Mit der Premiere von „Da blaue Kruag“ hat der Theaterverein Untermeitingen erneut sein Können unter Beweis gestellt und dem Publikum einen unvergesslichen Abend beschert. Die Regisseure Christian Schrodt mit seiner Mutter Irmgard haben das humorvolle und skurrile Stück von Peter Landstorfer mit einem Ensemble voller Spielfreude und Bühnenpräsenz in einer bayerischen Lebensart verwandelt, die das Publikum von Anfang an mitreißt.
Das Geschehen spielt im Jahr 1930 im fiktiven Dorf Kloiberg-Schmuggling, das mit seinem Marktplatz, Rathaus, Wirtshaus und Kirchlein malerisch in Szene gesetzt ist. Das beeindruckende Bühnenbild verzaubert die Zuschauer sofort in die dörfliche Idylle des vergangenen Jahrhunderts, die von kernigen Figuren bevölkert wird. Hier gibt es alles, was man sich von einem bayerischen Dorfschauspiel wünscht. Ein paar geschwätzige Mannsbilder sitzen gemütlich, dicke Zigarren rauchend, auf einer Bank und titulieren unter lautem Johlen mit den kernigsten bayerischen Wortschöpfungen. Quasi nebenbei sezieren sie verbal den seltsamen Tod des Schmieds, bei dem ein Dreschflegel eine entscheidende Rolle spielte.
Ein Pfarrer mit ausgeprägtem Durst
Jede und Jeder geht in seiner Rolle auf, wie die beherzte, pragmatische und stimmgewaltige Wirtin Schredl, gespielt von Julia Regal, die laute Händlerin Grusch Kathl (Conny Stierstorfer) und die schwärmerische Anni (Dagmar Endres), die dem Dorfpfarrer nicht abgeneigt ist. Beatrice Lude verkörpert die trauernde Witwe Zagelstecherin, deren klagender Wutausbruch über ihren verstorbenen Filou für viele Lacher sorgt, während Markus Schmid als Pfarrer Villinger mit salbungsvollen Reden und ausgeprägtem Durst auf der Bühne glänzt.
Besonders einprägsam sind die Figuren, die in jedem Moment ihre Eigenheiten voll ausleben. Der dienstbeflissene Gemeindediener Blasius Berlscheißer (Benjamin Landerer) vermisst seinen Bürgermeister, der Totengräber Abelasser Friedl (Florian Osterried) diskutiert ausdauernd über die Wahl des Sarges für den verstorbenen Schmied, und der Bäcker Meindoaga Martl (Christian Reiß) hält alle mit frischen Brezen und Semmeln bei Laune. Für einen zusätzlichen humoristischen Höhepunkt sorgt der geizige Großbauer Grundhammer Sepp (Armin Reiß), der in diversen Situationen aus sich herauskommt.
Mysteriöse Päckchen aus dem Gotteshaus
Höhepunkt der Geschichte ist die des Architekten Rotzenbichler Xare, alias der „bayerische Bernini“, verkörpert von Thomas Georgi, der mitten in die Beerdigungsfeierlichkeiten platzt. Mit seinem Vorhaben, das baufällige Kirchlein durch einen modernen Neubau zu ersetzen, entfacht er im Dorf einen kleinen Aufstand. Die Dorfbewohner setzen alles daran, den Architekten dazu zu bringen, seinen Plan in den Nachbarort zu verlegen – denn in ihrem eigenen Kirchlein scheint sich ein Geheimnis zu verbergen, das sie auf keinen Fall preisgeben wollen. Immer wieder tauchen mysteriöse Päckchen aus dem Gotteshaus auf, die verstohlen weitergereicht werden und deren Inhalt das Dorfwohl beeinflusst. Die Verzweiflung ist so groß, dass ausgerechnet der Pfarrer die rettende Idee hat. Ein „blauer Krug“ wird schließlich zum Symbol eines Dorfbündnisses, das nur durch kreativen Zusammenhalt und ein Quäntchen Aberglaube am Leben erhalten werden kann.
Hinter den Kulissen unterstützte Souffleuse Monika Osterried das Ensemble routiniert und dezent. Für den guten Ton und das richtige Licht sorgte Rainer Schrodt.
Es gibt noch zwei weitere Vorstellungen
Wer die Premiere verpasst hat, kann die Komödie noch an zwei weiteren Terminen erleben: Am Samstag, 23. November, um 20 Uhr, und am Sonntag, 24. November, um 18 Uhr in der Imhofhalle. Karten gibt es im Vorverkauf am Donnerstag im Foyer zwischen 17 und 19.30 Uhr oder telefonisch unter 08232/6371. Erwachsene zahlen sieben Euro, Kinder drei Euro.
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