Beim Gespräch auf der elterlichen Terrasse fangen die Augen von Sophie Paulin an zu leuchten, sobald es um die Wunder des Weltraums geht. „Das erste Interesse für die Sterne hat mein Großvater geweckt. Später hatten wir in der Schule dann Astrophysik. Es hat mir riesig Spaß gemacht. Das wollte ich dann auch studieren. Doch das Fach wird in Augsburg nicht angeboten.“ Da die Berufsaussichten in der Astrophysik nicht so berauschend seien, habe sie Ingenieurinformatik studiert. Durch ihren Hund „Spotty“ habe sie mit dem Fotografieren angefangen. Und irgendwann sei sie dann auf die Idee gekommen, ihr Objektiv auch einmal in den Himmel zu richten.
Ihr erstes Ziel war die rund 2,5 Millionen Lichtjahre entfernte Nachbargalaxie Andromeda. „Also bin ich morgens um 3 Uhr rausgefahren und habe auf einem Feld zwischen Bobingen und Königsbrunn mein erstes Foto der Andromeda gemacht. Ich war total aufgeregt, als ich die Galaxis zum ersten Mal auf dem Monitor meiner Kamera gesehen habe. Trotz der Lichtverschmutzung durch das naheliegende Augsburg.“
„Sogar mit einem Handy kann man die Milchstraße fotografieren“
Mittlerweile fotografiert Sophie Paulin auf einem anderen Niveau. Sie als Hobby-Astrofotografin zu bezeichnen, würde ihr wohl nicht mehr gerecht. Dazu sind ihre Bilder und auch ihre technische Ausrüstung zu professionell. Für ein wirklich gutes Foto, das ihren Ansprüchen genügt, muss sie von einem Objekt am Himmel je nach Objektiv und Lichtstärke des Objektes zwischen hundert und mehreren tausend Fotos machen, um diese später im Computer zusammenzusetzen. Nur so lassen sich die wenigen Photonen, die das Objektiv treffen sammeln, und gleichzeitig atmosphärische Störungen ausfiltern.
Man könne zwar schon mit einer einfachen Spiegelreflexkamera und einem normalen Objektiv recht ansprechende Bilder vom Nachthimmel machen, sagt Paulin, aber mit wachsendem Können würden auch die Ansprüche an das Equipment größer. „Astrofotografie ist ein teures Hobby“, so Paulin. Aber davon sollte man sich nicht abhalten lassen. Sogar mit einer guten Handykamera könne man mittlerweile die Milchstraße fotografieren. Um Fotos zu machen, wie jene, mit denen Sophie Paulin vor Kurzem beim „Astronomy Photographer of the Year Award“ teilgenommen hat, liege man dann schon bei einem Preis für die Technik von rund 6000 Euro. Dafür sei ein gutes Teleskop zu haben, genauso wie eine spezielle Astrokamera. Die brauche man, da normale Spiegelreflexkameras zu viel rotes Licht ausfiltern würden. Um Himmelsobjekte zu fotografieren, bräuchte es deswegen spezielle Kameras ohne Rotlichtfilter. Zusätzlich seien diese Kameras gekühlt, um Wärmerauschen auf dem Sensor zu vermeiden.
Paulin hat bereits eigene Entdeckungen gemacht
Mittlerweile hat Sophie Paulin bereits mehrere astronomische Entdeckungen gemacht. „Der erste Nebel, den ich entdeckt habe, war ein totaler Glückstreffer.“ Auch um die Grenzen ihrer Ausrüstung zu testen, machte die 26-Jährige zwei Monate lang Langzeitbelichtungen von einem, viele Lichtjahre entfernten, einzelnen Objekt am Nachthimmel. „Dabei kam dann ein Nebel zum Vorschein, der noch von Niemanden gesehen worden war.“ Die Entstehung solcher Nebel sei unterschiedlich, so Paulin. Es gebe Nebel, die durch explodierende Sterne entstanden sind und welche, die durch das Licht energiereicher Sterne zum Leuchten angeregt werden und noch einige andere.
Um dem oft zu schlechten Wetter in Deutschland ein Schnippchen zu schlagen, hat Paulin, zusammen mit Freunden, mittlerweile zwei Remote-Sternwarten aufgebaut. „Eine in Spanien und eine in Namibia. Die kann ich von zu Hause aus fernsteuern. Die Bedingungen an diesen Orten sind optimal. In Namibia sind die Begleitgalaxien der Milchstraße so hell, dass sie einen beim Blick in den Himmel fast blenden.“
Menschen wissen wenig über Astronomie
Schade findet Sophie Paulin, dass ihr Hobby, die Astronomie, für viele Menschen nach wie vor ein völlig unbekanntes Wissensgebiet sei. Daher werde sie nie müde, darüber zu reden und Dinge zu erklären. „Allein die Grundlagen, was eine Galaxie eigentlich ist, kennen die wenigsten. Das hat mich anfänglich wirklich schockiert.“ Zwar hätten die meisten schon Bilder gesehen, aber das Verständnis sei nicht vorhanden. Ein großes Ereignis sei im Moment der Komet Tsuchinshan-Atlas. Dieser nähert sich der Erde in diesen Tagen so stark an, dass er mit bloßem Auge zu sehen ist. Natürlich kann Sophie Paulin nicht anders, als diesen kosmischen Besucher zu fotografieren. „Das Tolle an Kometen ist, dass jeder anders aussieht. Damit ist kein Foto wie das andere. Als uns Hale-Bopp besuchte, war ich noch gar nicht auf der Welt. Mein erster Komet war Neowise. Das war gerade zu der Zeit, als ich mit der Astrofotografie begonnen hatte und ich war begeistert von diesem großen hellen Schein, der da ja eigentlich gar nicht hingehörte“, sagt Paulin, die mittlerweile auch einen Online-Shop betreibt.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden