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Fußball: Der Kaiser im Landkreis Augsburg: Sogar ein Urinal erinnert an Franz Beckenbauer

Bei der Verleihung des Sportpreises des bayerischen Ministerpräsidenten traf Gert Jungbauer (Mitte) auf Franz Beckenbauer. Links: MdL Georg Winter.
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Der Kaiser im Landkreis Augsburg: Sogar ein Urinal erinnert an Franz Beckenbauer

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    Im Musikheim in Schwabegg hängt seit vielen Jahren ein Zettel am Urinal mit dem Text: "Hier ließ Franz Beckenbauer (Der Kaiser) am 02.06.1995 sein Wasser." Die Geschichte, die dahintersteckt: Der frühere Mannschaftsarzt des FC Bayern München, Dr. Erich Spannbauer, lebte zuletzt in Franz Beckenbauer zur Beisetzung des Arztes. Max Angele aus Mittelneufnach war damals bei der Polizei und erinnert sich: "Wir hatten Plätze an der Kirche in Schwabegg freigehalten, an denen die Promis parken konnten." Franz Beckenbauer war wegen eines Staus spät dran und stieß beim Einparken mit der Felge seines Autos an den Bordstein: "Er hat mich gefragt, ob er damit weiterfahren kann, und ich habe ihm gesagt, dass das kein Problem ist."

    Doch den Kaiser drückte auch ein allzu menschliches Bedürfnis. Er musste auf die Toilette. "Ich habe die Feuerwehrleute, die zur Absperrung abkommandiert waren und aus dem Ort stammen, gefragt, wo er auf Toilette kann." Der Schwabegger Kommandant Thomas Rogg nahm Franz Beckenbauer mit ins frisch renovierte Musikerheim. Seitdem prangt der Zettel an dem Pissoir, das die Schwabegger auch "Franz-Beckenbauer-Gedächtnis-Urinal" nennen.

    In Schwabegg weist ein Zettel am Urinal des Musikvereins darauf hin, dass 1995 Franz Beckenbauer hier einem dringenden Bedürfnis nachging.
    In Schwabegg weist ein Zettel am Urinal des Musikvereins darauf hin, dass 1995 Franz Beckenbauer hier einem dringenden Bedürfnis nachging. Foto: Thomas Gastl

    Sowohl Feuerwehrmann Thomas Rogg als auch Polizist Max Angele beschreiben den verstorbenen Promi als freundlichen und netten Menschen: "Er hat nach der Messe auch noch fleißig Autogramme geschrieben und gewartet, bis die Ministranten nach Hause gerannt waren und ihre Bayern-Trikots geholt hatten, auf denen er dann auch noch unterschrieb", so Thomas Rogg.

    Ex-Profi Kurt Kowarz war von 2011 bis 2013 Trainer beim TSV Meitingen. Rechts: Abteilungsleiter Torsten Vrazic.
    Ex-Profi Kurt Kowarz war von 2011 bis 2013 Trainer beim TSV Meitingen. Rechts: Abteilungsleiter Torsten Vrazic. Foto: Karin Tautz

    Kurt Kowarz: „Er lebte auf Augenhöhe mit uns und war dennoch von einem anderen Stern!“

    Auf eine Unterschrift des Kaisers war auch Gert Jungbauer aus, als er bei der Verleihung des Sportpreises des bayerischen Ministerpräsidenten im Jahr 2005 auf Franz Beckenbauer traf. Der damalige Vorsitzende des Tischtennisklubs Müllermilch Langweid stand dabei in Reihe mit dem Landesfürsten Edmund Stoiber, Bergkönig Sepp Greger, Skiprinzessin Martina Ertl und Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer. Beim anschließenden Bankett hatte Jungbauer zwischen feinen Häppchen und vielen Prominenten wie Karl-Heinz Rummenigge, Paul Breitner, Rosi Mittermeier und Christian Neureuther, Focus-Chefredakteur Helmut Markwort oder Skiass Markus Wasmeier in erster Linie Franz Beckenbauer im Visier. „Ich musste für meinen Enkel Markus ein Autogramm besorgen.“

    Ex-Profi Kurt Kowarz war von 2011 bis 2013 Trainer beim TSV Meitingen. Rechts: Abteilungsleiter Torsten Vrazic.
    Ex-Profi Kurt Kowarz war von 2011 bis 2013 Trainer beim TSV Meitingen. Rechts: Abteilungsleiter Torsten Vrazic. Foto: Karin Tautz

    Dass der Kaiser diesen Wunsch gerne erfüllte, verstand sich unter Sportpreisträgern von selbst. Als solcher war Gert Jungbauer auch zum 65. Geburtstag von Franz Beckenbauer in der Münchner Residenz eingeladen. Mit dabei auch Willy Schweinberger, der ehemalige Manager der Langweider Tischtennisfrauen, und Augsburgs Fußballdenkmal Helmut Haller, der mit Beckenbauer nicht nur das WM-Endspiel 1966 mit dem legendären Wembley-Tor in London bestritten hatte. "Er war schon eine Persönlichkeit. Auch die Frauen sind ihm nachgelaufen“, sagt der mittlerweile 82-jährige Gert Jungbauer mit einem Augenzwinkern angesichts der drei Ehefrauen des Kaisers.

