Ludwig hat Geburtstag. Er hat seine Freunde und Arbeitskollegen zum Grillen eingeladen. Er bestückt den Kugelgrill großzügig mit Kohle und legt zwei brennende Anzündwürfel dazu. Allerdings ist die Kohle etwas feucht geworden; so wird das nichts mit der perfekten Glut für die liebevoll vorbereiteten Steaks. Ludwig nimmt deshalb eine Flasche Flüssiganzünder und spritzt großzügig in die scheinbar unzureichende Glut. Durch die schnelle Entzündung der Gase entsteht eine große Stichflamme, die seinen Unterarm trifft. Es riecht nach verbrannten Haaren, der Schmerz ist sofort unerträglich. Im selben Moment kommen bereits die ersten Freunde. Einige davon sind bei der Feuerwehr. Sie wissen wie Notfallsanitäter Sebastian Müller, was jetzt passieren muss. „Jetzt ist schnelles und auch besonnenes Handeln entscheidend. Durch effektive Soforthilfe lassen sich gegebenenfalls Folgeschäden abmildern oder gar vermeiden“, sagt Sebastian Müller.
Beruhigen und verbrannte Kleidung entfernen
Folgende Regeln und Maßnahmen sollte ein Ersthelfer neben seiner eigenen Sicherheit beachten: „Beruhigen Sie den Betroffenen und entfernen sie rasch die verbrühte oder verbannte Kleidung. Eingebrannte Kleidungsreste im Wundbereich dabei aber unbedingt belassen!“ Gegebenenfalls müsse vorher bestehende Kleiderbrände mit Wasser gelöscht oder einer Decke erstickt werden. Kleinflächige Verbrennungen - nicht größer als eine Handfläche - könnten zur „gefühlten“ Schmerzlinderung sofort mit lauwarmen, fließendem (Leitungs-)Wasser gekühlt werden.
Nicht mit Eis oder Hausmitteln kühlen
Das Kühlen sei in jedem Fall auf die verbrannte Körperstelle und einige Minuten zu begrenzen. „Aber verzichten Sie bitte auf Kühlung mit Eis oder anderen Hausmitteln“, so Müller. Großflächige Verbrennungen sollen nicht gekühlt werden, da hier schnell paradoxerweise eine Unterkühlung droht. Das beeinträchtige nachweislich den Heilungsprozess. Müller: „Denken sie daher gerade bei diesem Notfall an den Wärmeerhalt und decken sie den Betroffenen zu.“ Im Gesicht könne mit feuchten Tüchern gekühlt werden - die Atemwege müssen selbstverständlich dabei freigehalten werden.
Locker und keimfrei abdecken
Da es sich bei derartigen Verletzungen um offene Wunden handelt, müssten Brandverletzungen stets locker und keimfrei abgedeckt werden, mit Blutungen sei jedoch nicht zu rechnen. Müller erklärt, worauf unbedingt zu achten ist: „Durch komplexe Vorgänge im Körper ist die Gefahr von Kreislaufbeschwerden bei großflächigen Verbrennungen oder Verbrühungen sehr groß. Sollte der Betroffene sich unwohl fühlen oder gar benommen scheinen, legen Sie ihn flach auf den Boden und lagern sie seine Beine erhöht. Verliert der Betroffene das Bewusstsein, prüfen sie umgehend die Atmung und bringen sie ihn in die stabile Seitenlage. Achten sie auf mögliche Veränderungen. Bei fehlender Atmung beginnen Sie die Herzdruckmassage. Anfahrende Rettungskräfte sollten durch einen erneuten Anruf über die Zustandsänderung des Betroffenen informiert werden.“
Folgende Tipps des Roten Kreuz helfen, ähnliche Unfälle zu vermeiden:
- Verzichten Sie beim Grillen unbedingt auf ungeeignete Brandbeschleuniger.
- Füllen Sie in Wärmflaschen kein kochendes Wasser und wickeln Sie diese in ein Tuch. um direkten Hautkontakt zu vermeiden. Auch langer Hautkontakt zu Heizdecken oder-kissen ohne Abschaltautomatik kann zu Verbrühungen führen.
- Beaufsichtigen Sie ihr Kind in der Nähe von offenem Feuer und Hitzequellen wie Kerzen, Kamin, Grill oder Herd. Gefäße mit heißen Flüssigkeiten so platzieren, dass Kinder diese nicht erreichen können. Verwenden Sie keine herunterhängenden Tischdecken.
Übrigens: Im Jahr 2022 wurden in Deutschland 2504 Menschen mit einer Verbrennung oder Verbrühung klinisch behandelt. Darunter stellen Kinder mit 1787 Fällen den größten Anteil. Die meisten Unfälle passieren im häuslichen Bereich.
Serie: Aus den Augen aus dem Sinn: Bei den meisten liegt der Erste-Hilfe-Kurs länger zurück. In einer Serie sollen die Kenntnisse aufgefrischt werden. Vom Herz-Kreislauf-Stillstand bis zum Wespenstich: Anhand praktischer und realitätsnaher Beispiele geben Mitarbeiter des Roten Kreuz Tipps, die Leben retten können. (AZ)
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