Einen Tag danach ist es ruhig in der Straße in Kleinaitingen. Tags zuvor säumten hier zahlreiche schwarze Autos und Kastenwagen von Zoll und Polizei den Wegesrand. Beamte gingen in einem Wohnhaus ein und aus und trugen Kisten aus dem Haus. Einer der vier am Mittwoch im Zuge einer bundesweiten Zoll-Razzia Festgenommenen stammt aus Kleinaitingen. Der Vorwurf: Verdacht auf gemeinschaftlichen Sozialversicherungsbetrug in der Baubranche.
Wie Andreas Dobler, Sprecher der Staatsanwaltschaft Augsburg, am Donnerstag mitteilte, wurde ein 54-jähriger Unternehmer verhaftet. Der Mann wurde dem Ermittlungsrichter vorgeführt und sitzt aktuell in Untersuchungshaft in einer bayerischen JVA. Das durchsuchte Haus im Mischgebiet am Ortsrand steht zwischen anderen Wohnhäusern und Firmen. Es wirkt am Donnerstag verlassen. Die dunkelgrauen Rollläden sind heruntergefahren. Lediglich ein hochklassiges Auto steht vor der Tür.
Kleinaitinger wohnt im neu gebauten Haus
In Kleinaitingen hat der Zoll am Mittwochvormittag ein Gebäude durchsucht. Wie Johanna Kruger, Sprecherin des Polizeipräsidiums Schwaben Nord, bestätigt, gab es in dem Haus Durchsuchungsmaßnahmen, an denen auch die Polizei beteiligt war. Mehrere zivile Fahrzeuge waren am Mittwoch vor Ort. Einsatzkräfte gingen im Wohnhaus aus und ein und trugen Kisten in Einsatzfahrzeuge. Laut Dobler laufen die Ermittlungen aktuell. Der Vorwurf: Zehn Beschuldigte der Baubranche sollen sich abgesprochen haben, um Sozialversicherungsbeiträge zu sparen. „So etwas geht nur, wenn einer vom anderen weiß“, sagt Staatsanwalt Andreas Dobler.
Die Nachbarn wurden von der Razzia im Nachbarhaus überrascht. „Bis mittags waren die da und haben alles durchsucht“, berichtet ein Nachbar. Nach Informationen unserer Redaktion wohnt der 54-jährige Festgenommene in dem Haus in Kleinaitingen. Das Haus soll erst vor einem halben Jahr fertiggestellt worden sein.
Vier bundesweite Festnahmen
Die zehn Hauptbeschuldigten haben als Arbeitgeber in einer noch unbekannten Zahl von Fällen nach bisherigen Ermittlungen keine Sozialversicherungsbeiträge für ihre Arbeitnehmer abgeführt. Unter anderem besteht der dringende Tatverdacht, dass sie mit Hilfe von Schein- bzw. Abdeckrechnungen Geld für die Bezahlung von Schwarzlohn generiert haben. Dies ist strafbar als Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt im besonders schweren Fall, da sich die Beschuldigten zu einer Bande zusammengeschlossen haben, wie der Zoll mitteilt.
Mehr als 300 Beschäftigte der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) überwiegend vom Hauptzollamt Augsburg sowie Beschäftigte weiterer sechs Hauptzollämter und der Steuerfahndung des Finanzamts Augsburg-Stadt vollzogen am Mittwoch als gemeinsame Ermittlungsgruppe Papagei rund 60 Durchsuchungs- und Beschlagnahmebeschlüsse im Raum Augsburg, München und Berlin. Vom Amtsgericht Augsburg wurden Vermögenswerte in Höhe von rund 450.000 Euro eingefroren. Zudem wurden Bargeld und mehrere Goldmünzen in Höhe von rund 50.000 Euro, eine Schusswaffe, ein Schlagring sowie Betäubungsmittel und unversteuerter Wasserpfeifentabak sichergestellt.
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