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„Experte warnt: Automobilbranche braucht bezahlbaren Strom an Ladesäulen“

Interview

„Wir brauchen bezahlbaren Strom an den Ladesäulen“

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    Peter Schäfer ist Geschäftsführer der Gruppe Kreuter-Medele-Schäfer, die zu den größten Mercedes-Benz-Vertretern in Süddeutschland gehört.
    Peter Schäfer ist Geschäftsführer der Gruppe Kreuter-Medele-Schäfer, die zu den größten Mercedes-Benz-Vertretern in Süddeutschland gehört. Foto: Sammlung Schäfer

    Die Aussichten in der Automobilbranche sind düster: VW baut Jobs ab und Audi hat angekündigt, 7500 Stellen zu streichen. Rechnen Sie als Automobilexperte und einer der größten Mercedes-Benz-Vertragshändler in Süddeutschland mit weiteren Einschnitten in der Branche?
    PETER SCHÄFER: Bei dieser Frage muss ich ein wenig ausholen. Was wir im Augenblick erleben, ist allein die Reaktion auf den zurückgegangenen Absatz in Europa. Der europäische Automobilmarkt hat bis Corona etwa 16 Millionen Autos verkauft. Während Corona fiel die Zahl auf etwa 13 Millionen. Seitdem hat sich kaum etwas verändert. Das Gleiche ist in Deutschland zu erleben. Das heißt: Der Volkswagen-Konzern muss weniger produzieren. Pro Fabrik geht man von rund 300.000 Fahrzeugen pro Jahr aus – so lässt sich erklären, dass VW drei Fabriken schließen muss. Wenn Fabriken nicht mehr ausgelastet sind, bleibt einem Konzern keine andere Wahl, als Mitarbeiter abzubauen.

    Welche Rolle spielt das Geschäft in China?
    SCHÄFER: VW hatte einen sehr großen Absatzeinbruch in China. Der Rückgang hat aber keine Auswirkungen auf das europäische Geschäft, weil in China produziert wird. Was aber Fakt ist: In China wurde mit einem sehr hohen Gewinn produziert. Das Finanzergebnis tut VW natürlich weh.

    Wie groß ist die Krise in der Branche?
    SCHÄFER: Aktuell sehr groß. Es sind mehrere Faktoren, die aufeinandertreffen: die schwache Nachfrage in Europa und der eingebrochene Markt in China. Dazu kommen Strafzölle aus den USA und die Elektromobilität, die bei weitem nicht so Fahrt kommt, wie erhofft.

    Woran liegt’s?
    SCHÄFER: Das ist einfach erklärt: Elektrisch zu fahren, ist teuer. Es fehlt der wirtschaftliche Vorteil. Wer eine Solaranlage auf dem Dach hat, für den lohnt es sich. Wer an die Ladesäule muss, muss mit etwa 13 Euro für 100 Kilometer rechnen. Da ist ein Verbrenner im Vergleich günstiger. In anderen europäischen Ländern läuft es übrigens besser. Zum Beispiel in Frankreich, wo die Kilowattstunde 13 Cent kostet.

    Die Lösung wäre also günstigerer Strom.
    SCHÄFER: Wir brauchen bezahlbaren Strom an den Ladesäulen, dann steigen die Kunden auch um.

    Hat die Krise der deutschen Autoindustrie auch Auswirkungen auf Ihr Geschäft?
    SCHÄFER: Prinzipiell funktioniert das Geschäft. Aber wir spüren eine deutliche Zurückhaltung bei Privatverbrauchern. Auch Zulieferer sind zurückhaltend, wenn es um Dienstwagen oder Ersatzbeschaffungen geht.

    Sehen Sie in der Krise auch eine Chance?
    SCHÄFER: Ja. Aber es wird dauern, bis sich die Branche wieder neu ausgerichtet hat. Meine Prognose ist, dass die Krise bis 2030 dauert. Jetzt findet ein Elektromobilitäts-Strukturwandel in einer nachfrageschwachen Zeit statt. Das zu gestalten ist fraglos schwierig.

    Apropos Zukunft: Welche Rolle wird in einigen Jahren das autonome Fahren spielen?
    SCHÄFER: Das Autonome Fahren wird kommen. Auf unseren Autobahnen kann schon vollautonom gefahren werden. Mercedes hat Fahrassistenzsysteme, die dieses Fahren bis 80 Stundenkilometer möglich machen. Das soll in den nächsten Jahren auf 120 Stundenkilometer erhöht werden. Vollautonomes Fahren in urbanen Räumen wird in Deutschland vermutlich noch sehr lange dauern. Grund dafür sind versicherungstechnische Probleme.

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    6 Kommentare
    Peter Zimmermann

    Das ist korrekt 100km mit Fremdladesäule kosten mehr wie Benziner oder gar Diesel. Wer selbst keine Wallbox anbringen kann sieht sich Preisen ausgesetzt die im Idealfall bei über 50ct beginnen im Schnitt aber über 70ct liegen. Mit dem Scirrocco Turbodiesel würden mich bei heutigen Preisen die 100km 8,- Euro kosten, mit dem e-Twingo wäre ich im Schnitt bei über 11,-. Allerdings habe ich eine Wallbox und fahr damit für knappe 4,50 die 100km. Ich hatte das schon von Beginn an prophezeit, spätestens wenn die Wallboxen ausgereizt sind wird bei den Ladepreisen der Markt einbrechen.

    Klaus Axmacher

    Die Wallbox, geladen mit eigenem Solarstrom, ist auch nicht die Lösung um günstig das e-Auto zu laden. Unsere PV-Anlage produziert von April bis Oktober zwar mehr Strom als wir selbst verbrauchen können, aber von November bis März reichts noch nicht mal aus um den Grundbedarf im Haus zu decken. Dabei wird gerade in den Wintermonaten wird das Auto am meisten gebraucht.

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    Peter Zimmermann

    Das ist schon richtig und bei mir auch nicht anders, nur bekommen Sie den Strom zu hause weit günstiger wie an öffentlichen Ladesäulen. Meine 4,50 bezogen sich auf meinen Strompreis, den vom Dach oder vom Speicher bekomme ich umsonst wenn genug produziert wird.

    Raimund Kamm

    Achtung: Herr Schäfer ist nicht ein neutraler Autoexperte, sondern ein Mercedes Autohändler. Und typisch für sein Unternehmen schiebt er die Schuld für das Versagen seiner Firma im Bereich der Elektromobilität auf andere. Anstelle zuzugeben, dass sie keine brauchbaren E-Autos haben, weil sie nicht rechtzeitig diese Wagen entwickelt haben, versuchen sie den schwarzen Peter den Ladestellenbetreibern zuzuschieben. Geschätzt ein Drittel der Autobesitzer, gerade die von teuren Mercedes Modellen, können am eigenen Haus über die Wallbox laden. Kommt dann der Strom aus der eigenen PV-Anlage, müssen sie nur mit 10 – 25 ct/kWh rechnen. Macht bei 20 kWh je 100 km 2 – 5 €/100 km. Ohne PV-Anlage mit Strom eines Ökostromanbieters aus dem Netz kostet die kWh rd. 35 ct. Ergibt 7 € je 100 km. Verivox zeigt, dass die Ladekosten für E-Autos fast immer günstiger sind als die Tankkosten für Verbrenner. www.verivox.de/strom/ratgeber/ladekosten-eines-e-autos-welche-kosten-beim-laden-anfallen-1118397/ RK

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    Peter Zimmermann

    So ganz stimmt das nicht abgesehen davon, dass der Link leider veraltet ist. Ich habe mir das exakt ausgerechnet und bei dem vorherigen Diesel komme ich bei derzeitigen Preisen auf knapp 9,- Euro mit dem jetzigen e-Twingo bei den billigsten Ladesäulen auf das selbe meist aber sind die nicht bei um die 50 ct sondern 70 ct und dann bin ich bei 11,- Euro. Wie gesagt nur zu hause geht es deutlich günstiger mit jetzt dann 26ct direkt vom Netz und die PV oder den Speicher gar nicht gerechnet womit es noch günstiger würde.

    Thomas Keller

    Vielleicht fängt die Industrie einmal an bezahlbare und kompakte Autos zu bauen? Breitreifige Dreitonner die in den Fachorganen als sportive Freizeitgefährte besungen werden, haben auf keinen Fall etwas mit Umweltschutz zu tun. Eher mit Energieverschwendung.

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