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Bobingen: So traf die Hungersnot im 18. Jahrhundert die Ärmsten in Bobingen

Bobingen

So traf die Hungersnot im 18. Jahrhundert die Ärmsten in Bobingen

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    Auch im Jahr 1816, nach dem Ausbruch des Vulkans Tambora auf Indonesien, wurden in der Region niedrige Temperaturen und übermäßig viele Niederschläge verzeichnet.
    Auch im Jahr 1816, nach dem Ausbruch des Vulkans Tambora auf Indonesien, wurden in der Region niedrige Temperaturen und übermäßig viele Niederschläge verzeichnet. Foto: Bernhard Weizenegger

    Missernten und sich daraus ergebende Teuerungen von Lebensmitteln sowie Hungersnöte waren weltweit periodisch wiederkehrende Ereignisse. Eine davon ist die europaweite Hungerkrise der Jahre 1770 bis 1773, die wenig bekannt ist, obwohl sie schwerwiegende Folgen gerade für die einfache Bevölkerung nach sich zog. In einer Kooperationsveranstaltung mit dem Heimatverein des Landkreises Augsburg lud der Heimatverein D'Hochsträßler Bobingen zu einem Vortragsabend zu diesem Thema ins Laurentiushaus ein. 

    Thomas Schiegg, der sich im Rahmen seines Studiums der Historischen Wissenschaft an der Universität Augsburg mit der Hungersnot der 1770er-Jahre beschäftigt hatte, gab den rund 50 Interessierten Einblicke in das obrigkeitliche Handeln des Hochstifts Augsburg in diesen Krisenjahren und skizzierte Auswirkungen, die die Mangeljahre vor allem auf die einfache Bevölkerung der Gemeinde Bobingen hatten. Um es gleich vorwegzunehmen: Diese Katastrophe traf die Ärmsten der Armen. Die Unter- beziehungsweise Mangelernährung förderte Krankheiten und Seuchen, sodass es zu einer Übersterblichkeit kam und etwa ein Zehntel der Bobinger Bevölkerung diese Hungerjahre nicht überlebte.

    Nasskalter Sommer und geringe Ernte

    Begonnen hat diese Krise bereits im Sommer 1769, der wie die nachfolgenden drei Sommer extrem nasskalt ausfiel. Bereits im September gab es Minusgrade, und die Winter waren extrem lang und sehr kalt. Aufgrund der starken Niederschläge kam es zu Überschwemmungen. Die geringe Getreideernte konnte wegen der Feuchtigkeit nicht sachgerecht gelagert werden. Das führte dazu, dass die Preise vor allem für Roggen um ein Vielfaches anstieg. Da etwa die Hälfte der Bobinger Bevölkerung keine eigene Landwirtschaft betrieb, gerieten immer mehr Menschen in eine hohe Verschuldung sowie Abhängigkeit von den Geldgebern Kirche und Staat, vertreten durch Pfarrei und Pflegamt Bobingen. 

    Menschen sollten mehr im eigenen Garten anbauen

    Im Nachhinein wird klar, dass die Bürokratie eine Vorsorge sowie rasches Handeln verhindert hat. Zwar wurde die Bevölkerung des Hochstifts Augsburg durch Verordnungen im Jahr 1771 dazu angehalten, die eigenen Gärten zu erweitern, von einem reinen Getreideanbau abzusehen sowie Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst anzubauen, um das Speiseangebot zu erweitern. Aber dennoch waren beauftragte Wächter nötig, um die Ernte von unreifem Getreide zu verhindern beziehungsweise Verstöße zur Ahndung zu bringen. 

    Hungersnöte sind trotz weltweiter Handelsmöglichkeiten, grenzenloser Kommunikationssysteme und etablierter Hilfsorganisationen auch wegen des globalen Klimawandels wieder zu einem aktuellen, brisanten Thema geworden. Die Welthungerhilfe schätzt, dass es momentan 735 Millionen unterernährte Menschen auf der Erde gebe. 

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