzt die Polizei auf rund 10.000 Euro. Sie zählte am frühen Abend 13 Einsätze - überwiegend ging es um umgestürzte Bäume. Auch Keller liefen voll Wasser. Straßen wurden überflutet. Stellenweise wurden Dächer abgedeckt.
Nach Angaben der Feuerwehr wurde unter anderem die Pfarrkirche St. Nikolaus beschädigt. Mit einem Kran wurde noch am Montagabend der Dachfirst repariert. Die Feuerwehren aus Großaitingen und den umliegenden Orten sowie THW, Polizei und Rettungsdienst waren mit etwa 100 Helfern im Großeinsatz. Experten des THW untersuchten unter anderem die Statik eines abgedeckten Hauses.
Sturm im Landkreis Augsburg: Schneise von den Stauden bis ins Lechfeld
Die Feuerwehr hatte deutlich mehr zu tun: Unermüdlich beseitigte sie die Folgen des Unwetters, das plötzlich aufzog. Anhand des Schadensbildes lässt sich nachvollziehen, dass der Orkan von Scherstetten über Konradshofen, Klimmach und dann westlich von Schwabmünchen nach Großaitingen gezogen war. Im weiteren Verlauf zog er dann weiter in Richtung Kleinaitingen und Oberottmarshausen. In Mittelstetten gab es keine größeren Schäden. Auch Schloss Guggenberg, das idyllisch am Waldhang liegt, blieb ohne Schäden. Dafür wurden unterhalb des Schlosses zahlreiche Baumriesen umgerissen. Ein junger Mann erlebte die dramatischen Minuten im Stadel einer Pferdekoppel: "Es hat das Dach angehoben. Es war der Wahnsinn. Es ist ein Glück, dass nicht mehr passiert ist."
Monika Stölzle war gerade mit ihrem Hund Balu unterwegs, als das Unwetter den südwestlichen Ortsrand von Großaitingen erreichte. Schützend beugte sie sich über das Tier - Hagelkörner wurden zu Geschossen und trafen sie am ganzen Körper. Auch auf Erdbeerfeldern wurden Menschen vom Hagel überrascht. Sie kamen mit Prellungen und einem riesigen Schrecken davon.
Polizei Schwabmünchen geht von einem Tornado aus
Monika Stölzle hatte trotz der Blessuren großes Glück: Denn nur zwei Meter neben ihr krachte ein Ast vom Baum. Ihr Mann Reinhard befand sich währenddessen im Baumarkt in Großaitingen. Wie ein Maschinengewehr-Feuer habe sich der Hagel auf dem Blechdach angehört. Er ist sich sicher, dass es sich um einen Tornado gehandelt hat. Dafür spreche, dass die umgerissenen Bäume im Ort in verschiedene Richtungen gefallen seien. Auch die Schwabmünchner Polizei geht von einem Tornado aus.
Der Deutschem Wetterdienst beschreibt einen Tornado als Luftsäule mit Bodenkontakt, die um eine mehr oder weniger senkrecht orientierte Achse rotiert. Er kann entstehen, wenn starke Temperaturgegensätze herrschen und Luft aufsteigt. Der rotierende Aufwindschlauch kann einen Durchmesser bis über einen Kilometer erreichen, wobei Windgeschwindigkeiten von mehreren hundert Kilometern pro Stunde auftreten können. Ein Tornado verwüstet laut DWD längs seiner Zugbahn einen Streifen von einigen hundert Metern Breite.