Woher kommt unser Essen und wie wird es erzeugt? Während noch vor wenigen Jahrzehnten fast jeder diese Frage hätte beantworten können, wird das heutzutage schwieriger. Sieht doch das Lebensmittelangebot im Supermarkt ganz anders aus, als das, was man auf den Bauernhöfen zu sehen bekommt. Hochverarbeitete Lebensmittel, Normvorgaben wie Gemüse auszusehen hat und Nahrungsmittel, die aus der ganzen Welt nach Deutschland gebracht werden, machen es schwer, den Durchblick zu behalten. Das will die bayerische Jungbauernschaft ändern und organisiert ihre „Landlufftouren“. Ziel solle es sein, mehr Sichtbarkeit und Wertschätzung für die heimische Landwirtschaft zu erzeugen. Gleichzeitig soll Verbraucherinnen und Verbrauchern die Möglichkeit gegeben werden, landwirtschaftliche Betriebe zu besichtigen und mit den Landwirtinnen und Landwirten ins Gespräch zu kommen. Den Auftakt dazu machte der Verband mit Besuchen eines Geflügelbetriebes in Großaitingen und einem Ackerbaubetrieb in Graben.
Rund 1000 Legehennen „arbeiten“ auf dem Geflügelhof Mayr in Großaitingen
Schon beim Verlassen des Autos auf dem Hof von Veronika und Johannes Mayr wird durch die Geräuschkulisse klar, was auf diesem Hof passiert. Lautstark wird man von den Hühnern in einem kleinen Freigehege begrüßt. „Das ist jeweils unsere älteste Gruppe Legehennen“, sagte Johannes Mayr. Er hat rund 1000 Hennen auf seinem Hof in Großaitingen. Die Haltungsform ist Bodenhaltung. Zwar würde er seine Hühner gerne in Freilandhaltung leben lassen, doch sein Hof liegt mitten im Ort. Deshalb ist er auf die Haltung im Stall angewiesen. Als Ausgleich hält er weniger Hühner, als er eigentlich dürfte. „Unsere Hühnerställe sind für rund 2000 Hühner zugelassen. Wir halten aber nur 1000, so hat jedes Huhn wesentlich mehr Platz, als ihm laut Gesetz zugewiesen wird“, erklärte der Landwirt. Anschließend führte er die rund 25 Besucher in seinen Hühnerstall. Die zutraulichen Federtiere zeigten sich von den ungewohnt vielen Menschen in ihrem Zuhause kaum beeindruckt. Sie beäugten die Besucher neugierig und ließen sich sogar streicheln. Anschließend führte Mayr die Förder- und Sortieranlage vor.
Geduldig beantwortete er dabei die Fragen der Besucher. Zum Beispiel, wie die unterschiedlichen Dotterfarben zustande kommen. „Das liegt meist am Futter. Bioeier haben eine hellere Dotterfarbe. Je mehr Gras die Hühner fressen, desto heller ist das Eigelb. Mit dem Füttern von Paprika wird es dunkler.“ Interessant dabei sei, dass in Deutschland Verbraucher eher dunklere Dotterfarben bevorzugen würden. In den Niederlanden, so Mayr, sei es genau umgekehrt. Eine weitere Frage war, ob es einen Unterschied zwischen weißen und braunen Eiern gebe. „Eigentlich nicht“, war die Antwort. Zusammensetzung und Nährwerte der Eier wären gleich. Einzig die Schale sei bei braunen Eiern etwas dicker. Eine Herausforderung allerdings wäre die unterschiedliche Nachfrage im Laufe des Jahres. Normalerweise würden die Kunden braune Eier bevorzugen. An Ostern jedoch ändere sich das. „Denn zum Färben sind weiße Schalen besser geeignet.“ Drei Generationen arbeiten auf dem Geflügelhof in Großaitingen. Mutter Andrea, Kreisbäuerin im Landkreis, kümmert sich um den Hofladen. Die Eier werden so ab Hof direkt vermarktet. Ein großes Standbein sei dabei die Nudelproduktion, so Mayr. „Der Vater kümmert sich um die Äcker und Opa und Oma helfen auch noch kräftig mit.“
Der Ackerbaubetrieb Käs in Graben bewirtschaftet rund 100 Hektar
Nach dem Besuch auf dem Geflügelhof ging es weiter nach Graben auf den Betrieb von Anna Käs. Dort werden auf rund 100 Hektar Getreide, Mais und Rüben angebaut. Zu Beginn des Besuches hatte sich die junge Landwirtin für ihre Besucher eine interessante Aufgabe ausgedacht. Auf einem Tisch hatte sie die verschiedensten Feldfrüchte aufgestellt und es sollten die passenden Namensschilder und Bilder, wie die Pflanze auf dem Feld aussieht, zugeordnet werden. Nach ein paar Minuten war die Aufgabe dann erledigt, Mais, Gerste, Weizen und Ackerbohnen richtig zugeordnet. Schwieriger war es, die Bilder der Pflanzen wie sie auf dem Feld zu sehen sind, zuzuordnen. Relativ unbekannt sei die Ackerbohne als Pflanze, schmunzelte Anna Käs. Auch die Unterscheidung zwischen Raps und dem Senf gelang nicht auf Anhieb. Ein paar Meter weiter in der Halle, in der gerade die Gerste bis zur Anlieferung in der Mälzerei lagert, hatte sie am Boden Zeitstrahlen aufgemalt und erläuterte, welche Sorten wann und wie lange auf dem Feld stehen würden. Danach ging es weiter und sie zeigte den durchaus imposanten Maschinenpark des Betriebes. Eindruck machte dabei die schiere Größe der Traktoren und ihrer Anbaugeräte. Aber auch Kleinigkeiten fielen den Besuchern auf. So zum Beispiel, dass der Reifendruck bei den Zugmaschinen relativ gering erschien. „Dass die Traktoren und Maschinen immer größer werden, liegt daran, dass die Zeitfenster zur Arbeit auf den Feldern immer kürzer werden.“ Schließlich gebe es Vorschriften, wann und wie viel gedüngt werden dürfe, der Einsatz von Pestiziden sei geregelt und durch den Klimawandel würden auch die möglichen Saat- und Erntezeiten kürzer. Daher müssten die Maschinen größer und leistungsfähiger werden. Durch das steigende Gewicht verdichte sich der Boden allerdings stärker. Dem versuche man durch weniger Luftdruck in den Reifen entgegenzuwirken. Bei Kaffee und Kuchen endete dann die erste Landlufttour des Jungbauernverbandes. „Es war sehr informativ. Mich hat es interessiert, wie auf den Höfen gearbeitet wird", sagte die Augsburgerin Renate Zedler während der Tour. Weitere Besuche sind in Planung.
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