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Schwabmünchen: Schwabmünchen: Neuer Stadtteil auf historischem Boden?

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Schwabmünchen: Neuer Stadtteil auf historischem Boden?

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    Viele Tage wurde im geplanten Neubaugebiet Südwest III, auch Wohnungsbaugebiet 41, in Schwabmünchen gebaggert. Allerdings hob die beauftragte Firma unter archäologischer Aufsicht nur die Humusschicht ab, um zu sehen, ob sich darunter wertvolle Funde aus vergangenen Jahrtausenden verstecken.
    Viele Tage wurde im geplanten Neubaugebiet Südwest III, auch Wohnungsbaugebiet 41, in Schwabmünchen gebaggert. Allerdings hob die beauftragte Firma unter archäologischer Aufsicht nur die Humusschicht ab, um zu sehen, ob sich darunter wertvolle Funde aus vergangenen Jahrtausenden verstecken.

    Um quasi einen ganzen Stadtteil soll Schwabmünchen erweitert werden. Im sogenannten Baugebiet Südwest III finden derzeit auch schon Erdarbeiten statt. Doch diese haben mit den geplanten Wohnhäusern nur bedingt etwas zu tun. Was passiert momentan am südlichen Stadtrand westlich der Singold in Richtung Umgehungsstraße und was ist geplant?

    Der Bayerische Denkmalatlas ist der Grund dafür, dass derzeit im Baugebiet Südwest III, auch Wohnungsbaugebiet 41 genannt, gegraben wird, lange bevor dort Wohnungen entstehen können. Denn dort ist das Gelände nur als interessante archäologische Fläche markiert. Also ordnete das Landesamt für Denkmalpflege etwa vier Meter breite Suchschlitze in den Bereichen an, wo mit Funden zu rechnen ist.

    Bagger ziehen im Baugebiet in Schwabmünchen den Humus ab

    Seit Wochen arbeiten dort die Bagger, ziehen die Oberfläche, also den Humus, auf zukünftigen Baufeldern und Straßenverläufen etwa 60 Zentimeter tief ab. Genau beobachtet die Arbeiten der Grabungstechniker Lambert Patzelt aus Altstetten bei Sonthofen, dessen Firma Patzelt und Peter mit den archäologischen Untersuchungen beauftragt wurde. Und er stieß schon auf interessante Funde.

    Was sich hinter Spuren wie diesen verbirgt müssen Untersuchungen zeigen.
    Was sich hinter Spuren wie diesen verbirgt müssen Untersuchungen zeigen. Foto: Reinhold Radloff

    Doch zunächst die Ausgangssituation: Der dortige Bereich zwischen den beiden Flüssen Singold und Wertach war ehemals Überschwemmungsbereich und taugte nur bedingt als Siedlungsgebiet. Dort gab es aber trotzdem Wertvolles, sagt Patzelt: „Anmorige Böden, Schluff, Kalk, Sand Schilf und Kies.“ Alles Materialien, die auch schon in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt abgebaut und verwendet werden konnten.

    In der 70er Jahren wurden ein Skelett und Knochen gefunden

    Professionell wurde der Kiesabbau Anfang der 70er Jahre betrieben. In den „Unteren Schauwiesäckern Gewanne 1“ fand man dabei in etwa 80 Zentimeter Tiefe ein Skelett und Skelettteile sowie römische Keramik. Daraufhin wurde der mittlere Bereich des Neubaugebiets (rund 200 mal 200 Meter) als Bodendenkmal deklariert und wieder verfüllt. Mit weiteren Funden kann dort also nicht gerechnet werden.

    In den übrigen Breichen stießen die Arbeiter bei den jetzigen Schlitzgrabungen auf dem östlichen Flurstück auf zwei Gräben, einer von Nord nach Süd und einer von Süd nach West, etwa 90 bis 120 Zentimeter breit. „Durch Ziegel-, Nägel- und Wandheizungsfunde lässt sich auf Ent- oder Bewässerungsgräben schließen“, sagt Patzelt, was wiederum auf Badeanlagen und Toiletten aus römischer Zeit hindeutet. Es könnten also dort eventuell doch Gutshöfe gestanden haben, denn es fanden sich auch Pfostengruben, die auf Holzständerbauweise hindeuten könnten.

    Keine archäologischen Funde, sondern ein kleiner Ausschnitt dessen, wozu der mittlere Teil des Baugebiets vor einem halben Jahrhundert gedient hat: als Kiesgrube. Damals wurden dort allerdings Skelettteile gefunden.
    Keine archäologischen Funde, sondern ein kleiner Ausschnitt dessen, wozu der mittlere Teil des Baugebiets vor einem halben Jahrhundert gedient hat: als Kiesgrube. Damals wurden dort allerdings Skelettteile gefunden. Foto: Reinhold Radloff

    Außerdem entdeckt der Grabungstechniker einen Kreisgraben aus eventuell römischer oder vorgeschichtlicher Zeit. „Er könnte als Begräbnisplatz oder für rituelle Feiern gedient haben. Für einen Verteidigungsgraben ist er viel zu klein“, sagt Patzelt.

    Grabungsfirma beginnt nach Ostern mit weiteren Arbeiten in Schwabmünchen

    Am vergangenen Donnerstag endeten die Sondierungsarbeiten. Jetzt stimmt sich die Firma Patzelt und Peter mit dem Amt für Denkmalpflege ab, dokumentiert, entwirft eine Strategie und beginnt schon eventuell nach Ostern mit weiteren Arbeiten: Die Gräben werden geöffnet, das Gefälle wird bestimmt, auf Entstehung, Aufgabe und Nutzungsdauer geschlossen und alles wieder dokumentiert. „Diese Arbeiten nehmen bis zu drei Wochen in Anspruch. Dann sind wir mit den Grabungen durch und es geht mit Heimarbeit weiter. Wenn alles fertig ist, erteilt das Landesamt für Denkmalpflege die Freigab und der Aushub kann wieder verfüllt werden“, sagt Patzelt.

    Die neu entstandenen Aufzeichnungen dienen auch dazu, das Gesamtbild der Ausgrabungen in und um Schwabmünchen zu vervollständigen und mehr über die ursprüngliche Landschaft und ihre Nutzung zu erfahren.

    Patzelt rechnet nicht damit, dass etwas Erhaltenswertes im Boden gefunden wird. Er geht mit ziemlicher Sicherheit davon aus, dass es zu keiner zeitlichen Verzögerung bei den Bauarbeiten im Gebiet Südwest III kommt. „Die Stadt hat uns vorbildlich schon sehr früh mit Arbeiten beauftragt, um keine Komplikationen entstehen zu lassen“, sagt er.

    Lesen Sie hier, welche Einwände Bürger gegen das Baugebiet haben: Baugebiet: Was Bürger an den Plänen auszusetzen haben

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