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Bobingen/Schwabmünchen: Das müssen Sie über Darmkrebs-Vorsorge wissen

Bobingen/Schwabmünchen

Das müssen Sie über Darmkrebs-Vorsorge wissen

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    Zwei Mitarbeiter der Wertachkliniken führen eine Darmspiegelung durch: Auf dem Bildschirm erkennt man die Sicht durch das Endoskop im Darm.
    Zwei Mitarbeiter der Wertachkliniken führen eine Darmspiegelung durch: Auf dem Bildschirm erkennt man die Sicht durch das Endoskop im Darm. Foto: Wertachkliniken

    Rund 25.000 Menschen sterben jährlich in Deutschland an Darmkrebs, schreibt die Felix-Burda-Stiftung. Dabei sei der Darm ein Organ, das sehr dankbar für die Vorsorge sei, sagt Prof. Dr. Andreas Weber, Chefarzt der Gastroenterologie von den Wertachkliniken. Denn, wenn frühzeitig erkannt, könne Darmkrebs gut geheilt werden. Die Bedingung dafür: rechtzeitige Vorsorge. Wann sollte man sich also mit dem Thema auseinandersetzen? Wer hat ein besonders hohes Risiko zu erkranken? Prof. Dr. Weber und Fabian Kauper, Funktionsoberarzt der Inneren Medizin von den Wertachkliniken, haben eine offene Telefonsprechstunde gehalten und individuelle Fragen von Patienten und Interessierten zum Thema Darmkrebsvorsorge beantwortet. Hier geben die beiden Ärzte erneut Auskunft zu den wichtigsten Fragen rund um den Darm.

    Ab wann sollte man sich mit Darmkrebsvorsorge auseinandersetzen?

    Weber: Ohne klinische Beschwerden sollte man die erste Darmspiegelung zur Darmkrebsvorsorge mit 50 Jahren machen. Da Darmkrebs aber familiär gehäuft Vorkommen kann, sollte bei einer Darmkrebserkrankung in der Familie die Vorsorge früher geschehen. Dann sollte man zehn Jahre vor dem Alter dieser verwandten Person eine Darmspiegelung machen lassen, damit Polypen als gutartige Vorstufe von Darmkrebs frühzeitig erkannt und entfernt werden können. Hatte also die Mutter mit 50 Jahren Darmkrebs, sollte man nicht erst mit 50 zur Vorsorge gehen, sondern bereits mit 40. Spätestens aber mit 40 bis 45 Jahren.

    Wie läuft eine Darmspiegelung ab?

    Weber: Zuerst gibt es beim Arzt ein Aufklärungsgespräch, bei dem auch über die Vorbereitungen gesprochen wird, die es für eine Darmspiegelung braucht. Der Darm muss vor einer Spiegelung entleert werden. Außerdem wird Blut abgenommen. Die Darmspiegelung wird dann in der Arztpraxis oder im Krankenhaus durchgeführt. Dort wird einem eine Infusionsnadel gelegt, durch die eine Schlafspritze gegeben wird, damit man bei der Spiegelung nichts spürt. Mit einem Endoskop, das circa 13 Millimeter dick und 1,30 bis 1,60 Meter lang ist, gelangt man über den Schließmuskel in den Enddarm und bis zur Übergangszone vom Dünndarm zum Dickdarm nach oben. Beim Vor- und Zurückgehen schaut man die Darmschleimhaut und die Darmwand gründlich an. Werden dabei Polypen entdeckt, werden diese direkt entfernt.

    Bei unklaren Befunden oder einer entzündlich veränderten Schleimhaut können mit einer „Pinzettenzange“, die über das Endoskop eingeführt wird, kleine Proben entnommen werden. Das alles dauert etwa eine halbe Stunde. Werden viele oder etwas größere Polypen gefunden, kann die Untersuchung länger dauern. Die entfernten Polypen werden dann untersucht. Kurz nach der Untersuchung werden die Patienten wach und bleiben noch etwa eine Stunde im Aufwachraum.

    Ist die Spiegelung schmerzhaft?

    Weber: Die Darmspiegelung kann unangenehm und prinzipiell auch schmerzhaft sein. Ob und wie unangenehm die Untersuchung ist, hängt von der individuellen Schmerzwahrnehmung und von den anatomischen Gegebenheiten ab. Da man das vor der Untersuchung aber nicht feststellen kann, entscheiden sich die meisten Patienten für eine „Schlafspritze“. Diese enthält ein Schlafmittel, das den Patienten in einen Dämmerschlaf versetzt und einen dann nichts mehr spüren lässt.

