Hunderte Menschen aus dem Landkreis Augsburg und darüber hinaus fürchten nach dem Cyber-Angriff auf die Wertachkliniken um ihre Daten. So lässt sich zumindest die bisherige Nachfrage bei der unabhängigen Ombudsstelle verstehen. Wie berichtet, wurden die Krankenhäuser in Schwabmünchen und Bobingen Opfer einer Attacke. Die Täter erbeuteten Daten. Sowohl Patienten- als auch Mitarbeiterdaten sollen vom Cyber-Angriff betroffen gewesen sein.
Die möglicherweise Betroffenen wollen nun wissen, was mit ihren Daten passiert. Stephan Winkler, Geschäftsführer der BKP Compliant GmbH und zuständig für die unabhängige Ombudstelle, teilt auf Nachfrage am Dienstag mit: „Insgesamt haben sich Stand heute 236 Menschen bei uns in der Ombudsstelle gemeldet, davon 47 über die Hotline und 189 über das digitale Anfrageportal.“
Wertachkliniken lassen bislang offen, ob Kriminelle Lösegeld bekommen haben
Konkrete Auswirkungen hatte der Cyber-Angriff auf einen 80-jährigen Bobinger. Er sei Ende August in der Klinik gewesen - und warte noch immer auf seinen Befund, schilderte er gegenüber der Redaktion. Vor wenigen Tagen habe er zuletzt angerufen. „Sie sagen: Wir können immer noch nicht auf die Daten zugreifen.“ Auch seine Erfahrung mit der Ombudsstelle sei nicht ideal verlaufen. Obwohl er viel im Internet unterwegs sei, habe er sich bei der dünn wirkenden Internetseite zunächst gefragt, ob es sich erneut um einen Hackerangriff handele. Er habe sich letztlich doch für eine Registrierung entschieden, wollte dann aber auf Nummer sicher gehen und die Hotline anrufen. Die Telefonzeiten (Montag bis Donnerstag von 8 bis 17 Uhr und Freitag bis 14 Uhr) werden dem Ernst der Lage seiner Meinung nach nicht gerecht. „Wenn am Wochenende die Hütte brennt, kann die Feuerwehr nicht sagen: erst wieder am Montag.“
Die Polizeibehörden hatten nach dem Cyberangriff ermittelt, dass die Täter eine sogenannte Ransomware, also eine Erpressersoftware, verwendet haben. Dabei wurden Daten verschlüsselt. Im September erklärte Klinik-Vorsitzender Martin Gösele: „Für uns waren diese Daten blockiert, wir hatten keinen Zugriff mehr darauf.“ Ob Lösegeld gezahlt wurde, verrät die Sprecherin nicht. Warum gibt es dazu keine Auskunft? „Wir möchten Cyberkriminelle mit öffentlichen Statements nicht ermutigen. Wir möchten laufende Ermittlungen nicht erschweren und Expertenempfehlungen strikt einhalten.“
Bei der Internetplattform, auf der die Daten nach der Veröffentlichung durch die Kriminellen aufgetaucht sind, sprechen Experten von einer „Leak-Seite“. Als „Leak“ wird die nicht autorisierte Veröffentlichung von Informationen bezeichnet. Ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg hält sich dazu bedeckt: „Wo die Daten konkret veröffentlicht beziehungsweise für andere Kriminelle angeboten werden, kann ich – auch aus ermittlungstaktischen Gründen – gegenwärtig nicht mitteilen.“ Er ergänzt aber, dass die Veröffentlichung der Daten nicht bedeute, dass jeder ohne Weiteres darauf zugreifen könne: „Ich möchte klarstellen, dass die Daten keineswegs für jedermann unkompliziert frei zugänglich sind. Eine kriminelle Nutzung der betroffenen Datensätze durch die Angreifer oder Dritte ist bislang nicht bekannt geworden.“ Die Ermittlungen werden laut dem Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft voraussichtlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen. (mit mcz)
- Hotline: Die Mitarbeitenden der unabhängigen Ombudsstelle nehmen sämtliche Anfragen unter der kostenlosen Telefonnummer 0800/8847496 entgegen.
- Online-Hilfe: Laut Wertachkliniken können Daten im Internet unter hotline-wertachkliniken.de hinterlegt werden. So lasse sich zu jeder Zeit der aktuelle Informationsstand abrufen und prüfen, ob und wie man persönlich von dem Datenklau betroffen ist.
- Internetseite: Die Wertachkliniken informieren auf ihrer Website wertachkliniken.de über die neuesten Entwicklungen zum Cyberangriff.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden