Arbeiten darf er seit Mitte Oktober nicht mehr. Aber als Khaled Ismaiel während des Gesprächs in Kleinaitingen sieht, dass zwei lange Pakete mit Material auf einen Lastwagen müssen, will er gleich mit anpacken. „Khaled, du darfst nicht“, sagt ein ehemaliger Mitarbeiter des 29-Jährigen. Beide müssen schmunzeln. Aber Grund zur Freude hat Ismaiel aktuell kaum. Denn der Ägypter darf nicht nur nicht mehr als Montagehelfer im Bereich Schwimmbadtechnik in Kleinaitingen arbeiten. Wenn es nach der Ausländerbehörde geht, dürfte er gar nicht mehr in Deutschland sein.
Dabei lebt er hier seit 2018, wollte, wie er bereits im Sommer im Gespräch mit unserer Redaktion betonte, nie staatliche Hilfe. Er arbeitete bei McDonald's und bei einem Königsbrunner Chemie-Unternehmen. Und seit März in Kleinaitingen. Bis Mitte Oktober. Ursprünglich hätte er schon im September nicht mehr arbeiten dürfen, bekam von der Behörde eine Verlängerung. Seit knapp zwei Wochen ist nun seine Duldung abgelaufen. Sein Chef Thomas Eitzenberger betont, dass er den Ägypter braucht. Er wandte sich schon an die Regierung von Schwaben und zuletzt an Ministerpräsident Markus Söder. Ohne Erfolg. „Das ist ganz übel“, sagt Eitzenberger über das Arbeitsverbot und die drohende Abschiebung seines ehemaligen Mitarbeiters. „Wir stehen blöd da und suchen nach einem Ersatz – den man aktuell nicht bekommt.“ Gute Helfer seien derzeit fast unmöglich zu finden.
„Immer Stress in meinem Kopf“: Ägypter Khaled Ismaiel hat Angst vor der Abschiebung
Über seine aktuelle Lage, die akute Gefahr der Abschiebung, sagt Ismaiel: „Ich habe immer Stress in meinem Kopf.“ Er verstehe nicht, wieso er nicht arbeiten und nicht in Deutschland bleiben dürfe, obwohl er bei der Firma Eitzenberger einen unbefristeten Vertrag hat. „Ich habe Angst vor der Abschiebung“, sagt er. Ismaiel befürchtet, dass diese kurz bevorstehen könnte. Noch Ende des Monats soll er bei der Regierung von Schwaben zu einer Vorsprache erscheinen. Ismaiels Angst: Er könnte dort direkt festgehalten und abgeschoben werden.
Wenige Wochen nachdem Söder sich in Ägypten vor Pyramiden fotografieren ließ und betonte, dass das Land für Bayern viele Chancen biete, etwa zur Bekämpfung des Fachkräftemangels, droht einer dringend gebrauchten ägyptischen Hilfskraft also die Abschiebung. Ismaiel ist laut Regierung von Schwaben ein „bestandskräftig abgelehnter Asylbewerber“. Zwei der Gründe dafür sind, dass er illegal ins Land gekommen ist – und dass er strafrechtlich verurteilt wurde. Er sei einmal mit Cannabis erwischt worden und einmal mit einer Gruppe unterwegs gewesen, die einen Diebstahl begangen habe, erklären Ismaiel und Eitzenberger. Der Ägypter betont, dass er seit vier Jahren straffrei sei.
In Ägypten drohen Familienfehde, Militär oder Knast
Seit seiner Ankunft in Deutschland bekommt Ismaiel immer wieder Unterstützung von der Augsburgerin Christine Joas. Sie hilft ihm etwa mit Dokumenten und bei Behördengängen. Die beiden kennen sich seit fünf Jahren. Auch sie hat, wie Eitzenberger, Söder geschrieben. Auch sie hat bisher keine Antwort bekommen. „Es gibt für Khaled keinen Platz auf der Welt“, sagt sie. Denn ein anderes EU-Land nehme ihn aller Wahrscheinlichkeit nicht auf – und in Ägypten wäre er in Lebensgefahr.
Der Grund, weshalb Ismaiel als Jugendlicher sein Heimatland verlassen habe, sei ein heftiger Streit zwischen seiner Familie und einer anderen gewesen, der immer wieder zu Gewalt geführt habe. Sein Bruder sei brutal angegriffen worden, erzählt der 29-Jährige. Er zeigt Fotos von dessen Stichwunden. Aber die Fehde ist nicht die einzige Gefahr, die ihn in Ägypten erwarten könnte. Im besten Fall werde er direkt nach Ankunft zum Nachholen des Wehrdienstes eingezogen, sagt Ismaiel. Im schlimmeren Fall komme er als Wehrdienstverweigerer ins Gefängnis.
