Kontakt. Kontakt ist das Stichwort, wenn sich Jugendliche nach Ausbildungsstellen umsehen. Sich Auge in Auge gegenüberstehen, den anderen einschätzen: Passt er zu mir? Und umgekehrt: Sehe ich mich in diesem Unternehmen? Sind meine potenziellen Ausbilder nett? Darauf kommt es den Schülern an: „Die Kollegen müssen korrekt sein. Ich möchte mich dort willkommen fühlen“, sagt der 17-jährige Hadhal. Wo genau er seine Ausbildung macht, ist zweitrangig: „Ich mache alles.“ Er erinnert sich genau, welche Aussteller ihm bei der Ausbildungsplatzbörse an der Mittelschule in Königsbrunn besonders sympathisch waren.

„Die vom Hotel Zeller waren sehr freundlich – richtig, richtig freundlich! Und LEW – super Menschen!“ Sein Freund Nico möchte vielleicht eine Ausbildung zum Industriemechaniker bei Lech-Tec machen. „Mir ist wichtig, dass alle nett sind“, sagt er. Beide wünschen sich ein Team, das sie motiviert. „Und ein junges Team, das auch“, ergänzt Nico.
Ausbildung ist Fundament, auf das man aufbauen kann
Katrina und ihre Freundin Franzi interessieren sich für die Ausbildungen zur Zahnmedizinischen Fachangestellten und Rechtsanwaltsfachangestellten. „Man muss gut mit den Leuten klarkommen und es sollte Spaß machen“, sagt Katrina. „Ich werde zuerst ein Praktikum machen. Wenn es mir gefällt, bewerbe ich mich um eine Ausbildung.“ Ihr hat der Abend etwas gebracht: „Ich war mir vorher noch nicht sicher, ob ich das machen möchte, aber jetzt schon. Weil ich den Leuten persönlich begegnet bin.“ Ihre Freundin Franzi hat sich bei der Kanzlei „Gabrielli & Collegen“ vorgestellt: „Mir ist ein guter Kontakt zu den Kollegen wichtig, aber auch ein gutes Gehalt.“

Einige Aussteller sind seit vielen Jahren dabei. MAN zum Beispiel ist seit mehr als 15 Jahren an der Ausbildungsplatzbörse vertreten. „50 Prozent unserer Azubis haben vorher ein Praktikum gemacht“, sagt Robert Kopp. „Die Praktika sind eine Hilfestellung bei der Berufsorientierung. Die meisten bewerben sich zuerst für die Ausbildung zum Mechatroniker. Wenn sie als Praktikanten bei uns sind, sehen sie, dass es auch den Anlagenmechaniker, den Produktdesigner und den Zerspanungsmechaniker gibt.“ Ein paar Meter weiter präsentiert sich die Firma Eberle Präzisionstechnik aus Schwabmünchen. „Wir suchen für September Azubis und sind froh, wenn noch Bewerbungen eingehen“, sagt Markus Rudolf. Ihm steht heute Abend der Fertigungsmeister Gauthier Agbodji zur Seite: „Ich möchte jungen Menschen dabei helfen, einen Ausbildungsplatz zu kriegen. Mit 15 Jahren sind sie sehr jung und wissen nicht genau, ob sie einen Job für immer machen wollen. Ich will ihnen zeigen, dass eine Ausbildung ein Fundament ist, auf das man aufbauen kann – indem man einen Techniker macht, einen Fachwirt oder einen Betriebswirt.“
Ehemalige Schüler helfen Eltern und künftigen Azubis in Königsbrunn
Insgesamt nehmen rund 200 Schüler von der Mittelschule Königsbrunn an der Azubibörse teil. Für die Schüler ist es ein Pflichttermin, den sie sorgfältig vorbereitet haben. Jeder hat einen Laufzettel dabei mit vier Firmen, bei denen er sich vorstellen wird. Bei der Vorbereitung halfen Cornelia Holder und Sven Kranich. Sie sind die Kooperationspartner in der Praxisklasse, die sie sozialpädagogisch begleiten. Außerdem sind sie die neuen Organisatoren der Ausbildungsplatzbörse. Zwei Neuerungen gibt es in diesem Jahr: Erstmalig haben die Firmen die Möglichkeit, sich in Impulsvorträgen zu präsentieren. Zweitens gibt es seit diesem Jahr das Elterncafé, wo ehemalige Schüler zum Gespräch bereitstehen.
Zur Azubibörse sind ausdrücklich auch die Eltern eingeladen. „Ich möchte, dass die Eltern mehr Interesse an ihrem Kind zeigen“, sagt Rektorin Dagmar Böhm-Lachmann. „Man merkt: Wenn die Eltern bei den Gesprächen mit den Firmen dabei sind, geht einfach mehr.“ Cornelia Holder weiß, warum das so ist: „Die Firmen brauchen die Eltern im Hintergrund. Sie müssen den Vertrag unterzeichnen und hinter ihren Kindern stehen.“ Auch Kranich ist es wichtig, Eltern einzubeziehen: „Manchmal finden wir mit den Schülern eine Top-Lösung und alle sind damit fein. Wenn das Elternhaus dann sagt, das können sie sich gar nicht vorstellen, platzt das wieder.“ Daher sei wichtig, dass Eltern früh dabei sind und alle an einem Strang ziehen. „So wird die Vermittlung effektiver.“

Einige Ausbildungsberufe liegen im Trend: „Bei den Jungs Industriemechaniker, Zerspanungsmechaniker und KFZ-Mechatroniker. Auch Immobilienkaufleute und Bankkaufleute möchten viele werden“, sagt Kranich. Holder ergänzt: „Die Ausbildung zur Bürokauffrau ist sehr beliebt, aber für unsere Schüler schwer zu erreichen. Wir werben sehr für den Pflegebereich und die Kinderpflege.“
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