Dammbruch bei Burgwalden: Fugger-Experte gibt erste Einschätzung ab
Laut dem Leiter der Fugger-Forstverwaltung habe die Weiherkette wie ein Puffer gewirkt. In den vergangenen Jahren seien Maßnahmen zum Hochwasserschutz umgesetzt worden.
Beim Unwetter am 1. Juni wurden Anhausen und Teile von Diedorf überschwemmt. Bislang wird davon ausgegangen, dass der Bruch der Einfassung des Tannetweihers nördlich von Burgwalden dafür verantwortlich war. Die Leitung der Forstverwaltung des Hauses Fugger-Babenhausen, der die Teiche gehören, hat eine andere Darstellung der Ereignisse.
"Zum jetzigen Zeitpunkt besteht die Einschätzung, dass der Dammbruch des Tannetweihers sich nicht schadenserhöhend ausgewirkt hat. Vielmehr hat die Weiherkette Wasser abgepuffert und die Retentionsfläche, welche in unserem Besitz ist und von uns gepflegt wird, Wasser aufgenommen", teilt Peter Edeling mit. Er ist der Leiter der Forstverwaltung Fürst Fugger Babenhausen. Um die Sachlage final beurteilen zu können, bedürfe es weiterer Untersuchungen und Berechnungen über die tatsächlichen Wassermengen, die zum Zeitpunkt des Geschehens geflossen seien, und welche Auswirkungen diese zu welchem Zeitpunkt an welchem Ort gehabt hätten.
Nördlichster Weiher habe wichtige Hochwasserschutzfunktion
Im Zuge des Hochwasserschutzes werde immer die gesamte Anlage und nicht nur ein Weiher allein betrachtet, so Edeling. "Hier lässt sich festhalten, dass das Überlaufsystem des nördlichsten Weihers, des Burlafingweihers, welcher der letzte in der Weiherkette und somit der entscheidende für den Hochwasserschutz ist, so funktioniert hat, wie es geplant war."
Das Wasser des Tannetweihers sei durch den Dammbruch in den Burlafingweiher geflossen, der Damm dort habe standgehalten. Es sei wie gewünscht über den westlich angrenzenden Weg, welcher als Hochwasserentlastung dient, in den Anhauser Bach geflossen und dann in die Retentionszone, einen Erlenbruchwald. Dieser sei wie von Natur aus vorgesehen am 1. Juni mit Wasser gefüllt gewesen.
Gesamtwassermenge im Tal abgepuffert
Der Burlafingweiher habe das Wasser zunächst aufgenommen und die Gesamtwassermengen im Anhauser Tal abgepuffert. Das gesamte Tal mit einer Länge von vier bis fünf Kilometern zwischen Weiherkette und Ortschaft diene als Retentionsraum. Edeling stellt außerdem fest: "Der Anhauser Bach ist über die Dämme in die Weiher gelaufen." Die Weiherkette habe das gesamte Wasser aus dem Anhauser Bach aufgenommen und abgepuffert.
Ingenieurbüro kümmert sich um komplexe Thematik
Laut Edeling ist das Haus Fürst Fugger-Babenhausen seit Jahren im engen Austausch mit den zuständigen Behörden und hat zur Unterstützung ein unabhängiges Ingenieurbüro engagiert, um das Thema Hochwasserschutz und Standsicherheit der Dämme vollumfänglich zu beleuchten und eine langfristige, für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösung zu finden. Edeling: "Über die letzten Jahre haben wir kontinuierlich Maßnahmen für den Hochwasserschutz umgesetzt. Aufgrund der Komplexität können Sie sich sicher vorstellen, dass es Zeit bedarf, solche Verfahren zu durchlaufen und die notwendigen Maßnahmen umzusetzen. Diese Dauer sieht man immer wieder an Hochwasserschutzprojekten der öffentlichen Hand, welche ordinär für den Hochwasserschutz zuständig ist."
Eine Weiherkette wie in Burgwalden, mit 30 Hektar Teichfläche, Teichen verschiedener Größen und einem Umlaufgraben stelle ein sehr komplexes System dar. Bei einem Naturereignis wie am 1. Juni könne ein einfacher Zusammenhang von Dammbruch und Überschwemmung nicht aufgestellt werden. In Burgwalden seien in kürzester Zeit etwa ein Drittel des durchschnittlichen jährlichen Niederschlags gefallen. Die Komplexität der Thematik Hochwasserschutz und Standsicherheit vom Dämmen werde auch daran deutlich, dass der Freistaat Bayern einen Teichbauberater berufen hat.
Wie berichtet, ist nach Auskunft des Wasserwirtschaftsamts Donauwörth grundsätzlich der Betreiber einer "Stauanlage" für den Betrieb und für die von ihr ausgehende Gefährdung verantwortlich. Er habe deshalb für die Sicherheit seiner Stauanlage zu sorgen und sie regelmäßig zu überwachen. Die Dimension der betroffenen Einfassung des Tannetweihers lässt sich gut abschätzen: Sie hat eine Höhe von mindestens fünf Metern. Auf einer Seite wurde der Damm mit einer Betonwand verstärkt. An der Bruchstelle – sie misst zehn bis 15 Meter – sind nur noch Betonstücke zu erkennen.
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Laienhafte Überlegung:
Wären da nicht gefüllte Weiher - wäre da dann nicht mehr
Platz - mehr Puffermöglichkeit - für solche (wohl künftig
immer wieder mal zu erwartende Regenmengen ?
Auch wenn „man“ da „eine andere Darstellung der Ereignisse“
hat - sind da angesichts der nur wenige Tage zurückliegenden
Niederschläge (aber war da nicht schon mal was?) und der
- wie oft zu lesen - zu erwartenden Wiederholung solcher
Ereignisse hier keine Maßnahmen zu einer wirkungsvolleren
Zurückhaltung solcher Niederschlagsmengen geboten ?
Folgerungen aus dem zurückliegenden Geschehen ?
War da nicht mal von einem neuen Rückhaltebecken in gut
fünf Jahren die Rede?
(„Anhauser Bach: Wer ist bei Hochwasser in Gefahr?“ - 04.07.2019)
Habe ich da was übersehen ?