Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schwabmünchen
Icon Pfeil nach unten

E-Bike-Sicherheitstraining: Unfälle im Alter vorbeugen

Landkreis Augsburg

„Wie sorge ich dafür, dass das E-Bike macht, was ich will?“ 

    • |
    • |
    Auf und ab unter den wachen Blicken der Profis: Seniorinnen und Senioren drehen Runden auf dem E-Bike beziehungsweise Pedelec.
    Auf und ab unter den wachen Blicken der Profis: Seniorinnen und Senioren drehen Runden auf dem E-Bike beziehungsweise Pedelec. Foto: Jan Müller

    Andreas Schwab beschleunigt sein E-Bike und fährt auf dem Übungsplatz der Jugendverkehrsschule in Göggingen immer schneller auf ein Hindernis zu. Vor ihm stehen zwei Verkehrshütchen, die durch einen Karton miteinander verbunden sind. Diese sieht er, beschleunigt aber trotzdem weiter. Er bremst erst kurz bevor er das Hindernis berührt abrupt ab. Andreas Schwab führt vor, wie man auf einem E-Bike richtig und sicher bremst. Er ist einer der drei Trainer des Fahrsicherheitstrainings für Senioren.

    Die E-Bikes sind, wenn man es genau nimmt, Pedelecs. Der Unterschied: E-Bikes fahren auf Knopfdruck ohne, dass getreten werden muss, bei Pedelecs unterstützt der Motor nur das Treten bis 25 km/h. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden häufig beide Räder als E-Bike bezeichnet. Geleitet wird der Übungskurs am Samstagvormittag vom 37-jährigen Schwab und seinen Kollegen Christoph Müneyyirci (44) und Sandra Slubik (48). „Man muss auf die körperlichen Gegebenheiten der Leute eingehen“, erklärt Müneyyirci. Umschauen und Anfahren funktioniere im Alter oft nicht mehr so gut. Oft gebe es schon Probleme beim Anfahren und Aufsteigen, da man noch alte Gewohnheiten mit sich trage, die mit einem schnellen und schweren Rad gefährlich werden können. Veranstaltet wird das Sicherheitstraining von der Verkehrswacht Augsburg. Sie ist als gemeinnütziger Verein in Augsburg-Stadt und Land mit vielen Projekten vertreten. 

    Beim Sicherheitskurs geht es schnell von der Theorie zur Praxis über

    Der Trainingskurs beginnt mit einem theoretischen Teil. Dieser wird kurzgehalten, da die meisten Teilnehmer erfahrene Autofahrer sind und die grundlegenden Verkehrsregeln kennen. Außerdem will man möglichst bald zum praktischen Teil übergehen, da die Teilnehmer hier sind, um zu üben und E-Bike zu fahren. Senioren mit eigenen Fahrrädern können immer teilnehmen, die Verkehrswacht hat aber auch bis zu sechs E-Bikes, die bei Bedarf ausgeliehen werden können. Die Kurse sind meistens ausgebucht.  

    Glückliche Seniorinnen und Senioren nach dem Sicherheitstraining mit ihren Trainern (in den grünen Polos): Sandra Slubik (von links), Andreas Schwab und Christoph Müneyyirci.
    Glückliche Seniorinnen und Senioren nach dem Sicherheitstraining mit ihren Trainern (in den grünen Polos): Sandra Slubik (von links), Andreas Schwab und Christoph Müneyyirci. Foto: Jan Müller

    Der praktische Teil beginnt mit einer Anfahrübung. „Das Wichtigste ist, dass sie keine Angst haben“, erklärt Müneyyirci. Er empfiehlt E-Bikes mit einem tiefen Einstieg, um das Auf- und Absteigen zu erleichtern und das Verletzungsrisiko zu minimieren. Wichtig sei, die Pedale parallel zum Boden auszurichten, um das Anfahren zu erleichtern und Unfälle zu verhindern. Denn aufgrund des erhöhten Gewichts und der erhöhten Geschwindigkeit des E-Bikes komme es bereits beim Anfahren immer wieder zu Unfällen. Bei Senioren seien die daraus resultierenden Verletzungen aufgrund des Alters schwerwiegender als bei anderen Altersgruppen. Aufgrund der geringeren Knochendichte und der verlangsamten Reaktionszeit bei Rentnern komme es häufiger zu Brüchen und schweren Unfällen.

    Wie man mit dem E-Bike richtig vom Radweg abbiegt

    In der zweiten Übung wird das Verlassen des Radwegs trainiert. „Beharren sie nicht auf ihr Recht“, empfiehlt Müneyyirci. Von zehn Autos, halten acht nicht an, obwohl das Fahrrad Vorfahrt habe. Außerdem solle man nicht zu sehr auf Rückspiegel am Fahrrad vertrauen, da diese nur einen Teil des Sichtfeldes abdecken. „Es ist eine schöne Hilfe, aber verlassen würde ich mich darauf nicht“, erklärt Müneyyirci. Beim Verlassen des Radweges sei wichtig, sich mindestens zweimal umzuschauen, ob ein Fahrzeug komme und zwischen dem Umsehen ein Handzeichen zu geben. Falls das Umschauen im hohen Alter schwierig sei, solle man kurz absteigen, um sich zu vergewissern, dass kein anderes Fahrzeug komme. 

    In der nächsten Übung geht es um das sichere bremsen. Hier lernen die Seniorinnen und Senioren, besonders auf die Gewichtsverlagerung nach hinten zu achten, um nicht nach vorne zu kippen. Außerdem sollten die Arme immer weitestgehend ausgestreckt sein, um bei der Gewichtsverlagerung zu helfen. Zusätzlich sollte man beide verfügbaren Bremsen, vorne und hinten, betätigen. Wichtig hierbei ist, nur zwei bis drei Finger zum Bremsen zu verwenden, um sich mit den restlichen Fingern weiterhin am Lenker festhalten zu können. Der größte Fehler ist laut den Kursleitern, mit dem Fuß abzubremsen. Dies sei besonders beim E-Bike aufgrund der Geschwindigkeit und des Gewichts gefährlich.

    Für sicheres Fahren müsse man sein E-Bike kennenlernen. Dazu gehöre, den richtigen Bremspunkt zu finden, das Fahrrad auf die eigene Größe einzustellen und sich Gewohnheiten für ein sicheres Fahren anzutrainieren. Der E-Bike-Sicherheitskurs der Verkehrswacht Augsburg bietet hierfür eine Gelegenheit. Die Verkehrswacht achtet auf einen seniorengerechten Veranstaltungsort. Es gibt Sitzplätze, Schatten und seniorengerechte Toiletten. Aktuell ist der Kurs kostenlos.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden