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Der Schwabmünchner Robert Wiedl im Interview über Beziehungen

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„Pflege mindestens eine Beziehung pro Tag“

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    Beim Speaker-Slam in Rheinland-Pfalz war der Schwabmünchner einer der Finalisten und bekam lauten Beifall beim Applausometer, mit dem die Speaker bewertet werden.
    Beim Speaker-Slam in Rheinland-Pfalz war der Schwabmünchner einer der Finalisten und bekam lauten Beifall beim Applausometer, mit dem die Speaker bewertet werden. Foto: Justin Bockey

    Sie waren Unternehmensberater. Wie kam es dazu, dass Sie nun als Coach arbeiten?
    ROBERT WIEDL: Mein Interesse am Menschen ist einfach immer weiter über das Interesse an der Technik hinausgewachsen. Die Leute kamen zu mir, um Rat zu Lebensthemen einzuholen und ich habe festgestellt, dass meine Gegenfragen hilfreiche Gedanken beim Gegenüber auslösen. Ich bemerkte, wie schnell Klienten mit meiner Hilfe eigene Gedanken zum Wirken bringen können.

    In welchen Themenfeldern wirken Sie, mit welchen Problemen kommen die Menschen zu Ihnen?
    WIEDL: Ich habe mir vorgenommen, noch mehr Menschen auf ihrer Reise zu glücklichen Beziehungen, sei es privat oder im Berufsleben, und ganz besonders zu sich selbst, zu begleiten. Die meisten Menschen kommen zu mir mit dem Auslöser Ängste zu überwinden oder Selbstwert zu gewinnen. Ganz viele stehen vor einem Lebensumbruch und möchten den bewältigen. Mein Herzensanliegen ist vor allem, die Beziehungen zu stärken.

    An welcher Beziehung wollen die Menschen denn besonders arbeiten?
    WIEDL: Die meisten wollen an der Paarbeziehung arbeiten. In Wahrheit kommt dann raus, dass wenn die Beziehung zu sich selbst geheilt ist, die Paarbeziehung auch plötzlich die glücklichste der Welt ist. Meine Berufung ist, dass in den Beziehungen die Lösung eigentlich schon verborgen ist und dass wir sie eigentlich nur noch freilegen müssen.

    Was macht es in der heutigen Zeit denn schwierig in einer guten Beziehung zu sich selbst zu sein?
    WIEDL: Was, glaube ich, jeden beschäftigt sind steigende Lebenshaltungskosten. Und das Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität. Die Sicherheitslage in Europa ist nach meiner Beobachtung ebenfalls ein großes Thema, das viele umtreibt.

    Spielt Einsamkeit eine Rolle in der Gesellschaft?
    WIEDL: Ja, das wird ein immer größeres Thema. Ich gebe oft mit: Seien Sie authentisch, offen, vertrauensvoll und ehrlich und dann kommen auch wieder gute Beziehungen auf Sie zu. Mit steigendem Selbstwert verschwindet die Einsamkeit wie von selbst. Ich habe selbst lange in der Großstadt gelebt. Ich glaube, die Art, wie wir leben wird einfach immer schneller. Wir machen immer mehr mit elektronischen Medien. Ich sehe Paare im Restaurant vor ihren Handys, die sprechen gar nicht miteinander. Heute ist die Mobilität schneller und auch der Informationsfluss. Das birgt viele Chancen, aber auch ein Risiko für Einsamkeit.

    Gab es denn bei Ihnen einen Auslöser, warum Sie diesen Weg eingeschlagen haben?
    WIEDL: Ich habe einfach erkannt, dass in unserer heutigen Zeit, wenn die Außenwelt gerade auch politisch und wirtschaftlich immer unsicherer wird, gilt: Konzentriere dich auf dein Umfeld, auf die Beziehungen um dich herum. Das ist das, wo du was verändern kannst. Und dann wird es automatisch auch besser. Dann haben die Einflüsse von außen gar nicht mehr so viel Gewicht.

    Ist es denn so einfach: eine gute Beziehung zu sich selbst und die Weltprobleme sind gelöst?
    WIEDL: Nein, die Weltprobleme bleiben die gleichen, aber unser Blick auf die Probleme ändert sich. Die Angst ist ja häufig vor etwas Potenziellem, was passieren könnte. Der Säbelzahntiger, den manche gerade vor sich sehen, in Wahrheit steht der gar nicht so nah vor der Tür. Mit sich selbst im Reinen zu sein, bedeutet plötzlich ist die Brille nach außen eine ganz andere.

    Sie waren nicht schon immer Coach. Sind Sie inzwischen angekommen?
    WIEDL: Das war genau der richtige Weg im richtigen Tempo. Auch die Finalrunde beim Speaker-Slam hat mich in meiner Arbeit bestätigt und mir gezeigt, dass meine Botschaft wichtig ist und ankommt.

    Haben Sie denn den ultimativen Beziehungs-Tipp?
    WIEDL: Achte auf deine Beziehungen und pflege mindestens eine Beziehung am Tag besonders achtsam. Sei es jetzt ein intensives Gespräch mit einem Kollegen oder eine anteilnehmende Frage im Freundeskreis. Ein unerwarteter Anruf, eine überraschende Begegnung. Oder abends eine stille Reflexion mit dir selbst. Denn auch die Beziehung zu sich selbst, die lohnt sich gestreichelt zu werden.

    Zur Person: Robert Wiedl, 53, lebte lange in Bobingen und hat zunächst Informatik studiert. Im Schwabenland des Nachbarbundeslands war er dann 20 Jahre Unternehmensberater in der Industrie. 2008 ließ er sich zum ersten Mal im Coaching ausbilden. Etwas später begann er sich mit Hypnose zu beschäftigen und machte eine Ausbildung in systemischer Therapie. Seit 2021 ist er Heilpraktiker für Psychotherapie und hat eine Praxis in Schwabmünchen. Ende Juli nahm er erfolgreich am 18. Speaker Slam teil, bei dem eine Kernbotschaft in zwei Minuten dem Publikum vorgetragen werden muss.

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