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Sein Einsatz hat noch kein Ende

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Sein Einsatz hat noch kein Ende

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    Johann Melcher, unbefristeter Pfarrvikar in Bobingen, vor dem Eingang zum Bobinger Pfarrhaus: Er lächelt, aber die unklare Situation in der Pfarrei St. Felizitas geht auch ihm nahe. Foto: Vera Novelli
    Johann Melcher, unbefristeter Pfarrvikar in Bobingen, vor dem Eingang zum Bobinger Pfarrhaus: Er lächelt, aber die unklare Situation in der Pfarrei St. Felizitas geht auch ihm nahe. Foto: Vera Novelli Foto: Vera Novelli

    von Hermann Schmid und Vera Novelli

    Nachdem die Diözese die Vorwürfe zweier Mädchen im Teenageralter, Mahl habe sie vor Jahren unsittlich berührt, an die Staatsanwaltschaft Augsburg weitergeleitet hatte, wurde der Stadtpfarrer und Dekan am 4. Juni beurlaubt. Kaplan Benjamin Beck betreute die Gemeinde weiter. Doch Beck ist vor drei Wochen zu seiner neuen Dienststelle in Weilheim aufgebrochen. Seitdem kümmert sich vor allem Pfarrer Johann Melcher um die katholischen Gläubigen in Bobingen.

    Die Diözese Augsburg hat ihn Ende Juli unbefristet zum Pfarrvikar in Bobingen und zum Pfarrvertreter in Oberottmarshausen ernannt. Das Amt des Dekans, das Pfarrer Mahl auch ausübte, übernahm er nicht. Die vielfältigen Pflichten in Bobingen und

    Pluta übernimmt die Verwaltung (Personal und Gebäude), seelsorgerliche Aufgaben fallen Melcher zu. Da Pluta zurzeit in Urlaub ist, hat Johann Melcher alle Hände voll zu tun.

    Als er zum ersten Mal in Bobingen die Messe feierte, war er für die Kirchgänger ein Unbekannter. Inzwischen hat er erste Eindrücke hinterlassen. "Er predigt sogar in der Werktagsmesse", sagte eine ältere Frau zufrieden. Lange Messfeiern - das ist nicht jedermanns Sache.

    Johann Melcher spürt das, aber er bleibt bei seiner Linie; "Ich erfülle keine Wünsche, sondern verkündige Jesus Christus. Eine Messe soll geistliche Tiefe haben und auf Gott hinweisen." Der 1951 geborene Melcher ist ein unscheinbarer Mann mit einer verhaltenen Stimme und scheuen Augen. Was in ihm steckt, offenbart sich erst langsam. Im Laufe seines Lebens habe er gelernt, faulen Kompromissen aus dem Weg zu gehen. Es gehe in seiner Verkündigung und seinem Leben immer um die wichtigen Dinge: Liebe leben, den Nächsten lieben - wie sich selbst. "Man darf sich selbst nicht völlig vergessen", betont er.

    Abends fährt Pfarrer Melcher in Augsburger Priesterseminar

    In Bobingen ist er nur Gast. "Die Schlüssel zum Pfarrhaus habe ich nicht", sagt er und führt das Gespräch mit uns auf der Bank vor der Kirche. Er wohnt im Priesterseminar und ist seit 1993 eine Art "mobile Reserve". Er springt ein, wenn irgendwo in der Diözese ein Pfarrer ausfällt. So hat er schon viele Pfarreien kennengelernt. Manche Wirkungsorte seien recht angenehm, erzählt er, andernorts habe man ihn nicht einmal willkommen geheißen.

    Melcher weiß nicht, wie lange er noch in Bobingen bleiben wird. Das lässt derzeit auch die Diözese offen. Er kommt, "dient" und fährt nach Augsburg zurück. Er wirkt ein bisschen traurig. Doch dann lächelt er und sagt: "Ich erfülle den Willen Gottes, mehr nicht."

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