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Verkehr: Mit dem Lastenrad unterwegs

Verkehr

Mit dem Lastenrad unterwegs

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    Manuela Bauer ist begeistert von ihrem Lastenrad.
    Manuela Bauer ist begeistert von ihrem Lastenrad. Foto: Marcus Merk

    Der erste Kontakt mit einem Lastenfahrrad ist ganz schön gewöhnungsbedürftig: Füße auf die Pedale und im Stehen die ersten Tritte wie bei einem normalen Fahrrad – das funktioniert nicht. Die so klobig wirkende Kiste mit den beiden großen Rädern schwankt und zittert wie ein Kuhschwanz. Geradeaus fahren? Komplett unmöglich. Man fühlt sich wie der erste Mensch. Doch mit ein paar Tipps vom Händler klappt es – und wir freunden uns mit dem neuen Gefährt an.

    Das erste Mal so richtig aufgefallen sind uns Lastenräder vergangenen Sommer im Holland-Urlaub. In den Städten sind die „Bakfiets“ dort massenhaft unterwegs – als Paketdienst genauso wie zum Kindertransport. Ich fand die Gefährte damals lustig. Mehr aber auch nicht, ich war schließlich nie ein leidenschaftlicher Fahrradfahrer.

    Mit dem Baby kam die Lastenrad-Idee

    Dann kam unser Baby und ein paar Monate später auch die Lastenrad-Idee. Mit Kind ändert sich schließlich alles, auch die Sache mit dem Transport. Mit dem Kinderwagen werden manche Fußwege doch weit, und richtig viel kann man damit auch nicht transportieren. Ins Auto braucht man sich aber eigentlich auch nicht setzen, in Königsbrunn ist ja fast alles vor Ort. Also doch ein Fahrrad. Da ich mich mit Kind auf dem Gepäckträger-Sitz oder im Anhänger sehr unsicher fühlen würde, haben wir schließlich vor zwei Monaten ein Lastenrad bestellt.

    Und was soll ich sagen: Wir sind begeistert. Klara, mittlerweile fast ein Jahr alt, sowieso. Sie quietscht schon vergnügt, wenn wir sie in ihren Sitz setzen. Und für uns Eltern ist unser „Babboe“ (die Marke kommt natürlich auch aus Holland) eine tolle Sache: Die große Holzkiste kann man mit bis zu 100 Kilogramm beladen. Bis zu vier Kinder haben darin Platz, der große Wochenendeinkauf, Getränkekisten, mehrere Windelpakete oder auch zwei Reisekoffer. Mit Ausnahme der vier Kinder haben wir alles schon ausprobiert, alles hat problemlos geklappt. Der Elektromotor sorgt dafür, dass das Treten trotzdem nicht anstrengend wird. Auf dem flachen Lechfeld kommt man im Zweifel auch ohne Unterstützung ans Ziel.

    Wenn wir mit unserem neuen Rad unterwegs sind, dann werden wir häufig neugierig beobachtet. Anders als in Holland, Skandinavien oder deutschen Großstädten sind Lastenräder in großen Teilen der Republik, auch in Königsbrunn, noch eine Seltenheit. Im aktuellen „Fahrrad-Monitor“ des Bundesverkehrsministeriums (veröffentlicht Ende 2017) gab nur ein Prozent der Befragten an, dass sie ein Lastenrad fahren.

    Nur 38 Prozent der Umfrage-Teilnehmer wussten überhaupt, was ein Lastenrad ist. Immer mehr Kommunen fördern aber mittlerweile die Anschaffung, weil sie die sogenannten Cargobikes als Beitrag zur Verkehrsentlastung vor allem in den Städten sehen.

    Die Stadt Augsburg hatte Anfang Juli ein Förderprogramm gestartet. Schon am ersten Tag gingen 140 Anträge ein. Bereits Ende Juli war der Fördertopf mit 100000 Euro aufgebraucht. Beim Landkreis Augsburg gibt es derzeit noch kein Förderprogramm, allerdings gehören Lastenräder zu den Themen, die im Zuge der Erarbeitung eines neuen Mobilitätskonzepts für den Landkreis diskutiert werden, teilt die Pressestelle des Landratsamts auf Anfrage mit. Dazu läuft eine breit angelegte Befragung der Bürger, deren Ergebnisse die Basis für das Konzept sein werden. Wir konnten unser Lastenrad über „Job-rad“ leasen – viele Arbeitgeber bieten das mittlerweile an, als Arbeitnehmer kann man dadurch mehrere Hundert Euro sparen. Sonst hätten wir uns das wahrscheinlich nicht geleistet. Das Babboe hat gut 2700 Euro gekostet – und ist damit noch vergleichsweise günstig. Je nach Motorisierung, Batterieleistung und Bremsanlage kann man auch schnell einen fünfstelligen Betrag ausgeben.

    Auto für Kurzstrecken kaum mehr gebraucht

    Das Auto haben wir für Kurzstrecken seitdem kaum mehr gebraucht. Wie die „ersten Menschen“ stellen wir uns schon lange nicht mehr an, ans Fahren haben wir uns nach wenigen Tagen gewöhnt. Die Anfahrt ist eigentlich ganz leicht: Man muss nur im Sitzen in die Pedale treten und darf den Lenker nicht krampfhaft festhalten. Trotzdem: Mit dem Lastenrad fährt man eher wie mit einem Lastwagen, nicht wie mit einem Fahrrad. Durch die zwei Räder vorne und die große Kiste ist der Wendekreis groß, was man natürlich vor allem beim Kurvenfahren und Rangieren merkt. Außerdem kann man sich mit einem Dreirad nicht schräg legen – an Bordsteinen, auf schiefen Radwegen und in Kurven hat man deshalb öfter mal das Gefühl zu kippen. Was aber natürlich nicht passiert, wenn man vorsichtig unterwegs ist.

    Ein Lastenrad ist ja sowieso nicht zum Rasen da. Vor allem nicht, wenn so wertvolle Fracht an Bord ist: unser Baby.

    Bereits erschienen in unserem "Thema der Woche":

    Was den Urlaub mit dem Rad so reizvoll macht

    Training mit der Polizei: So verlieren Kinder die Angst vor dem Verkehr

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