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Foto: Alexander Kaya
Foto: Alexander Kaya

Viele Entbindungsstationen in Bayern kämpfen um ihr Überleben. Auch den Wertachkliniken geht es dabei ums Geld und um Personal.

Bobingen
02.07.2022

Wertachkliniken: Hat die Bobinger Geburtshilfe doch eine Zukunft?

Von Elmar Knöchel

Klinikchef Martin Gösele gibt vorsichtig Entwarnung. Für die Geburtshilfe in der Bobinger Klinik zeichne sich wohl eine Lösung ab.

Nachdem bekannt geworden war, dass in der Bobinger Geburtshilfe zwei der drei Belegärzte gekündigt hatten, stand die Zukunft der Einrichtung auf der Kippe. Jetzt zeichnet sich wohl eine Lösung ab.

Mit nur einem Belegarzt hätte der Betrieb nicht aufrechterhalten werden können, sagte Klinikchef Martin Gösele nach Bekanntwerden der Kündigungen. Da auch der Gesundheitssektor erheblich unter dem momentan herrschenden Fachkräftemangel zu leiden hätte, sah der Klinikleiter die Wahrscheinlichkeit, zeitnah Ersatz finden zu können, als nicht sehr hoch an. Doch jetzt scheint sich eine erfreuliche Wende anzubahnen: "Wir haben einen sehr interessierten Belegarzt gefunden. In den vergangenen Wochen haben wir sehr viele gute Gespräche geführt", berichtete Gösele im Bobinger Stadtrat. Für eine komplette Erfolgsmeldung sei es allerdings noch zu früh. Denn in so einem Fall gebe es viele Punkte zu klären, und die endgültigen Vertragsverhandlungen seien erfahrungsgemäß langwierig und kompliziert. "Trotzdem", so Gösele, "sind wir guter Hoffnung, die Geburtshilfe in Bobingen erhalten zu können." Auch die Hebammen in der Bobinger Klinik seien bereits informiert worden.

Realität und Rentabilität

Nach der Schließung der Geburtsstation in Schwabmünchen hatte es in Bobingen in den vergangenen Jahren rund 500 Geburten pro Jahr gegeben. Der Erhalt der Bobinger Geburtshilfe sei daher enorm wichtig für den südlichen Landkreis. Die politische Unterstützung für die kleineren Kliniken ist dabei nicht gerade groß. Zwar kämpfen Lokalpolitiker regelmäßig für den Erhalt der Häuser zur Nahversorgung, doch in der Realität mussten in den vergangenen Jahren zahlreiche Geburtenstationen im ganzen Land schließen. Zuletzt stand auch die Friedberger Geburtshilfe kurz vor dem Aus.

Gestiegene Kosten bei der Versicherung

Eine große Bürde für die Belegärzte und die Hebammen stellen dabei die immens gestiegenen Kosten zur Haftpflichtversicherung dar. Ein Belegarzt muss dafür oft 45.000 bis 70.000 Euro aufwenden. Hebammen sind von den steigenden Versicherungsprämien genauso betroffen. Zusätzlich erschwert wird die Arbeit durch Personalmangel und sich stetig verschärfende Haftungsregeln. Daher sei die Rentabilitätsgrenze für die Geburtshilfen in Deutschland erst bei 800 bis 1000 Geburten erreicht, äußerte der Klinikchef gegenüber der Redaktion Anfang Juni.

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