Werner Freder wird den Oktober 1991 nie vergessen. Zwei Wochen lang befand er sich im Mittelpunkt des Geschehens um die Trauerfeierlichkeiten zum Tode von Roy Black. Damals stand er am Anfang seiner Laufbahn als Friedhofsverwalter in Augsburg-Göggingen. Es waren Tage mit der Einsatzplanung von viel Polizei, mit Ablenkungsmanövern und weiterem Aufwand, um in einem Massenandrang für die Sicherheit aller zu sorgen. Jetzt ist Werner Freder im Ruhestand und erzählt – noch immer bewegt – die ganze Geschichte.
Er kennt sie genau, denn damals organisierte Freder in Abstimmung mit den Angehörigen an deren Familiensitz in Göggingen eine Trauerfeier für tausende Menschen. Dort wo die Karriere des Gerhard Höllerich als Roy Black begann. Dieser war am 9. Oktober an seinem Fischweiher bei Mühldorf am Inn seiner Herzschwäche erlegen. Viel war über die näheren Umstände spekuliert worden, zumal es keinerlei Zeugen gab. Umso mehr war die Familie an einem Ende des Medienrummels interessiert. In aller Stille sollte daher einige Tage nach der großen Trauerfeier die Urnenbeisetzung im Familiengrab am Geburtsort in Straßberg folgen: heimlich, im Morgengrauen und ganz im kleinen Familienkreis. Es sollten keine Schaulustigen stören, keine Fotografen und keine TV-Kameras. Denn in dem Ortsteil von Bobingen sollte Gerhard Höllerich die letzte Ruhe finden – als Mensch, nicht als Star.
Thomas Gottschalk war Redner bei der Trauerfeier
Thomas Gottschalk wusste um dieses Anliegen und er kannte Roy Black. Aber er kannte nicht den Menschen Gerhard Höllerich. Das gestand er am 16. Oktober 1991 in Göggingen vor einer Trauergemeinde aus mindestens 4000 Menschen ein. Es gab mehrere prominente Redner. Aber Thomas Gottschalk ist Werner Freder heute noch besonders in Erinnerung: „Er sprach den Leuten aus der Seele. Noch immer suchen Touristen in Augsburg das Grab von Roy Black. Sie schätzen ihn, weil er menschlich war, am Boden geblieben ist. Thomas Gottschalk drückte das wunderbar aus.“
Der war damals auf dem Friedhof in Göggingen einer unter vielen Prominenten. Stühle für 350 Ehrengäste waren reserviert. Uschi Glas und Pierre Brice saßen da, Modezar Rudolf Mooshammer und Produzent Ralf Siegel, Sänger und Musiker, Schauspieler und Politiker. Und sie wussten wohl um die schwere Rolle eines Stars, gerade wenn er Mensch bleiben will. Thomas Gottschalk sprach das aus und in einem letzten Gruß rief er dem bekannten Roy Black und dem ihm fremden Gerhard Höllerich zu: „Mögen beide in der Ewigkeit zusammenfinden.“
Für Werner Freder war dies der bewegendste Moment der Trauerfeier. Doch noch hatte er seine Aufgabe nicht erfüllt. Den Angehörigen hatte er eine Beisetzung in Stille versprochen, ohne Starrummel.
Ablenkungsmanöver vor der Trauerfeier für Roy Black
In Abstimmung mit der Stadt Bobingen, so erinnert sich Freder, geschah dies eine Woche später und mit einigen Ablenkungsmanövern. Schon Tage vor der Trauerfeier hätten nämlich Fotografen der Regenbogenpresse gelauert, um ein Foto des Sargs zu machen oder bei der Aufbahrung oder von den trauernden Angehörigen. Manche gaben sich mit falscher Funktion aus oder versuchten es mit einem Überrumpelungsmanöver. Bei der Überführung des Leichnams nach Augsburg wurde das auch den Mitarbeitern eines Bestattungsunternehmens zuviel.
Obwohl gleich mehrere Autos sie verfolgten, gelang es ihnen, diese in München abzuhängen. Die Fotografen bekamen natürlich bald heraus, wo nach der Einäscherung die Urnenbeisetzung sein würde. Daher hatten sie auch den Geburtsort von Gerhard Höllerich und den Friedhof in Straßberg bei Bobingen ins Visier genommen. Doch es sollte noch eine Woche dauern: Am Ende hatten die Fotografen zwar das richtige Datum zugespielt bekommen, jedoch die falsche Uhrzeit. Werner Freder schmunzelt noch heute: „Sie kamen erst, als alles schon vorbei war.“ Die Familie hatte bereits um 6.30 Uhr Abschied von Gerhard Höllerich genommen
Dieser hat damit in Straßberg seine letzte Ruhe. So belegt es auch der Grabstein. Fans kommen jedoch weiterhin an allen Jahrestagen mit Gebinden und Grußbotschaften. Diese gelten Roy Black, dem Star. Werner Freder findet sich damit ab: „Das hat auch sein Gutes. Normalerweise werden wir doch alle bald vergessen, wenn wir einige Zeit in der Erde sind.“ 23 Jahre nach dem Tod gilt das für Gerhard Höllerich und Roy Black noch nicht.