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Singold: Biber bauen einen Ententeich

Singold

Biber bauen einen Ententeich

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    Der Biberbeauftragte Hartmut Schütze beobachtet die Spuren der Nager im Singoldpark in Bobingen.
    Der Biberbeauftragte Hartmut Schütze beobachtet die Spuren der Nager im Singoldpark in Bobingen. Foto: Fotos: Pitt Schurian

    Bobingen/Landkreis Im Singoldpark schwimmen Enten auf einem See, den es vor einer Woche noch nicht gab. Bei Wehringen sind große Geflechte an Zweigen im ufernahen Wasser der Wertach verankert. Bei Schwabmünchen und Inningen entdeckten Landwirte Depots von Mais und Rüben am Wasser. Das alles hängt mit den frischen Nagespuren an Baumstümpfen und mit schlammigen Schleifspuren an den Ufern heimischer Flüsse und Bäche zusammen: Biber legen sich Vorräte für den Winter an. Sie glauben nicht an den ewigen Herbst.

    Hartmut Schütze, Biberbeauftragter des Bund Naturschutz in Bobingen, wird bei seinen Streifgängen öfter auf die Spuren angesprochen. Er weckt Verständnis: „Heute ist das nicht mehr so schwer wie früher, die Leute sind besser informiert, wissen von dem Auf und Ab.“ Gemeint ist die Zu- und Abnahme solcher Biberspuren. Von Schäden spricht Schütze nicht. Denn da sieht er sich mit der Aufsicht am Landratsamt genauso einig wie mit den Stadtgärtnern im Singoldpark von Bobingen: „Der Biber hat auch sein Gutes. Er verjüngt den Baumbestand. Weiden, Erlen und Pappeln, die er fällt, treiben aus dem Stock neu.“

    Freilich hat alles seine Grenzen. Dort wo es Biber zu toll treiben, helfen zwei Dinge, weiß Ignaz Reiter, einer der fünf Biberbeauftragten des Landkreises Augsburg:

    l Er empfiehlt Drahtgitter als Schutz für schützenswerte Baumstämme.

    l Eine andere Methode ist der Natur abgeschaut. Die schützt zum Beispiel junge Weidentriebe zwei Jahre lang mit Bitterstoffen. Diese schmecken Bibern gar nicht. Eine entsprechende Biorezeptur, vermengt mit etwas Quarzsand, empfiehlt er Gartenbesitzern oder Landwirten, an deren Pflanzen Biber gerne naschen.

    Denn es ist ein Irrtum zu glauben, die Nager seien ganz scharf auf dicke Baumstämme. Die zu fällen ist eine überlebenswichtige Schwerstarbeit, wenn die Tiere sonst nicht an saftige Zweige und zarte Rinde herankommen. Dann holen sie sich einfach Futter aus großer Höhe herunter in ihre Reichweite.

    Spätestens im Frühjahr lässt die Baumfällerei der Biber stark nach, beobachtet Hartmut Schütze in Bobingen: Dann fressen sie lieber frisches Gras, Kräuter und junge Triebe am Ufer.

    Während der vergangenen Wochen scheuten die Tiere jedoch keine Mühe. Schleifspuren zeugen davon, wie weit sie selbst schwere Äste schleppen. Mit ihnen stauten sie mitten im Singoldpark in Bobingen einen See auf. Nach der Erläuterung von Hartmut Schütze war das weit gedacht. Nicht auf den See komme es der in Bobingen ansässigen Biberfamilie an, sondern auf den Anstieg des Kaltenbachs weiter oberhalb beim Freibad Aquamarin. Dorthin ziehen sie im strömungsarmen Wasser ihre Futtervorräte und schleifen sie dann nur wenige Meter über einen Spazierweg zur Singold. Dort liegt die Hauptburg der Biberfamilie. Zweiter Effekt: Am Grund des aufgestauten Wassers verankern Biber zusammengetragene Zweige. So trocknet die Rinde nicht aus. Das Futterdepot muss bis März reichen.

    Die Stadt Bobingen lässt die Biber in Absprache mit dem Bund Naturschutz gewähren. „Wir beobachten die Situation täglich“, sagt Schütze. Denn es dürfen keine Spaziergänger durch halb gefällte Bäume gefährdet werden. Und der Rückstau der Singold muss in Grenzen bleiben. Notfalls würde der Biberdamm mit einem Drainagerohr durchlässiger gemacht. Doch vorerst behält der Singoldpark seinen neuen Ententeich. "Kommentar

    Führungen Interessierten Lesern unserer Zeitung bietet Hartmut Schütze in Bobingen eine Biberexkursion an. Anmeldung unter Tel. (08234) 410 42.

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