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Graben: Auf dem Hof daheim: Diese Jungbäuerin wächst an ihren Pflanzen

Graben

Auf dem Hof daheim: Diese Jungbäuerin wächst an ihren Pflanzen

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    Anna Käs auf einem Weizenfeld bei Kleinaitingen, wo sie selbst ausgesät hat. Die Pflanzen wachsen noch bis nächsten Sommer.
    Anna Käs auf einem Weizenfeld bei Kleinaitingen, wo sie selbst ausgesät hat. Die Pflanzen wachsen noch bis nächsten Sommer. Foto: Jennifer Kopka

    Bankkaufrau? Laborantin? Alles schöne Berufe, aber nichts für Anna Käs. Die 22-Jährige ist Landwirtin und arbeitet im väterlichen Ackerbau-Betrieb in Graben. Sie ist die Hofnachfolgerin. „Es macht einfach Spaß zuzuschauen, wie alles wächst“, sagt sie. Dabei ist sie es auch selbst, die an ihrem Beruf wächst. „Als Frau muss man manchmal einfach mehr mitdenken.“

    Auf dem Hof von Anna Käs ist alles eine Nummer größer. Auf 100 Hektar pflanzt sie Gerste, Raps, Mais und Futterrüben an. Die Felder sind weit, die Tore sind hoch. Dahinter lagern Gerste-Berge. Öffnet sie die Tür zur Gerätehalle, steht neben einem kleinen Oldtimer-Bulldog, und einem Pflug ein riesiger Mähdrescher. Die Reifen so hoch, wie die Jungbäuerin groß ist. „Maschinen fahren macht Spaß“, sagt Käs. Den tonnenschweren Mähdrescher durch die engen Dorfstraßen zu fädeln, flöße ihr aber immer noch Respekt ein. Sei sie aber erst einmal auf dem Feld, gehe es. Es sei die Abwechslung, die ihren Beruf für sie so attraktiv mache. Das Arbeiten mit und in der Natur, die Büroarbeit, die Maschinen. „Auch mal Unkraut mit der Hand ziehen, kann schön sein.“

    Der Reifen so groß wie die Bäuerin selbst: Mit dem Mähdrescher durchs Dorf ist für die 22-Jährige manchmal noch eine Herausforderung.
    Der Reifen so groß wie die Bäuerin selbst: Mit dem Mähdrescher durchs Dorf ist für die 22-Jährige manchmal noch eine Herausforderung. Foto: Jennifer Kopka

    Als Frau könne sie nicht eins zu eins die Arbeiten so ausführen, wie es ihr der Vater gezeigt habe. Grips gleicht bei manchen Arbeiten Kraft und Körpergröße aus. 50-Kilo-Saatgutsäcke könne sie nicht so einfach schleppen wie ihr Vater. Da helfe dann zum Beispiel der Frontlader. Als sie mit der Realschule fertig war, habe ihr Opa sie gefragt: „Anna, willst du das wirklich machen?“. Ihr Vater habe ihr geraten, Praktika zu machen. Hinter dem Bankschalter oder im Labor, das war nicht ihr's. „Landwirtin ist einfach mein Beruf“, ist sich die 22-Jährige heute sicher. Schon der Uropa hat den Betrieb gekauft, die Großeltern wohnen heute in der alten Hofstelle. Ihr sei immer wichtig gewesen, dass der Betrieb weitergehe. „Es hängt eine jahrelange Familientradition daran“, sagt Käs. Wie ihr Opa vor 60 Jahren müsse sie heute zum Glück nicht mehr arbeiten. Maschinen fahre sie nicht nur gern, sie erleichtern ihr auch die Arbeit. Vorschriften würden aber immer mehr den Alltag auf dem Hof bestimmen, was es schwer mache, nach fachlicher Praxis zu arbeiten.

    Die Landwirtin bringt neue Ideen auf den Hof in Graben

    Das Vertrauen ihres Vaters bestärke sie. Schon jetzt bringe sie Ideen mit, die sie auf dem Hof umsetze. Vom PC aus werden Spuren auf dem Feld geplant. Und der Schlepper fährt auf ihre Anregung mit weniger Reifendruck. So wird der Boden auf dem Feld weniger verdichtet und die Pflanzen wachsen besser. Einzige Bedingung: sie müsse hinter ihren Ideen stehen und das Neue selbst umsetzen. Gemüse- oder Obstbau, Direktvermarktung oder Viehhaltung sind weitere Ideen, die Käs interessant findet. Früher habe es auf dem Hof Milchvieh gegeben. Das Arbeiten mit den Tieren hat sie während der Ausbildung in Lehrbetrieben erlebt und ein paar neue Bewohner auf den Hof geholt: 20 Hennen, die für den Eigenbedarf Eier legen.

    Tonnenweise Getreide lagert auf dem Hof von Anna Käs.
    Tonnenweise Getreide lagert auf dem Hof von Anna Käs. Foto: Jennifer Kopka

    Früher habe sie sich schwergetan, auf andere Menschen zuzugehen. Durch ihren Beruf hat sich das geändert. In der Jungbauernschaft habe sie viele Menschen kennengelernt, habe den Techniker gemacht und sei auf anderen Höfen gewesen. „Ich werde als junge Frau immer mit Respekt behandelt“, sagt sie. Das gelte für Landmaschinenvertreter genauso wie für andere Landwirte. „Ich bin durch meinen Beruf an mir selbst gewachsen“, sagt sie. Sie traue sich mehr als früher. Auch Fehler zu machen. „Ich hatte früher immer Angst, den Acker uneben zu pflügen“, sagt Käs und schmunzelt. Gereift sei in ihr auch der Wunsch, wegzugehen. Der Vater sei nie groß vom Hof weg gewesen. Das will die junge Frau anders machen. In Teilzeit auf einen anderen Betrieb in den Pflanzenbau. Und: ein Sommer auf der Alm. Im nächsten Frühjahr will sie in die Schweiz. „Es wird das erste Mal sein, dass ich länger weg bin von daheim.“

    Die Sicherheit zu wissen, wo man hingehört

    Sie kenne inzwischen viele Frauen, die den elterlichen Betrieb übernehmen. Nicht immer ist das leicht für die eigene Partnerschaft. „Der Partner muss Rückhalt geben“, sagt Käs. Sie sei gebunden, aber auch gern gebunden, weil die Arbeit Spaß mache. Wenn sie im Sommer auf die Felder gehe und sehe was wachse. Und bei der Ernte alle zusammen helfen. Wenn sie mit dem Bulldog über die Äcker pflüge, dann sei da neben der Gewissheit, dass das alles eine ganze Familie ernähren muss, auch eine große Zufriedenheit. „Es gibt mir Sicherheit, dass ich weiß, wo ich lande.“

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