    Professor Dr. Andreas Weber ist Chefarzt der Gastroenterologie der Wertachkliniken.
    Professor Dr. Andreas Weber ist Chefarzt der Gastroenterologie der Wertachkliniken. Foto: Wertachkliniken

    Was genau sind Polypen und welche Bedeutung haben sie für die Darmkrebsvorsorge?

    Weber: Polypen sind gutartige Wucherungen, die meist eine Wachstumstendenz haben. Im schlimmsten Fall kann aus ihnen Darmkrebs entstehen. In der Regel dauert es mindestens zehn Jahre, bis aus kleinen gutartigen Polypen Darmkrebs entsteht. Man hat also relativ lange Zeit, die Polypen im gutartigen Stadium zu erkennen und zu entfernen. Man kann sie bereits ab einer Größe von ein bis zwei Millimeter erkennen. Bei anderen Organen, wie beispielsweise der Lunge oder der Bauchspeicheldrüse, kann man solche Krebsvorstufen dieser Größe noch nicht erkennen. Der Darm ist also ein Organ, das sehr dankbar für die Krebsvorsorge ist.

    Kauper: Je mehr Polypen im Darm sind, desto größer ist die Gefahr, dass sich Darmkrebs daraus entwickelt.

    Wie häufig sollte man einen Termin zur Vorsorge ausmachen?

    Kauper: Bei unauffälligen Befunden sollte man spätestens alle zehn Jahre zur Darmkrebsvorsorge. Werden jedoch Polypen entdeckt, sind es je nach Befund, Größe und Anzahl der Polypen, meist drei bis fünf Jahre. In seltenen Fällen sind aber auch kurzfristige Nachkontrollen nach zwei bis sechs Monaten notwendig.

    Wie bemerkt man Polypen?

    Kauper: Ohne eine Darmspiegelung kann man Polypen eigentlich nicht feststellen, da sie meistens keine Beschwerden machen. Wenn sie sehr groß sind und sich entzündlich verändern, kann es gelegentlich zu Darmblutungen kommen. Blut im Stuhl lässt sich mit einem Stuhltest auf "okkultes Blut" feststellen: Das ist Blut, das man mit dem bloßen Auge nicht wahrnehmen kann. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass ein Stuhltest auf okkultes Blut eine Darmspiegelung nicht ersetzten kann und somit nur ergänzend eingesetzt werden sollte.

    Textgalerie Darmkrebsvorsorge Weiterführende Informationen

    Weitere Infos und Tipps zur Vorsorge gibt es auf den Seiten des Bundesgesundheitsministeriums und beim Krebsinformationsdienst.

    Auch die Stiftung Lebensblicke informiert über Darmkrebsvorsorge. Aktuelle Projekte und Infoveranstaltungen gibt es bei der Felix Burda Stiftung.

    Ausführliche Fachinformationen kann man im Leitlinienprogramm Onkologie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. nachlesen.

    Was sind die Symptome von Darmkrebs?

    Kauper: Lange Zeit werden keine Beschwerden geäußert. Es kann sein, dass es zu Blut im Stuhlgang kommt, das aber auch, wie bei Polypen, nur mit einem Stuhltest auf okkultes Blut gefunden werden kann. Später kann es auch mal zu Schmerzen im Bauch oder Verdauungsstörungen kommen. Ist der Tumor bereits gewachsen und verschließt den Darm größtenteils, kann man gelegentlich den sogenannten „Bleifstiftstuhl“ feststellen: Man spricht davon, wenn durch eine Verengung vor dem Darmausgang der Stuhlgang durchgedrückt wird. Dadurch wird der Stuhl lang und dünn, wie ein Bleistift. Auch Durchfälle können ein Hinweis für Darmkrebs sein. Wenn der Tumor den Darm langsam verschließt, wird der Stuhlgang teils sehr flüssig, um die Engstelle passieren zu können. Oder aber im Gegenteil: es kommt zu einem Darmverschluss. Auch wechselnde Stuhlgänge können ein Hinweis sein.

    Wenn Symptome wie Gewichtsverlust, Nachtschweiß oder wiederkehrende Fieberschübe auftreten, kann es sich ebenfalls um eine Krebserkrankung im allgemeinen Sinn handeln. Diese Symptome sind aber nicht allein bei Darmkrebs zu finden, sondern auch bei vielen anderen Tumorerkrankungen. Deshalb sollten sie als Warnzeichen betrachtet werden. In diesen Fällen sollten die Patienten dringend den Hausarzt aufsuchen.

