Wenn der Partner oder die Partnerin an Demenz erkrankt, ergeben sich für die Angehörigen viele Fragen und Unsicherheiten. Gleichzeitig brauchen sie viel Hilfe, Beratung und Kraft, um sich mit der neuen Situation im Zusammenleben zurechtzufinden. Die Herausforderung beginnt schon bei der Diagnose. „Wir waren zur Untersuchung beim Arzt, es gab jedoch keinen Befund.“ Philipp von Mirbach, der Projektleiter der Lokalen Allianz, kennt die Phase der beginnenden Demenz: „Es gibt so viele Formen von Demenz. Die Krankheit kann aber auch durch einen versteckten Schlaganfall, ein besonderes Ereignis oder durch eine Depression ausgelöst werden.“
Austausch im geschützten Rahmen
Rat und Hilfe bietet das Seminar von Philipp von Mirbach. An insgesamt zehn Abenden konnten Angehörige mit anderen Betroffenen in einem geschützten Rahmen Erfahrungen austauschen. „Es hat gut getan, über Unsicherheiten und Ängste zu reden“, sagte eine Angehörige. Sie wünscht sich, dass sich auch in der Gesellschaft etwas verändert und die Krankheit Demenz nicht mehr als Makel gesehen wird. „Man sollte darüber offen sprechen und nicht mehr flüstern.“
Um das Thema Demenz aus der Tabuzone zu holen, hat sich die Leiterin der Sozialstation Bobingen, Regina Weinkamm, zusammen mit Philipp von Mirbach Ende vergangenen Jahres entschlossen, sich Unterstützung zu holen. Die Bewerbung bei der Initiative „Lokale Allianz für Menschen mit Demenz“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend war erfolgreich, und Projektleiter von Mirbach möchte die dreijährige Förderzeit nutzen, um das Angebot für Familien in Bobingen aufzubauen und eine „demenz-aktive Kommune“ zu etablieren. „Der Bürgermeister hat bereits signalisiert, dass die Stadt hinter uns steht. Wir haben in den nächsten Jahren viel vor.“
Wer bei Fragen und Ängste helfen kann
Während der Informationsveranstaltung über die Lokale Allianz in Bobingen erläuterte von Mirbach das Konzept der Erstbegleitung. Unter dem Motto „Leaving no one behind – Wir nehmen alle mit!“ will die Sozialstation Menschen ansprechen, sich ehrenamtlich für Menschen mit beginnender Demenz und deren Familien zu engagieren. „Gerade zu Beginn der Krankheit brauchen die betroffenen Familien jemanden, der sie begleitet und auf ihre Fragen und Ängste eingeht. Die Ehrenamtlichen könnten Angehörige auch entlasten, indem sie zu den Erkrankten nach Hause kommen und einfach nur da sind oder mit ihnen spazieren gehen und dem Tag eine Struktur geben.“
Interessierte, die betroffene Familien begleiten wollen, dürfen sich bei der Sozialstation Bobingen melden oder zu einer der zweiwöchentlichen Informationsveranstaltungen kommen. Sie werden langsam an die Aufgabe herangeführt und können an einer Schulung teilnehmen. An der Einführung beteiligen sich auch Sabine Frenkenberger von der Freiwilligen-Agentur in Bobingen, Pfarrerin Brigitte Funk und Gemeindeschwester Paulin. Bei der Veranstaltung tauschten sich die Anwesenden über die Fragen aus, die man sich vor einem Engagement stellen sollte: Wie würde ich mich bei den Familien einbringen, was würde mir besonders Spaß machen und welche Erfahrungen kann ich mitbringen?
Treffen jeden ersten Dienstag im Monat
Der Infotreff Demenz für Menschen mit Demenz, Angehörige und Interessierte findet jeden ersten Dienstag im Monat um 17.30 Uhr in den Räumen der Sozialstation Bobingen, Kirchplatz 1, statt. Zur Anmeldung und für weitere Informationen über das Projekt „Lokale Allianz“ wenden sich Interessierte an Philipp von Mirbach per E-Mail an vonmirbach@sozialstation-bobingen.de oder per Telefon unter der Nummer 0152/59753106. Für den 23. Oktober lädt Margaretha Wachter, Referentin der Altenseelsorge der Diözese Augsburg, zu einem Informationsabend über das Krankheitsbild Demenz um 19.30 Uhr im Laurentiushaus, Pestalozzistraße 6 in Bobingen ein.
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