In der Dämmerung versammeln sich Jugendliche rund um eine Grillschale, während im Hintergrund das Geschehen auf einer Matte die Aufmerksamkeit auf sich zieht: Hier treffen in einem Jiu-Jitsu-Ringkampf Menschen aufeinander, die ihre Fähigkeiten und ihren Mut testen. Auf einer Schautafel prangt die Frage: „Warum lohnt es sich, für die Demokratie zu kämpfen?“ Diese Frage steht im Mittelpunkt der langen Nacht der Demokratie in Graben, wo sportlicher Zweikampf und politische Bildung aufeinandertreffen. Auch in anderen Gemeinden wurde die Nacht der Demokratie mit verschiedenen Aktionen gefeiert.
Jugendleiter Konstantin Zachopoulos und Mitglieder des Kreisjugendrings erklären, wie Kampfsport nicht nur zur körperlichen Fitness, sondern auch zur Stärkung demokratischer Werte beitragen kann.
Kampfsport sei lange Zeit eine Randsportart gewesen, mit dem Menschen den Gedanken an die rechte Szene und bedrohlich aussehende, gewalttätige Rowdys verbunden hätten. Der Zweikampf sei aber die meiste Zeit kein Kampf gegen einen Gegner, sondern Training auf Augenhöhe mit einem Kampfpartner, sagt Zachopoulos. Zwei junge Männe zeigen, wie das funktioniert. Der Kurzhaarige hält den Lockenkopf im Schwitzkasten, der klopft kurz auf den Unterarm des anderen und sagt „Stopp“. Sofort ist er frei und beide grinsen sich an. Beim Kampfsport sei es egal, ob jemand an der Supermarktkasse sitzt oder Manager ist. Auf der Matte und im Ring seien alle gleich. Dieses Wissen stärke das Selbstbewusstsein, auch außerhalb des Rings. Der Jüngste im Team ist gerade einmal zwölf Jahre alt, genießt aber den gleichen Respekt wie alle anderen, berichten Bryan Neif und Paul Richter.
Bei der Wahl zählt jede Stimme gleich und im Boxring sind alle auf Augenhöhe
Aber was ist eigentlich mit Frauen, dem körperlich etwas schwächeren Geschlecht? Im Sparringkampf tritt beim Boxen eine Frau gegen einen Mann an. Die Kraft und das Gewicht spielten bei den echten Kämpfen eine Rolle, im Training gehe es darum, neue Techniken auszuprobieren, erklärt Konstantin Zachopoulos. „Man kann gewinnen oder etwas lernen.“ Beim Schwertkampf seien Männer und Frauen gleichauf, das Geschlecht spiele keine Rolle, sondern die Ausführung. Seit einigen Jahren würden immer mehr Frauen den Weg zum Kampfsport finden – von Karate bis Boxen. Alle könnten mitmachen. Religion, Ethnie oder Geschlecht spielten keine Rolle.
„Kampfsport trägt zur Charakterbildung bei“, findet Lena Frank vom Kreisjugendring. An die Grenzen zu gehen und trotzdem weiterzumachen und dadurch das Durchhaltevermögen zu stärken: Das sei auch in der Demokratie wichtig, findet Maria Wupper vom Kreisjugendring. Gerade, weil es bei der Berufswahl und der Identitätsfindung so viele Möglichkeiten gibt, das könne manchmal auch schwer sein für junge Menschen.
Auch Besucherin Viktoria, die gerade mit ihrem Freund an einem Tisch beim Grundgesetz-Memory sitzt, findet das Recht auf Mitbestimmung in der Demokratie wichtig. „Wenn einer alleine regiert, dann leiden Menschen“, sagt sie. Das habe die Geschichte gezeigt. Wahlen helfen dabei, möglichst vielen Menschen in der Gesellschaft eine politische Stimme zu verleihen. Das sei eine Stärke der Demokratie. Eine Schwäche hingegen sei die fehlende Entscheidungskraft, findet Viktorias Freund. Er ist genervt davon, dass sich Parteien oft politisch bekämpfen, anstatt an Lösungen zu arbeiten.
In Bobingen und Wehringen: Von einer Multikulti-Fotobox, Graffitis und Fake News
Auch in Bobingen gab es eine Demokratieveranstaltung des Kreisjugendrings. Neben einer Demokratie-Rallye auf dem Rathausplatz wurde unter anderem eine selbstgebaute Demokratie-Fotobox angeboten, bei der Besucher ihre Hautfarbe gegen eine andere tauschen konnten. Außerdem konnten Besucher austesten, was sie anders machen würden, wenn sie für einen Tag Bürgermeister wären. Für den Kreisjugendring war Samuel Sigl vor Ort.
In Wehringen konnten Jugendliche bei einer Ausstellung etwas über „Fake News“, also gezielte Falschmeldungen, erfahren und Graffitis für die Demokratie sprühen.
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