    Gibt es Risikogruppen?

    Weber: Der Hauptrisikofaktor ist die familiäre Belastung, wenn es also bereits Fälle von Darmkrebs in der Familie gab. Auch wenn man schon Polypen hatte, gibt es ein höheres Risiko. Dann sollte man, wie bereits erwähnt, regelmäßige Kontrollen durchführen lassen.

    Kauper: Auch Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmkrankheiten sind häufiger betroffen.

    Fabian Kauper ist Funktionsoberarzt der Inneren Medizin der Wertachkliniken.
    Fabian Kauper ist Funktionsoberarzt der Inneren Medizin der Wertachkliniken. Foto: Wertachkliniken

    Wie kann man den Darm gesund halten?

    Kauper: Gesunde Ernährung ist grundsätzlich immer zu empfehlen. Zu viel fettreiche, ballaststoffarme Ernährung kann das Risiko von Tumoren im Magen-Darm-Trakt erhöhen. Auch das Rauchen kann das Risiko von Darmkrebs erhöhen.

    Kann man Darmkrebs damit vorbeugen?

    Kauper: Darmkrebs ist meistens erblich bedingt oder lässt sich auf unentdeckte Polypen zurückführen. Gesunde Ernährung ist grundsätzlich wichtig, das jedoch als alleinige Vorbeugemaßnahme anzusehen, wäre falsch.

    Wie sieht die Therapie aus, wenn Darmkrebs festgestellt wird? Und wie sind die Genesungsraten?

    Weber: In frühen Tumorstadien ist eine chirurgische Operation die Therapie der Wahl. Der Darmkrebs und die umgebenden Lymphknoten werden mit ausreichend Sicherheitsabstand entfernt. Je nach Tumorstadium wird bei manchen Patienten eine unterstützende, zeitlich begrenzte Chemotherapie durchgeführt.

    Bei fortgeschrittenen Tumorstadien ist die Therapie viel komplexer und für den Patienten belastender. Außerdem ist die Langzeitprognose bei fortgeschrittenen Tumorstadien sehr viel schlechter. Bei Patienten, die nicht zur Vorsorge, sondern notfallmäßig mit Symptomen in die Notaufnahme kommen, liegt meist ein fortgeschrittenes Tumorstadium vor. Ziel muss daher die frühzeitige Erkennung von Darmkrebs und deren Vorstufen durch eine Darmspiegelung zur Vorsorge sein. Diese Patienten haben eine sehr gute Prognose.

    Textgalerie Darmkrebsvorsorge Ansprechpartner

    Erster Ansprechpartner ist immer der Hausarzt.

    Unter www.magen-darm-aerzte.de findet man niedergelassene Gastroenterologen in der Nähe, das sind Fachärzte für die Innere Medizin.

    Zertifizierte Zentren, die sich auf die Behandlung von Darmkrebspatienten spezifiziert haben, listet die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie auf.

    Gibt es bei der Darmkrebsvorsorge eine Altersbeschränkung nach oben?

    Weber: Das würde ich generell so nicht sagen. Es hängt vom Allgemeinzustand des Patienten ab. Wenn jemand in sehr gutem Allgemeinzustand ist, spricht nichts gegen eine Endoskopie auch noch mit 80 Jahren. Wie immer in der Medizin ist auch die Empfehlung zur Darmkrebsvorsorgeunterschung eine Nutzen-Risiko-Abwägung und muss im Einzelfall genau geprüft und im Sinne des Patienten entschieden werden. Im Übrigen gibt es in der deutschen Leitlinie zur Darmkrebsvorsorge keine Altersbegrenzung nach oben.

    Wie hoch ist das Ansteckungsrisiko für Corona während einer Untersuchung?

    Weber: Wir beachten in den Wertachkliniken selbstverständlich sämtliche Hygiene-Regeln des Robert-Koch-Instituts. Das heißt unter anderem, dass alle Mitarbeiter Schutzkleidung und FFP2-Masken tragen. Außerdem werden alle Patienten vor der Untersuchung getestet. Somit ist das Risiko einer Ansteckung während einer Darmspiegelung stark verringert. Die Mitarbeiter der Endoskopie sind zudem größtenteils bereits geimpft und haben die Möglichkeit, sich regelmäßig auf Corona testen zu lassen.

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