    „Er lebte auf Augenhöhe mit uns und war dennoch von einem anderen Stern!“ Für Kurt Kowarz, 65, den ehemaligen Torhüter des 1. FC Nürnberg und langjährigen Torwarttrainer des FC Augsburg, der in der Region auch den TSV Meitingen und den TSV Rain trainiert hat, war Franz Beckenbauer Idol und Vorbild als Fußballer, Trainer und Mensch. „Die Lichtgestalt des deutschen und des Weltfußballs.“ Kowarz, der heute am Starnberger See lebt, bezeichnet Beckenbauer als Menschen mit Respekt, Achtung und Anstand. „Er betrat den Raum, ihn umgab eine unglaubliche Aura, das Licht ging an und du warst in seinen Bann gezogen.“ 

    Franz Beckenbauers Tod "ein Riesenverlust"

    „Ein Riesenverlust. Nicht nur für den deutschen Fußball, sondern für die gesamte Sportwelt“, sagt Goran Boric, 42, der Sportliche Leiter des Bezirksligisten TSV Gersthofen, der auch schon für den SC Altenmünster, TSV Schwabmünchen oder TSV Meitingen aktiv war. „Franz Beckenbauer hatte weltweit die größte Strahlkraft von allen deutschen Sportlern. Dazu war er ein wahnsinnig sympathischer Typ. Aber auch ein Schlitzohr. Es war immer schön, ihm zuzuhören.“

    Für Franz Stroh, 41, ist Franz Beckenbauer das Gesicht der deutschen Fußballgeschichte und des Wirtschaftswunders zugleich. Der Trainer des Bezirksligisten FC Horgau schlägt deshalb vor: „Die Nummer fünf sollte weder beim FC Bayern München noch bei der Nationalmannschaft jemals wieder vergeben werden.“ 

    Zutiefst schockiert zeigte sich auch Christian Geib, 42. Der Trainer des ASV Hiltenfingen und ehemalige Sportliche Leiter des SV Cosmos Aystetten durfte dem Kaiser einmal im Rahmen einer Sponsoring-Veranstaltung seines Arbeitgebers die Hand schütteln. „Franz Beckenbauer war die absolute Fußballikone und -legende. Egal, ob man Bayern-Fan ist oder Fußballfan an sich ist, konnte man Franz nur mögen. Allein was er für den deutschen Fußball geleistet hat, ist unerreichbar.“ 

    Michael de Bur, viele Jahre Betreuer beim SV Cosmos Aystetten, traf Franz Beckenbauer als Zeugwarthelfer des 1. FC Kaiserslautern auf dem Betzenberg.
    Michael de Bur, viele Jahre Betreuer beim SV Cosmos Aystetten, traf Franz Beckenbauer als Zeugwarthelfer des 1. FC Kaiserslautern auf dem Betzenberg. Foto: De Bur

    Als Michael de Bur dem Kaiser begegnet ist, war er Zeugwarthelfer beim Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern. „Es war für mich eine tolle menschliche Erfahrung mit einem Freund, der sich auch gegenüber ,Normalos’ immer bodenständig gegeben hat“, sagt der 59-Jährige, der auch in seiner Wahlheimat als Betreuer fungiert. Viele Jahre beim SV Cosmos Aystetten und aktuell bei den A-Junioren des TSV Gersthofen. „Franz Beckenbauer ist eine Legende, der immer im Fußballherz bleiben und auf dem Fußballplatz mitspielen wird.“

    Der Bobinger Busunternehmer Werner Ziegelmeier (rechts) beim Treffen mit Franz Beckenbauer in Berlin.
    Der Bobinger Busunternehmer Werner Ziegelmeier (rechts) beim Treffen mit Franz Beckenbauer in Berlin. Foto: Torsten Rosenthal

    Wenn bei Werner Ziegelmeier das Handy läutet, erklingt der Ausflug des Kaisers in die Schlagerwelt: das Lied von den guten Freunden, die niemand trennen kann. Denn auch den Busunternehmer aus Bobingen, der ein großer Fan des Verstorbenen ist, verbindet ein besonderes Erlebnis mit Franz Beckenbauer. Im Jahr 2005 ging es in Berlin bei einem Treffen im Auswärtigen Amt darum, wer die Mannschaften bei der WM 2006 befördern darf. Ziegelmeier, der schon seit vielen Jahren Promis befördert, war mit seinem Unternehmen in die engere Auswahl gekommen. "Als Franz Beckenbauer dann merkte, dass ich bayerisch rede, zwinkerte er mir zu und sagte: Wir beide müssen kein Hochdeutsch sprechen", erinnert sich der Busunternehmer.

    Begegnungen mit dem Kaiser sind in Erinnerung geblieben

    Ziegelmeier kam zwar in Sachen Mannschaftsbeförderung nicht zum Zuge, profitierte aber trotzdem von der Weltmeisterschaft: "Wir hatten ja Kapazitäten bei unseren VIP-Bussen frei und haben mehrere Aufträge bekommen, um Prominente zu fahren. Das waren gute Aufträge für uns, wie überhaupt die WM 2006 ein großer wirtschaftlicher Erfolg war." 

    Der Bobinger Busunternehmer Werner Ziegelmeier (rechts) beim Treffen mit Franz Beckenbauer in Berlin.
    Der Bobinger Busunternehmer Werner Ziegelmeier (rechts) beim Treffen mit Franz Beckenbauer in Berlin. Foto: Torsten Rosenthal

    Es sollte die einzige persönliche Begegnung des Busunternehmers mit dem erfolgreichen Fußballer, Trainer und Funktionär bleiben, aber die ist Werner Ziegelmeier natürlich in bleibender Erinnerung geblieben: "Wie er mir zugezwinkert und den netten Satz gesagt hatte, dachte ich: Das ist ein ganz Großer. Er war einfach sehr freundlich und umgänglich und hatte überhaupt keine Starallüren." Auch deshalb habe der Tod von Beckenbauer ihn sehr getroffen. 

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