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Landkreis Augsburg: Bäcker im Augsburger Land kämpfen mit steigenden Energiepreisen

Landkreis Augsburg

Bäcker im Augsburger Land kämpfen mit steigenden Energiepreisen

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    Wieviel wird eine Semmel in Zukunft kosten? So genau kann das noch niemand sagen. Klar ist: Günstiger werden Backwaren erst einmal nicht mehr.
    Wieviel wird eine Semmel in Zukunft kosten? So genau kann das noch niemand sagen. Klar ist: Günstiger werden Backwaren erst einmal nicht mehr. Foto: Marcus Merk (Symbolbild)

    Zwei Mal musste Bäckermeister Thomas Schnell seine Preise heuer schon erhöhen. 40 Cent für die Semmel, 70 Cent kostet eine Breze. Das sei noch vergleichsweise günstig. Ob Schnell die Preise halten kann? "Man kann dem Verbraucher nicht alles draufschlagen", sagt der Bäcker aus dem Gessertshauser Ortsteil Margertshausen. Sollten die Preise für Energie weiter so sehr steigen, bleibt ihm und seinen Kollegen aber wohl keine andere Wahl. Schnell: "Da hat jeder Angst."

    Wie sehr werden die Preise noch steigen?

    Entscheidend sei, wie sich der Strompreis im Winter entwickelt. Bis zum Ende des Jahres hat der Bäckermeister noch eine feste Preisgarantie von seinem Stromanbieter. Was dann passiert? "Ich rechne auf jeden Fall damit, dass sich der Preis verdoppeln wird", sagt Schnell. Sollte es drei oder vier Mal so teuer werden, sei die Schmerzgrenze erreicht. Denn noch kann der Familienbetrieb des Margertshauser Bäckers die steigenden Preise abfedern. Die Bäckerei führt Schnell in vierter Generation. Miete zahle er nicht, die Familie helfe mit. Außerdem bleibe deutlich weniger Ware übrig als bei anderen Bäckern. "Wenn etwas aus ist, ist es aus", sagt Schnell. "Unsere Kunden wissen das." Dennoch wüssten sie es zu schätzen, dass der Familienbetrieb einer der wenigen sei, in denen der Chef noch selbst bäckt.

    Vor knapp drei Monaten musste auch Bäckermeister Markus Kästele seine Preise erhöhen. Die Breze kostet in der Familienbäckerei in Bobingen jetzt 78 Cent, die Semmel 50 Cent. Er habe versucht, den Aufschlag so gering wie möglich zu halten, sagt Kästele. Doch bleiben werde es bei diesem Preis nicht. Dafür stiegen die Energiekosten, mit denen Bäcker im Augsburger Land zu kämpfen haben, zu sehr an. "Wir haben uns bei der ersten Erhöhung schon fast nicht getraut", sagt der Bobinger, der die Bäckerei in vierter Generation führt. Er möchte niemanden verjagen: "Immer mehr wandern zum Discounter ab und kaufen dort Backwaren. Bei den hohen Lebenshaltungskosten kann man das auch verstehen. Viele Familien müssen gerade kämpfen." Die Resonanz seiner Kunden habe Kästele aber bestärkt. Vor allem die Stammkundschaft sei bereit, mehr zu zahlen. Eine weitere Steigerung werde aber nicht ausbleiben. "Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich noch nicht sagen, wie hoch die ausfällt."

    Bobinger Bäcker versucht Kosten abzudämpfen, ohne an der Qualität zu sparen

    Markus Kästele hat eine Strategie entwickelt, mit der er einen Teil seiner hohen Ausgaben für Energie und Rohstoffe abdämpfen will. "Zum einen wird nichts weggeworfen. Brot vom Vortag gibt es zum halben Preis." Zum anderen werde nicht mehr jedes Produkt gebacken – nach dem Motto: Weniger ist mehr. Wo er nämlich nicht sparen will, ist an der Qualität und am Einsatz regionaler Produkte. Stattdessen werden Arbeitsabläufe optimiert, Mitarbeitende werden zum Beispiel angehalten, nichts verbrennen zu lassen. "Im Familienbetrieb ist das alles ganz gut machbar", sagt Kästele.

    Bäckermeister Markus Kästele wirft nichts weg. Wenn abends Brot übrigbleibt, verkauft er es am nächsten Tag zum halben Preis.
    Bäckermeister Markus Kästele wirft nichts weg. Wenn abends Brot übrigbleibt, verkauft er es am nächsten Tag zum halben Preis. Foto: Jana Korczikowski

    Die beiden großen Öfen in der Backstube werden mit Gas betrieben. Sie würden möglichst gut ausgelastet. "Vorne im Laden steht noch ein kleinerer Ofen, in dem wir frisch nachbacken. Der läuft mit Strom." Zum großen Teil werde der Strom durch die Solaranlage der Firma selbst erzeugt. So sei die Bäckerei Kästele durch die Energiekrise nicht ganz so stark belastet wie andere. Markus Kästele denkt positiv: "Man hat schon viel verkraftet. Wir im Handwerk kommen schon durch."

    Ganz andere Mengen an Strom und Gas benötigt etwa die Großbäckerei Ihle mit ihren rund 250 Filialen und mehr als 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wie viel Energie

    Steigende Preise für Bäckereien: "Butter, Öl, Milch – alles ist teurer geworden"

    Die meisten Bäckereien im Augsburger Land sind auf Strom, Gas oder Öl angewiesen, weiß Georg Schneider, stellvertretender Obermeister der Bäckerinnung Augsburg. Er sagt: "Wir blicken mit Sorge auf die Entwicklung." Wohin sie führt, sei momentan noch nicht abzusehen. Doch die Prognosen seien düster. Dabei hätten schon jetzt praktisch alle Bäckereien in der Region die Preise für Brot und Brezen erhöhen müssen. Das liege vor allem daran, dass deren Produkte in der Herstellung immer teurer werden. Mehl koste in etwa die Hälfte mehr als im vergangenen Jahr. "Butter, Öl, Milch – alles ist teurer geworden", klagt Schneider. Ein Ende der Entwicklung sei nicht in Sicht. "Weil die Zuckerernte schlecht ist, soll der Preis sich verdoppeln."

    So viel Strom verbraucht eine kleine Bäckerei

    Die gestiegenen Preise für Rohstoffe machen auch dem Bäckermeister Schnell aus Margertshausen Sorgen. Denn bezahlen müssen dafür am Ende auch die Kunden. Die Frage sei, wie lange das funktioniert. "Irgendwann ist da eine Grenze erreicht", sagt der Bäckermeister. Dennoch vertraut er in seine Handwerksprodukte. Der Supermarkt oder große Ketten seien natürlich günstiger. "Aber unsere Kunde schätzen Qualität", meint der Bäckermeister. In der Nacht auf Samstag kommen aus seinen Öfen schon mal über 1000 Semmeln, berichtet Bäckermeister Thomas Schnell. Etwa 40.000 Kilowattstunden Strom im Jahr verbrauchen sie allein. Dazu kommt Energie für den Froster und das Kühlhaus.

    Schon seit Generationen würden die Öfen in seiner Bäckerei mit Strom betrieben, berichtet der Bäckermeister. "Vor fünfzig Jahren hat der Strom noch drei Pfennig gekostet." Zum Vergleich: Für einen Musterhaushalt (Jahresverbrauch 5000 Kilowattstunden) lag der Strompreis im August laut Vergleichsportal Check24 bei durchschnittlich 39,9 Cent pro Kilowattstunde.

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