Die Geschichte des Betroffenen kann hier noch mehrmals ausgebreitet werden, es ändert jedoch nichts an der Rechtslage. Da sollte man auch bedenken.
"Natürlich achte ich das Recht. Aber auch mit dem Recht darf man nicht so pingelig sein.", Konrad Adenauer. Wenn man denn wollte, würde sich schon ein Weg finden ...
Na dann brauchen wir auch keinen Rechtsstaat., wenn immer ein Weg gefunden werden kann. Recht ist nicht immer gerecht. Die Gesetze wurden so beschlossen und müssen durch die Gerichte durchgesetzt werden, ohne Ansehen der Person.
Genau so ist es, Herr Müller. Aber wer nicht willens ist, versteckt sich halt gerne hinter dem "Recht". Ob man bei der Steuererklärung auch so auf das Recht pocht oder eher kreativ vorgeht, möchte ich dahingestellt lassen. Was hier passiert, ist nicht die Achtung oder Missachtung des Rechts. Es geht um Rechthaberei und Recht(s)haberei. Leider auf dem Rücken eines Menschen, den die Wirtschaft gut braucheh hätte können. ICh bin gespannt, wie weit uns diese Agitation gegen alles Nichtdeutsche noch bringen wird.
Zur Erinnerung: Grundgesetz, Artikel 1, Absatz (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
Recht ist nicht Mathematik. Was beim einen Gericht ein klarerer Fall ist, ist bei einem anderen Gericht genau das Gegenteil. Sonst bräuchte es keinen Instanzenzug bis zu den Bundesgerichten. Gesetze sind ein Rahmen, aber die Inhalte lassen sich gestalten.
Zitat" Zur Erinnerung: Grundgesetz, Artikel 1, Absatz (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. " Richtig - da steht aber nicht missachte dabei die Gesetze des Landes und bestehle die Mitbürger.... Wer auf das Gesetzt pocht - sollte es auch selber einhalten. Und 2 Straftaten sind nun mal 2 zuviel.
Das kann man schon als Argument anführen, Herr Hägele. Die Taten sind nicht wirklich beschrieben, aber für mich hört sich das eher nach Bagatellen an. Irgend etwas muss ja im Bescheid stehen und dann ist es immer besser, es steht etwas mehr drin. Das eigentliche Problem ist für mich, dass sich eine Behörde jahrelang mit dieser Entscheidung Zeit lässt. In der Zwischenzeit bauen sich die Menschen, die Willens sind, hier etwas Kleines auf, integriert sich soweit möglich und dann schieben wir diese Leute ab. Kann schon rechtens sein, ist aber leider dumm. Der deutsche Michel steht sich hier selbst im Weg.
Guten Morgen Herr Wagner, Sie haben Recht, so ist halt die Rechtslage. Die Geschichte dieses betroffenen Menschen zeigt aber, das die Erzählung der AFD vom bösen Flüchtling so pauschal nicht stimmt. Diese Erzählung wird aber von Rechts dazu verwendet, um die von Ihnen angeführte Rechtslage immer weiter zu verschärfen und immer mehr Menschen so zu behandeln, wie den in dieser Geschichte Betroffenen. Und selbst demokratische Parteien laufen dem nun auf der Suche nach Wählerstimme gedankenlos hinterher. Ich würde mir wünschen, dass es sich viel weniger Menschen in diesem Gedankengut - Entschuldigung, dieser Rechtslage - bequem machen würden. Statt dessen sollten wir Menschen nicht wie Störenfriese behandeln, sondern wie Menschen!
Richtig und "Schuld" ist in einem Rechtsstaat immer individuell, nicht an Attribute gebunden wie es in bestimmten Kreisen häufig behauptet wird.
Ein straffällig gewordener Asylant hat nun mal kein Bleiberecht. Dies hätte er sich früher überlegeben können. Wer als Gast kommt sollte sich auch so benehmen - und das hat nichts mit der AfD & Co zu tun sondern ist einer Tatsache geschuldet. Staffällige Asylanten müssen abgeschoben werden.
Die Frage ist doch: Was nützt unserer Gesellschaft und was schadet unserer Gesellschaft? Wenn das Recht mehr Schaden anrichtet als Nutzen stiftet, sollte es geändert oder angepasst werden. Es wird doch wohl einen Weg geben, einem Menschen, der in diesem Land gebraucht wird, die Möglichkeit zu eröffnen zu bleiben. Man muss das nur wollen.
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